Zusammengestellt von Georg Walter
Arminianer und Calvinisten
Zitate zum Thema „Umgang miteinander“
George Whitefield über Arminianer
Der überzeugte Calvinist George Whitefield war stets darauf bedacht, niemals ein Anstoß für das Evangelium zu sein. Als er von einem Calvinisten gefragt wurde, ob man John Wesley, einen überzeugten Arminianer, der die Gegenposition zur calvinistischen Theologie vertrat, im Himmel sehen würde, antwortete Whitefield:
„Ich fürchte nicht, denn er wird so nah am ewigen Thron und wir [Calvinisten] so weit davon entfernt stehen, dass wir ihn kaum sehen werden.“*
Whitefield achtete seine Geschwister in Demut höher als sich selbst (Phil 2,3).
*Warren Wiersbe, Wycliffe Handbook of Preaching and Preachers, Moody Press, Chicago, 1984, S. 255.
Spurgeon über Arminianer
Es war stets das Ansinnen des wahren Calvinisten – nicht der Hypercalvinisten, diese kann ich nicht verteidigen –, sich bewusstzumachen, dass es Gottes Gnade und nicht der eigene Verdienst ist, wenn er mehr Licht von Gott empfangen hat als andere. Darum ist Mildtätigkeit besonders wichtig, während das Rühmen ausgeschlossen ist. Wir reichen unsere Hand allen, die den Herrn Jesus Christus lieben, sei er, was er sein mag [Arminianer] oder nicht sein mag [Calvinist]! Die Lehre der Erwählung, ebenso wie der große Akt der Erwählung, hat nicht das Ziel, Israel von Israel zu scheiden, sondern Israel von den Ägyptern – nicht der Heilige soll vom Heiligen geschieden werden, sondern der Heilige von den Kindern dieser Welt!
Ein Mann kann erkennbar zu Gottes erwählter Familie gehören und doch, obwohl erwählt, nicht an die Lehre der Erwählung glauben! Ich bin überzeugt, dass es viele gibt, die zum Heil berufen sind und nicht an eine wirksame Berufung [d. i., nur die Auserwählten kommen zu Christus] glauben, und es gibt viele, die bis ans Ende ausharren und nicht an die Lehre des Beharrlichkeit der Heiligen glauben [d. i., das Heil kann nicht verloren gehen]. Wir sind der Hoffnung, dass die Herzen von vielen um vieles besser sind als ihr Kopf. Wir betrachten ihre Fehlurteile nicht als absichtliche Auflehnung gegen die Wahrheit, die in Jesus ist, sondern einfach als Irrtum ihres Urteils, und wir beten, dass Gott diesen korrigiert. Wir hoffen, dass auch sie, wenn sie der Meinung sind, dass wir uns irren, uns in gleicher Weise christliche Freundlichkeit erweisen. Und wenn wir uns unter dem Kreuz versammeln, erhoffen wir uns, dass alle zu der Einsicht kommen, dass wir in Christus Jesus eins sind, selbst wenn der Heilige Geist noch nicht alle von uns in die Tiefen und Breiten der Wahrheit geführt hat.
Charles Spurgeon, Effects of sound doctrine, New Park Street Chapel, Southwark, 22. April 1860.
Anmerkung von W. Plock: Zugegeben, hier schwingt der Anspruch mit, Calvinisten hätten „mehr Licht von Gott empfangen“. Spurgeon war eben von seinem Calvinismus völlig überzeugt. Gleichwohl meine ich, wir würden ihm Unrecht tun, wenn wir ihn auf die gleiche Stufe mit den leider vielfach spalterisch wirkenden Calvinisten unserer Tage setzen würden.
Spurgeon in Bezug auf Haarspalterei in theologischen Fragen (Predigt zu Römer 1,20-21)
Willst du freundlicherweise erkennen, dass, gemäß meinem Text, Erkenntnis von keinem Nutzen ist, wenn sie nicht zu einem heiligen Wandel führt? „Sie erkannten Gott.“ Sie hatten keinen Nutzen davon, Gott erkannt zu haben, denn „sie haben ihn nicht als Gott verherrlicht.“ Also mein theologischer Freund, der du viel weißt und in Bezug auf Lehren Haarspalterei betreiben kannst, es spielt keine Rolle, was du denkst oder was du weißt, es sei denn, es führt dazu, dass du Gott verherrlichst und ihm dankst. Nein, deine Erkenntnis mag ein Mühlstein um deinen Nacken sein, der dich in ewiges Leid hinabsinken lässt, es sei denn deine Erkenntnis mündet in heiligem Wandel.
Charles Spurgeon, Inexcusable Irreverence And Ingratitude, Predigt vom 13. Juli 1890 im Metropolitan Tabernacle, London.
Spurgeon zu 1. Timotheus 2,3-4
Und als Spurgeon über den Text „… denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 2,3-4) predigte, der für die Arminianer ein Beweis gegen die calvinistische Lehre ist, Christus sei nur für die Auserwählten gestorben, führte er aus:
Mag Gott, der Heilige Geist, unser Nachsinnen leiten, um an diesem Abend die besten praktischen Resultate hervorzubringen, damit Sünder errettet und die Heiligen zum Fleiß angespornt werden. Ich beabsichtige nicht, meinen Text kontrovers abzuhandeln. Es ist wie ein Stein, der ein Eckstein eines Gebäudes ist und jeweils eine andere Seite des Evangeliums beleuchtet. Zwei Seiten des Hauses der Wahrheit treffen hier aufeinander. In manch einem Dorf gibt es eine Ecke, wo der Träge auf den Streitsüchtigen trifft, und die Theologie kennt solche Ecken. Es wäre tatsächlich sehr einfach, eine Schlachtaufstellung einzunehmen und in der nächsten halben Stunde einen sehr erbitterten Angriff gegen jene auszuführen, die sich von uns in ihrer Meinung unterscheiden in Bezug auf die Punkte, die man aus diesem Text folgern kann. Ich sehe nicht, dass aus diesem etwas Gutes kommen könnte, und wir haben nur wenig Zeit übrig, und das Leben ist kurz, so dass wir es besser für etwas verwenden, das auf unsere Erbauung abzielt. Möge der gute Heilige Geist uns vor einem zänkischen Geist bewahren und uns dabei helfen, wirklich von seinem Wort zu profitieren.
Charles Spurgeon, Salvation by Knowing the Truth, Menton, 16. Januar 1880.
Tozer über den freien Willen
Die Problematik des freien Willens versus Gottes Souveränität kann in dieser Weise erklärt werden: Gottes Souveränität bedeutet, dass er alles unter seiner Kontrolle hat, dass er alles von Anfang an geplant hatte. Der freie Wille des Menschen bedeutet, dass er, wann immer er will, meistens die Entscheidung treffen kann, die ihm gefällt (natürlich innerhalb der Grenzen, die ihm als Mensch gesetzt sind). Der freie Wille des Menschen kann scheinbar den Ratschluss Gottes durchkreuzen und mit seinem Willen dem Willen Gottes widerstehen. Wie lösen wir diesen scheinbaren Widerspruch?
In all den Jahren haben zwei Gruppen innerhalb der Gemeinde versucht, dieses Dilemma auf unterschiedliche Weise zu lösen. Die eine Gruppe betont die Souveränität Gottes und glaubt, dass Gott alles von Anfang an geplant hat, dass Gott einige auserwählt hat, die errettet werden und einige, die verloren gehen, dass Christus für diejenigen starb, die errettet werden sollten, aber er starb nicht für diejenigen, die nicht errettet werden sollten. Das glauben die Anhänger von Calvin.
Auf der anderen Seite gibt es jene, die sagen, dass Christus für alle starb und dass der Mensch frei ist, eine Entscheidung zu treffen. Aber diejenigen, die die Souveränität Gottes in ausschließlicher Weise [aus calvinistischer Sicht] lehren, sagen, dass Gott nicht mehr souverän ist, wenn der Mensch in seiner Entscheidung frei ist. Denn, wenn ein Mensch eine Entscheidung treffen kann, die Gott nicht gefällt, dann kann Gott seine Pläne nicht ausführen.
Ich habe darüber immer wieder nachgedacht und bin zu einer Lösung dieses Dilemmas gekommen. Ich kenne niemanden, der in Predigt oder Schrift die gleiche Theorie zum Ausdruck gebracht hat. Theologen können mich korrigieren, wenn dies falsch ist. (Ich habe dies einst in der Gegenwart von Dr. Martin Lloyd-Jones, einer großen Autorität unter britischen Theologen, gepredigt, und er hat mir nicht widersprochen; er hat nur gelächelt. Er sagte nicht, dass er dies nicht glaube, aber er hat auch nicht gesagt, dass er dies glaube!) Aber ich möchte Ihnen dies gerne weitergeben und sehen, wie Sie darüber denken.
Gottes Souveränität bedeutet absolute Freiheit, oder? Gott ist absolut frei zu tun, was er tun will – überall, allezeit, in Ewigkeit. Und der freie Wille des Menschen bedeutet, dass er jede Entscheidung treffen kann, die er treffen will, selbst wenn er eine Entscheidung gegen Gottes Willen trifft. Hier prallen die Theologen aufeinander wie die Geweihe zweier Hirsche im Wald, welche sich solange winden, bis sie tot sind. Ich weigere mich, Partei für das eine oder andere Geweih dieses Dilemmas zu ergreifen! Ich sehe das so: Der allmächtige Gott ist souverän, er ist frei zu tun, was ihm gefällt. Zu den Dingen, die ihm wohlgefällig sind, gehört, dass er mir die Freiheit gibt zu tun, was ich will. Und wenn ich tue, was mir gefällt, dann erfülle ich den Willen Gottes, ich widerstehe ihm nicht, denn Gott in seiner Souveränität hat mir souverän die Freiheit gegeben, eine Entscheidung zu treffen.
Selbst wenn die Entscheidung, die ich treffe, nicht diejenige ist, die Gott an meiner Stelle getroffen hätte, wird seine Souveränität darin erfüllt, dass ich meine Entscheidung treffe. Und ich kann eine Entscheidung treffen, weil der große souveräne Gott, der vollkommen frei ist, zu mir sagte:
„In meiner souveränen Freiheit schenke ich dir ein wenig Freiheit. Nun ‚wähle an diesem Tag, wem du dienen willst‘ (Jos 24,15). Entscheide dich für das Gute oder Schlechte, wie es dir gefällt. Folge mir oder folge mir nicht, komme oder wende dich ab, Gehe in den Himmel oder in die Hölle.“
Aiden W. Tozer, The Attributes of God, S.149-150.