Übersetzt von Esther Dorendorf

Musst du irgendeine Bedingung erfüllen, damit Gott dich errettet? Die Antwort lautet: Ja! Gott macht es zwar nicht von deinem moralischen Verhalten, von deinen guten oder bösen Taten, abhängig, ob er dich errettet oder nicht, wohl aber von deinem Glauben, nämlich von deiner Bereitschaft, demütig deine bösen Taten zu bekennen und dein Vertrauen auf Christus zu setzen.

Calvinisten haben die falsche Schlussfolgerung gezogen, dass Gottes Entscheidung, jemanden zu erretten, NICHT von seinem Glauben abhängt. Ihrer Meinung nach ist der Glaube selbst ein gutes Werk; und kein Mensch kann dieses gute Werk vollbringen. Sie meinen, jeder Mensch sei von Geburt an unfähig, moralisch auf das Evangelium zu reagieren, selbst wenn es ihm klar und deutlich erklärt wird.

Der calvinistische Pastor John Piper sagt zum Beispiel:

Die Erwählung bedeutet, dass Gott diejenigen auswählt, die er retten möchte. Sie ist insofern bedingungslos, als es keine Bedingung gibt, die der Mensch erfüllen muss, bevor Gott ihn zur Errettung auserwählt. Der Mensch ist tot in seinen Übertretungen und Sünden. Deshalb gibt es keine Bedingung, die er erfüllen kann, bevor Gott sich entscheidet, ihn aus seinem toten Zustand zu erlösen.

Der Calvinist zieht den fehlerhaften Schluss, tot zu sein hieße, moralisch unfähig zu sein, auf Gottes Wahrheit zu reagieren. Deshalb sagen Calvinisten oft: „Wir sind tot, so wie Lazarus, als er in seinem Grab lag. Wir können nicht zu Christus kommen, bis er uns mit unserem persönlichen Namen herausruft …“

Schauen wir uns jedoch den Bericht von Lazarus genauer an, zeigt sich, dass diese Geschichte in Wirklichkeit der calvinistischen Auslegung deutlich widerspricht. Jesus sagte seinen Jüngern nämlich:

„Lazarus ist gestorben; und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort gewesen bin, damit ihr glaubt“ (Johannes 11,14-15).

Warum sollte Jesus so etwas sagen, wenn die calvinistische Lehre der unwiderstehlichen Gnade wahr wäre? Wenn der Glaube durch wirksame Gnade hervorgebracht würde, dann wäre es doch überflüssig, darauf hinzuweisen, dass dieses Wunder den Jüngern helfen könnte zu glauben.

Im Übrigen gibt es in der Bibel keine einzige Stelle, an der der Tod und die Auferstehung des Lazarus mit unserer persönlichen Errettung in Verbindung gebracht wird.

Wenn im Neuen Testament davon die Rede ist, dass wir „tot sind in unseren Sünden,“ dann ist das eine Redewendung, die zum Ausdruck bringen soll, dass wir aufgrund unserer Rebellion gegen Gott von ihm getrennt sind. Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn ist das perfekte Beispiel eines Menschen, der vom Vater getrennt war, weil er sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Als der Sohn wieder nach Hause zurückgekehrt war, sagte der Vater über ihn:

„Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; und er war verloren und ist wiedergefunden worden“ (Lukas 15,24).

Der Sohn war „tot,“ weil er verloren war und wegen seiner Rebellion vom Vater getrennt war, und nicht, weil er moralisch unfähig gewesen wäre, auf den Vater zu reagieren und demütig nach Hause zurückzukehren.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie das Wort „tot“ in der Bibel gebraucht wird, finden wir in Offenbarung 3,1-2: „Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist doch tot. Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff ist zu sterben…“ Jesus spricht hier zu der Gemeinde in Sardes. Es ist eindeutig, dass Jesus mit „tot sein“ hier nicht meint, dass die Gemeinde unfähig wäre, auf Gott zu reagieren. Vielmehr ist hier die Trennung vom Vater gemeint, weil die Gemeinde gegen den Vater rebelliert hat.

Forsche selbst nach: Nicht ein einziges Mal sagt uns die Schrift, „tot sein“ bedeute eine moralische Unfähigkeit, auf Gott und seine lebensspendende Wahrheit zu reagieren. Auch der Apostel Paulus gebraucht diesen Ausdruck in einem anderen Sinne, wenn er sagt, dass Christen sich als solche Menschen betrachten sollten, die „für die Sünde tot“ sind. Ganz offensichtlich bedeutet das nicht, dass wir unfähig wären zu sündigen, sondern vielmehr, dass wir uns jetzt von der Sünde trennen sollen, so wie wir einst durch die Sünde vom Vater getrennt waren.

Calvinisten haben den Denkfehler begangen, dass sie den Glauben mit einem guten Werk gleichgesetzt haben. Aus der Tatsache, dass wir keine guten Taten tun können, um gerettet zu werden, haben sie die Schlussfolgerung gezogen, dass wir auch nicht glauben könnten, denn der Glaube wäre für sich genommen eine gute Tat.

Stelle dir die Errettung durch gute Werke wie ein Seil vor, das unendlich weit bis in den Himmel hinaufreicht, und du müsstest da hinaufklettern, um dir deinen Weg in den Himmel zu verdienen. Und jemand käme da lang und sagte zu dir: Du kannst dieses Seil nicht hinaufklettern. Das Einzige, was dir helfen kann, ist das Seil loszulassen und auf Christus zu vertrauen, dass er dich hinaufträgt. Und ein Calvinist käme daher und meinte: Nein, das Seil loszulassen ist auch ein gutes Werk. Du kannst auch das nicht tun. Gott muss es für dich tun.

Was der Calvinist nicht versteht, ist Folgendes: Demütig zu bekennen, dass du dir deine Errettung nicht verdienen kannst, bedeutet nicht, dass du dir die Errettung mit deinem demütigen  Bekenntnis verdienen könntest. Wir werden weder durch unsere eigene Gerechtigkeit, noch durch unseren Glauben gerettet, sondern durch die Gerechtigkeit Christi, die uns durch Gottes Gnade zugerechnet wird. Die gute Nachricht lautet, dass unsere Errettung nicht von unseren guten Taten abhängt, unserer Fähigkeit, das Seil bis zum Himmel hinaufzuklettern, vielmehr hängt sie von unserem Vertrauen auf Christus ab, davon, dass wir das Seil loslassen und Christus bitten, uns hinaufzutragen.

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