Ziviler Ungehorsam aus Treue zum Herrn?

Eine Stellungnahme zur Erklärung der Grace Community Church (John MacArthur) vom 24. Juli 2020

Wilfried Plock & Matthias Swart (Version vom 12.08.2020)

 

Am 24. Juli 2020 veröffentlichten John MacArthur sowie die Pastoren und Mitältesten der Grace Community Church (GCC), Los Angeles, eine Erklärung auf ihrer gemeindeeigenen Homepage[1], in der die GCC erklärt, dass und warum man in Zukunft die gesetzlichen Vorgaben für religiöse Versammlungen in Zeiten von Covid-19 nicht länger befolgen wird.

Da diese Erklärung in übersetzter Form auch in Deutschland kursiert und sicherlich weite Verbreitung finden wird, und weil darin auch andere Gemeinden ausdrücklich aufgefordert werden, dem Vorbild der GCC zu folgen, wollen wir einige Aspekte dieser Erklärung betrachten und mit allem Respekt die Frage stellen, ob man manches nicht auch von der Schrift her anders beurteilen sollte. Wir werden dazu alle Auszüge aus der Erklärung zitieren und grundsätzliche Überlegungen anstellen.

Eine Erwiderung kann negative Begleiterscheinungen haben. Aber eine von Respekt geprägte Debatte ist sinnvoll und führt zu guten, fruchtbringenden Ergebnissen (vgl. Apg 15, Gal 2,11). Die notwendigen Voraussetzungen dafür sind dabei (1) Demut, die sich unter anderem darin zeigt, dass ein eigenes Irren nicht kategorisch ausgeschlossen wird und (2) ein prinzipielles Wohlwollen für den anderen, auch wenn man ganz und gar nicht mit des anderen Meinung übereinstimmt oder sie sogar für gefährlich hält (frei nach M. Loidl). Wir hoffen, dass wir beide Voraussetzungen erfüllen.

Der Text der Grace Community Church ist jeweils mit „GCC“ gekennzeichnet, unser Kommentar mit „P&S„.

 

GCC: Lieber Pastor, lieber Gemeindeleiter,

Unsere Nation hat nie zuvor eine solche Regierungskontrolle über die Zusammenkünfte der Gemeinde erlebt, wie sie aktuell in unserem Bundesstaat wie auch landesweit angestrebt wird. Diese Einschränkungen könnten sehr wohl Vorboten weiterer zukünftiger Feindseligkeiten sein. In diesem entscheidenden Moment haben wir die Gelegenheit, zu der Wahrheit zu stehen, dass Christus das Haupt und der Herr seiner Gemeinde ist und dass er seine Autorität an die Pastoren und Ältesten jeder lokalen Versammlung delegiert hat.

Die Gemeinden benötigen dringend klare Anweisungen und Überzeugungen, um dem aktuellen Einmischen der Regierung in Gemeindeangelegenheiten und den Einschränkungen entgegen zu treten. Da sie diese Not erkannt haben, haben die Ältesten der Grace Community Church eine Stellungnahme veröffentlicht, um zu bekräftigen, was der Herr seiner Gemeinde zu allen Zeiten gebietet, insbesondere dann, wenn staatliche Behörden solche Maßnahmen durchsetzen.

Mein Gebet ist, dass diese Stellungnahme dazu beitragen möge, dass Sie sich weiterhin mutig als Gemeinde zum Gottesdienst versammeln und unserem großen Hirten Gehorsam leisten.

Im Dienste unseres gemeinsamen Herrn,

John MacArthur

 

P&S: Diese Zeilen könnte man als Aufruf zum so genannten „zivilen Ungehorsam“ verstehen. Der Text weist an anderen Stellen deutlich in diese Richtung:

„Gehorsam wäre Ungehorsam gegenüber den klaren Geboten unseres Herrn.“

„Pastoren, die ihre von Christus delegierte Autorität in der Kirche an einen zivilen Herrscher abtreten, haben sich ihrer Verantwortung vor ihrem Herrn entzogen und die von Gott bestimmten Autoritätssphären verletzt.“

„Unser Gebet ist, dass jede treue Gemeinde im Gehorsam gegenüber unserem Herrn zu uns steht.“

Wie sollen die Gemeinden in Deutschland, wie wollen wir uns dazu verhalten? Was sind die Gründe, die von der GCC genannt werden, und inwieweit sind diese nachvollziehbar oder zu hinterfragen?

Natürlich wollen wir hiermit nicht pauschal John MacArthur als Person, Pastor und segensreichen Lehrer und Autor in Frage stellen: Es gibt wohl nur wenige lebende Christen, die weltweit einen solchen Einfluss in der Gemeinde Jesu ausgeübt haben wie er. In fast allen Ländern der Erde finden sich Leiter, die direkt oder indirekt durch ihn ausgebildet wurden. Vor seiner Lebensleistung haben wir allerhöchsten Respekt.

Und dennoch müssen wir ihn und seine Co-Autoren im Blick auf diese Veröffentlichung von der Schrift her hinterfragen. Wir tun das nicht leichtfertig. Wir würden es lieber anderen überlassen. Wenn wir es dennoch wagen, möchten wir das in dem Bewusstsein unserer eigenen beschränkten Erkenntnis tun, und im Bewusstsein, dass es viele und notvolle Begleiterscheinungen der Corona-Situation gibt, die niemand leichtfertig ignorieren kann. Wir sind uns bewusst, dass es hier durchaus Bereiche gibt, in denen jede Gemeinde mit reinem Gewissen vor dem Herrn ihren eigenen Weg finden muss.

Wir halten es selbstverständlich nicht per se für falsch, das Handeln der Regierung kritisch zu betrachten. Wir wollen keineswegs sagen, dass wir fraglos alles, was hier entschieden wird, für unfehlbar richtig halten. Und wir hoffen und beten, dass die Regierenden Weisheit haben mögen, aus den bisherigen Entwicklungen die richtigen Schlüsse zu ziehen, welche Maßnahmen beibehalten und wo Kursänderungen vorgenommen werden müssen.

Aber wir befürchten, dass der Schaden, der durch den Aufruf der GCC weltweit – sehr wahrscheinlich auch im deutschsprachigen Raum – angerichtet werden kann, immens sein wird.

Es folgt nun immer zuerst die Übersetzung des Originaltextes von Esther Dorendorf & Wilfried Plock und dann unsere Anmerkungen.

 

GCC: Christus, nicht der Kaiser, ist Haupt der Gemeinde

Eine biblische Verteidigung der Pflicht der Gemeinde, ihre Türen offen zu halten

Christus ist Herr über alle. Er ist das wahre Haupt der Gemeinde (Epheser 1,22; 5,23; Kolosser 1,18. Er ist auch der König der Könige – der souveräne Herrscher über jede irdische Autorität (1. Timotheus 6,15; Offenbarung 17,14; 19,16. Die Grace Community Church hat sich schon immer auf diese unverrückbaren biblischen Prinzipien gestellt. Als sein Volk ordnen wir uns seinem Willen und seinen Geboten unter, so wie es die Schrift uns offenbart.

P&S: Dass Christus Haupt seiner Gemeinde ist, ist ebenso unsere Überzeugung – und natürlich ist er der Herrscher über alle weltlichen Herren. Allerdings hat er der irdischen Gewalt (dem Staat) bestimmte Ordnungsaufgaben übertragen, als „Dienerin“, uns „zum Guten“ (Röm 13,4).

GCC: Daher können und werden wir ein Moratorium, welches eine Regierung über unsere wöchentlichen Gottesdienste und andere regelmäßige Gemeindeversammlungen verhängt, nicht hinnehmen. Eine Befolgung dieser Anordnungen wäre Ungehorsam gegenüber den eindeutigen Geboten unseres Herrn.

P&S: Diese Schlussfolgerung ist unseres Erachtens leider falsch. Dazu weiter unten mehr.

GCC: Einige werden meinen, dass man sich mit einer solch entschiedenen Stellungnahme unvermeidlich in Widerspruch zu dem biblischen Gebot setzt, sich den regierenden Autoritäten unterzuordnen, so wie es in Römer 13 und 1. Petrus 2 beschrieben wird. Tatsächlich ordnet die Schrift an, dass man sich jeder regierenden Autorität sorgfältig und gewissenhaft unterordnet, und dies schließt Könige, Gouverneure, Arbeitgeber und alle von ihnen Beauftragten ein (in den Worten des Petrus „nicht nur den guten und gerechten, sondern auch den launischen“ [1. Petrus 2,18]).

Solange die staatlichen Behörden nicht versuchen, kirchliche Autorität zu ergreifen oder Verordnungen zu erlassen, die uns den Gehorsam gegen das Gesetz Gottes verbieten, muss ihrer Autorität gehorcht werden, ob wir mit ihren Regelungen übereinstimmen oder nicht. Mit anderen Worten: Das Gewissen des einzelnen Christen ist an Römer 13 und 1. Petrus 2 gebunden. Wir müssen unseren zivilen Autoritäten gehorchen, weil sie Gewalten sind, die Gott selbst verordnet hat.

P&S: Wir fragen, ob man die Corona-Einschränkungen wirklich schon als einen unzulässigen Eingriff in das Leben einer neutestamentlichen Gemeinde interpretieren muss. Handelt es sich bereits um Christenverfolgung oder sind es berechtigte Schutzmaßnahmen des Staates? Richten sich die Maßnahmen nur oder in besonderem Maße gegen Christen oder religiöse Gemeinschaften? Gibt es für die Maßnahmen wirklich keinen sachlogischen Grund?

GCC: Während jedoch die Zivilregierung mit göttlicher Autorität bekleidet ist, den Staat zu regieren, verleiht keiner der beiden Texte (und auch keine andere Bibelstelle) den bürgerlichen Herrschern Jurisdiktion über die Kirche. Gott hat in der menschlichen Gesellschaft drei Institutionen eingerichtet: die Familie, den Staat und die Gemeinde.

P&S: Die Leiter der Grace Community Church (GCC)  stellen hier eine Behauptung auf, die einem Axiom[2] gleicht. Diese drei Einrichtungen Gottes – Familie, Gemeinde und Staat – stehen unseres Erachtens nicht gleichberechtigt nebeneinander. Außerdem vergleicht MacArthur hier in gewissem Sinn Äpfel mit Birnen. Während Familie und Staat sichtbare, irdische Einrichtungen sind, ist die Gemeinde Jesu Christi ein unsichtbarer, geistlicher und letztlich himmlischer Organismus (vgl. Eph 1 – 3). Die Gemeinde Jesu hat keinerlei politische Macht. Sie besitzt hier auf der Erde Knechtsgestalt (1Kor 4,9-13).  Darum ist es unzulässig und theologisch falsch gewichtet, alle drei ungleichen Kategorien auf die gleiche Stufe zu stellen. Dass jeder Christ zugleich auch Bürger seines Staates mit allen Rechten und Pflichten ist, bleibt davon völlig unberührt.

GCC: Jede Institution hat ihre Sphäre der Autorität mit einer rechtlichen Zuständigkeit, die respektiert werden muss. Die Autorität eines Vaters ist auf seine eigene Familie   begrenzt. Die Autorität der Gemeindeleiter (die Christus an sie delegiert hat) ist auf Gemeindeangelegenheiten begrenzt. Und die Regierung ist speziell dazu beauftragt, die Aufsicht über und die Sicherung des bürgerlichen Friedens und des Wohlergehens innerhalb der Grenzen einer Nation oder einer politischen Gemeinde auszuüben.

P&S: Wenn jedoch ein Familienvater versagt und beispielsweise seinen Angehörigen Gewalt antut, dann kommt sehr schnell der Staat – z.B. in Form des Jugendamtes oder einer ähnlichen Institution – und greift ein.

GCC: Gott hat bürgerlichen Herrschern keine Autorität über die Lehre, Praxis oder Politik der Gemeinde gewährt. Der biblische Rahmen begrenzt die Autorität jeder Institution auf ihre spezifische Jurisdiktion. Die Gemeinde hat nicht das Recht, sich in die Angelegenheiten einzelner Familien einzumischen und die elterliche Autorität zu missachten. Eltern haben nicht die Autorität, zivile Angelegenheiten zu regeln und dabei Regierungsbeamte zu umgehen. Und gleicherweise haben Regierungsbeamte kein Recht, in kirchliche Belange auf eine Art und Weise einzugreifen, welche die gottgegebene Autorität von Pastoren und Ältesten untergräbt oder missachtet.[3]

P&S: Hier kommt es nach unserer Einschätzung nun doch sehr stark darauf an, wie man die Dinge definiert: Was ist die „Politik“ einer Gemeinde? Wie weit reicht die Autorität einer Gemeindeleitung, z. B. bezüglich der Rahmenbedingungen der Gemeindeveranstaltungen?  Hier muss die Antwort lauten: Der Staat überschreitet genau dann seine Kompetenzen, wenn er die Gemeinde daran hindert, die klaren Gebote Gottes zu befolgen.[4]

In die Lehre einer Gemeinde sollte sich der Staat beispielsweise wirklich nicht einmischen; auch die Frage, wer zur Gemeinde gehört und wie Gemeindezucht geübt wird, darf nicht von staatlichem Vereinsrecht bestimmt werden.

Natürlich darf die Gemeinde sich nicht verbieten lassen, das Wort Gottes zu verkündigen und das Evangelium zu verbreiten. Aber wenn der Staat bestimmte Verhaltensregeln erlässt, um das höhere Interesse des Schutzes schwacher Bürger vor Ansteckung mit einem Virus zu verfolgen, dann gelten diese Regeln allen Bürgern – Moslems und Hindus, Areligiösen und Christen, Schützenvereinen und Golfclubs. Hier stehen die Individuen im Vordergrund und nicht Gruppen oder Institutionen.

Wenn der Staat direkt und ohne äußeren Anlass das Versammeln von Christen zum Zweck der Anbetung Gottes verbieten würde, dann würde man ihm sicher nicht gehorchen, ebenso wenn er bestimmte Regelungen zum Schein einführen würde, die auf ein solches Verbot abzielten (wie das Gesetz des Darius, das nach dem Plan der Feinde Daniels nur auf dessen Gebetszeiten abzielte). Solchen Geboten haben weder Daniel noch die Christen der ersten Jahrhunderte gehorcht.

Solange wir hier auf dieser Erde sind, müssen wir Christen uns der jeweiligen Obrigkeit unterordnen. Als Paulus das 13. Kapitel des Römerbriefs schrieb, herrschte in Rom der blutrünstige Kaiser Nero. Wir alle wissen, was er mit den Christen gemacht hat. Dennoch forderte Paulus die Christen in Rom auf, sich grundsätzlich der Obrigkeit unterzuordnen (Röm 13,1-7). Wir sollten uns auch nicht vorschnell auf die „clausula Petri“ berufen. Als Petrus ausrief, „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29), da schleuderte er diese Worte seinen damaligen RELIGIÖSEN LEITERN entgegen – nicht dem König Herodes. Mit anderen Worten: Was der Vertreter einer Kirche sagt, ist für uns Christen nicht verbindlich. Petrus hat lediglich der geistlichen Führung seiner Zeit mitgeteilt, dass er gegen deren Anordnung weiter evangelisieren würde.

Aber bevor man gegen einen Erlass wie den aktuellen, der immer noch so viel Spielraum lässt, mit zivilem Ungehorsam vorgeht, sollte man bedenken: Kann man wirklich sicher sagen, dass die Maßnahmen sich eigentlich gegen die Gemeinde und ihre Versammlungen richten und nur angeblich Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung sind? Kann man sicher darlegen, dass Corona keine Bedrohung darstellt und deshalb diese Maßnahmen wirklich unnötig sind?

Zeigen einige Aussagen dieses Statements nicht deutlich, worum es eigentlich geht: Glaubt man bei Grace Community Church an die Gefährlichkeit von Covid-19 oder hält man die getroffenen Maßnahmen für verschleierte Aktionen gegen die Gemeinden? Vielleicht wäre es gut, das dann auch so zu formulieren?

GCC: Wenn eine dieser drei Institutionen die Grenzen ihrer Zuständigkeit überschreitet, ist es die Pflicht der anderen Institutionen, sie in ihre Schranken zu verweisen. Wenn also irgendein Regierungsbeamter Weisungen erteilt, um den Gottesdienst zu reglementieren (wie zum Beispiel ein Verbot des Singens, eine Obergrenze für die Besucherzahl oder das Untersagen von Versammlungen und Gottesdiensten), dann übertritt er die legitimen Grenzen seiner von Gott verordneten Autorität als Regierungsvertreter und schanzt sich selbst die Autorität zu, die Gott ausdrücklich  nur an den Herrn Jesus Christus als dem Souverän über sein Königreich, welches die Gemeinde ist, verliehen hat. Seine Herrschaft wird durch solche Pastoren und Älteste, die sein Wort lehren, an die einzelne örtliche Gemeinde vermittelt (Matthäus 16,18-19; 2. Timotheus 3,16 – 4,2).

P&S: Wir halten diese Argumentation für falsch. Hier wird die Sicht von der Autonomie einer Ortsgemeinde nach unserem Dafürhalten überzogen. Die Theologie, die hier zugrunde liegt, lässt einigen Spielraum für eine Überschreitung der Zuständigkeiten – indem nämlich die Gemeinde sich staatliche Entscheidungsräume aneignet. Man müsste also schon sorgfältig überlegen, was denn wirklich der Gemeinde durch ein Gebot Gottes aufgetragen ist und deshalb vom Staat nicht in Frage gestellt werden kann. Besucherzahlen gehören unseres Erachtens nicht dazu.

Der Staat als von Gott eingesetzte Erhaltungsordnung hat das Recht und die Pflicht, alle seine Bürger zu schützen – auch vor den Folgen einer Pandemie. Und das völlig unabhängig von der politischen Einstellung oder Weltanschauung oder Religion der Bürger. Wenn dann vorübergehend das gemeinsame, laute Singen ohne Maske verboten wird (für Chöre wie für Kirchen), halten wir das noch nicht für einen Anlass zum Ungehorsam gegen Gottes Gebot. Es finden viele gottesdienstliche Versammlungen statt, in denen wunderschöne geistliche Lieder per Playback eingespielt werden, sodass jeder Teilnehmer diese Lieder in seinem Herzen mitsingen kann (Eph 5,19). In der Tat kann man auch mit Maske singen – es ist zwar nicht angenehm, aber keineswegs unmöglich.

Die Grace Community Church liegt nun einmal in den USA, dem derzeit am heftigsten von der Corona-Pandemie betroffenen Land der Welt. Florida, Texas und Kalifornien haben die höchsten Infektionsraten. Ist unter diesen Umständen das Verhalten der GCC-Verantwortlichen nicht vielleicht doch vor allem rücksichtslos? Haben sie bedacht, welche verheerende Wirkung es hätte, wenn in ihrer Gemeinde ein Corona-Ausbruch stattfinden würde? Viele Feinde des Evangeliums würden mit Fingern auf die Gemeinde zeigen. Am 26. Juli versammelten sich dort Tausende von Besuchern, ohne Abstandsregeln zu beachten und ohne Mund-Nasen-Schutz.[5] Wir halten das für einen vermeidbaren Leichtsinn.

Und hat John MacArthur bedacht, welche fatalen Folgen es haben kann, dass er quasi alle „treuen“ Gemeinden weltweit aufgefordert hat, seinem riskanten Beispiel zu folgen? Angesichts dieser vorhersehbaren Schäden könnten wir wirklich weinen.

GCC: Daher teilen wir, die Pastoren und Ältesten der Grace Community Church, als Reaktion auf die kürzlich ergangenen staatlichen Verfügungen, unserer bürgerlichen Führung mit, dass sie ihren legitimen Zuständigkeitsbereich überschritten haben, und dass die Treue zu Christus es uns verbietet, die Einschränkungen einzuhalten, die sie unseren gemeinschaftlichen gottesdienstlichen Versammlungen auferlegen wollen.

P&S: Dies ist eine sehr starke Aussage. Der Name des Herrn und die Treue zu ihm werden unmittelbar verwendet, um dem Staat den Gehorsam aufzukündigen. Hier möchten wir noch einmal die Frage stellen: Haben die Verantwortlichen der Grace Community Church wirklich Zugang zu Erkenntnissen, die sicherstellen, dass die verhängten Maßnahmen unangemessen und übergriffig in dem Maße sind, um eine solche Antwort zu rechtfertigen? Kann es nicht auch sein, dass die Behörden von Los Angeles nicht ihre Kompetenzen überschritten, sondern nach menschlichem Ermessen vorsorglich gehandelt haben? Natürlich, die Verantwortungsträger müssen Entscheidungen treffen und schießen dabei vielleicht auch einmal über das Ziel hinaus. Wir möchten übrigens nicht mit ihnen tauschen.

In diesem Zusammenhang ist die Feststellung wichtig, dass Petrus wörtlich davon spricht, dass wir uns „aller menschlichen Einrichtung“ unterstellen sollen (1Petr 2,13). Das Wort „menschlich“ drückt gerade aus, dass eine Behördenentscheidung nicht über alle Kritik erhaben sein muss.

GCC: Anders ausgedrückt, ist es noch nie das Privileg der Zivilregierung gewesen, den Gottesdienst zu ordnen, zu verändern, zu verbieten oder zu verfügen.

P&S: Wir meinen: Die Gemeinde Jesu in der westlichen Welt hat sich daran gewöhnt, viele staatliche Einrichtungen, die sie privilegieren, als selbstverständliches Recht wahrzunehmen. Man denke nur an den Sonntag – der natürlich in immer mehr Wirtschaftszweigen als freier Tag unter Druck gerät, aber doch nach wie vor so flächendeckend geachtet wird, dass im Wesentlichen eine Versammlung der Gläubigen recht einfach möglich ist. Wir nehmen es also als selbstverständlich hin, dass der Staat die Rahmenbedingungen für einen „christlich begangenen“ Sonntag schafft (obwohl wir natürlich wissen, dass es diesbezüglich kein neutestamentliches Gebot gibt) – aber wenn ein gesundheitspolitischer Eingriff in die Anzahl der Personen bei einer Versammlung erfolgt, dann weisen wir das als unzulässige Einmischung zurück? Das scheint uns nicht konsequent.

Der Ablauf unserer Gottesdienste ist der Zivilregierung normalerweise gleichgültig – es sei denn, es werden Gesetze übertreten. Darum haben die Behörden der Grace Community Church inzwischen angedroht, bei weiteren Zuwiderhandlungen die Strom- und Wasserversorgung zu unterbinden.

GCC: Wann, wie und wie oft sich die Gemeinde zur Anbetung trifft, ist nicht Cäsar unterworfen. Cäsar selbst ist Gott unterworfen. Jesus bestätigte dieses Prinzip, als er zu Pilatus sagte: „Du hättest gar keine Vollmacht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre“ (Johannes 19,11). Und weil Christus das Haupt der Gemeinde ist, gehören gemeindliche Belange zu seinem Königreich, nicht zu Cäsars. Jesus unterschied sehr genau zwischen diesen beiden Königreichen, als er sagte: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Markus 12,17). Unser Herr selbst gab dem Kaiser immer das, was dem Kaiser gehörte, aber niemals bot er dem Kaiser das an, was einzig und allein Gott gehört.

P&S: Die Unterscheidung der so genannten „Zwei Reiche“, die wir prinzipiell anerkennen, hat aber unser Herr nicht vorgenommen, damit wir als Gemeinde autonom werden und uns nicht mehr der Obrigkeit beugen müssten. Welche Anordnungen des Neuen Testaments werden denn durch die Anordnungen des Staates verhindert? Es gibt Versammlungsmöglichkeiten – nicht mit zehntausend Personen, aber mit durchaus angemessenen Gruppengrößen. Nicht die Gemeinde Jesu als solche ist gehindert, sich zu versammeln – John MacArthurs Gemeinde ist allerdings verhindert, sich in der gewohnten Form und Zahl zu versammeln.

Kann es sein, dass diese Pandemie unter anderem eine Gelegenheit zum Hinterfragen allzu selbstverständlicher Gemeindetraditionen ist? Uns scheint, der Herr hat es schon manchmal getan: Die Mission des Umlandes und der Nationen wurde im ersten Jahrhundert deutlich beschleunigt durch Verfolgung und Zerstreuung in Jerusalem und Judäa; die Pandemien der ersten Jahrhunderte waren Katalysatoren des Gemeindewachstums.

Wenn man sagt, die zahlenmäßige Beschränkung der Versammlungen mache es „prinzipiell unmöglich, sich als die Gemeinde zu versammeln“ (Hervorhebung im Original), dann ist das eine sehr schwerwiegende Behauptung: Die Erklärung der Grace Community Church zieht daraus ja auch die Konsequenzen, dass es eben kein Thema für das Gewissen der jeweiligen Gemeindeleitungen sei, sondern dass jede Gemeinde, die treu zu ihrem Herrn steht, zu dem gleichen Schluss kommen müsse – nämlich zum Ungehorsam gegen diese unzulässigen Vorschriften. Da somit eine wirklich große Last auf dem zitierten Satz ruht, müsste man ihn unbedingt aus dem Neuen Testament belegen können. Können das die Leiter der GCC?

GCC: Als Pastoren und Älteste können wir nicht irdischen Autoritäten irgendein Privileg oder eine Vollmacht übergeben, die einzig und allein Christus als dem Haupt seiner Gemeinde gehört. Die Pastoren und die Ältesten sind diejenigen, denen Christus die Pflicht und das Recht gegeben hat, seine geistliche Autorität in der Gemeinde auszuüben (1. Petrus 5,1-4; Hebräer 13,7.17) – und die Schrift allein definiert, wie und wem sie zu dienen haben (1. Korinther 4,1-4). Sie sind nicht verpflichtet, Verordnungen einer Zivilregierung zu befolgen, die versucht, den Gottesdienst oder die Führung der Gemeinde zu reglementieren. Tatsächlich haben Pastoren, die die von Christus an sie delegierte Autorität über die Gemeinde an einen Beamten abgetreten haben, ihre Verantwortung vor dem Herrn abgegeben und die von Gott verordneten Sphären der Autorität genauso verletzt, wie der säkulare Beamte, der illegitimer weise seine Autorität der Gemeinde auferlegt.

P&S: Hier erklärt MacArthur quasi jede Ortsgemeinde – ob mit 10 oder mit 10.000 Gemeindegliedern – zu einem Staat im Staate. Ist diese Sicht wirklich vom Neuen Testament gedeckt? Haben die Apostel die damaligen Gemeinden angewiesen, wegen jeder Sache einen Konflikt mit der Obrigkeit zu provozieren (wie z.B. die Zeloten zur Zeit Jesu) und deren Verfolgung auf sich zu ziehen? Kann man die Corona-Regeln wirklich zum „status confessionis“ stilisieren?

GCC: Seit mehr als 40 Jahren enthält das Glaubensbekenntnis unserer Gemeinde folgenden Abschnitt:

Wir lehren die Autonomie der Ortsgemeinde; sie ist unabhängig von externer Autorität oder Kontrolle, hat das Recht, sich selbst zu verwalten und keine Hierarchie von Einzelpersonen oder Organisationen darf sich in ihre Belange einmischen (Titus 1,5). Wir lehren, dass es der Schrift entspricht, wenn bibeltreue Gemeinden miteinander kooperieren, um den Glauben vorzustellen und zu verbreiten. Jede Ortsgemeinde sollte jedoch, durch ihre Ältesten und deren Auslegung und Anwendung der Schrift, selbst entscheiden, welches Ausmaß diese Kooperation annimmt und welche Methoden dabei zum Tragen kommen. Auch sollten die Ältesten alle anderen Belange, wie die Mitgliedschaft, die Kirchenpolitik, die Kirchendisziplin, die Wohltätigkeit und Verwaltungsarbeiten bestimmen (Apostelgeschichte 15,19-31; 20,28; 1. Korinther 5,4-7.13; 1. Petrus 5,1-4).

P&S: Bei allem Respekt: Die oben beschriebene Sicht halten wir für falsch. Eine Gemeinde ist nicht unabhängig von jeder externen Kontrolle. So hat zum Beispiel das Finanzamt sehr wohl das Recht zu prüfen, ob Gelder in einer Gemeinde korrekt verwaltet werden.

Hier liegt eine gewisse (reformierte) Theologie zugrunde, die die Ortsgemeinde in unzulässiger Weise erhöht und quasi für autark erklärt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch keine ecclesia triumphans (triumphierende Gemeinde), sondern noch eine ecclesia patiens (leidende Gemeinde) sind, eine Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt!

GCC: Zusammengefasst heißt das: Wir brauchen nicht die Genehmigung des Staates, um unserem Herrn so zu dienen und ihn so anzubeten, wie er es uns befohlen hat. Die Gemeinde ist Christi kostbare Braut (2. Korinther 11,2; Epheser 5,23-27). Sie gehört ihm allein. Sie existiert aus seinem Willen heraus und dient ihm unter seiner Autorität. Er wird keinen Angriff auf ihre Reinheit dulden und keinen Verstoß gegen sein Hauptsein über sie tolerieren. Das wurde alles bereits festgelegt, als Jesus sagte: „… will ich meine Gemeinde bauen und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16,18).

P&S: Und der Staat braucht keine Genehmigung, die Verstöße gegen seine Regeln zu ahnden. Genau das werden die Behörden von Kalifornien jetzt wahrscheinlich tun.

GCC: Christi Autorität ist „hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in dieser Weltzeit, sondern auch in der zukünftigen; und [Gott, der Vater] hat alles [Christi] Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt“ (Epheser 1,21-23).

Dementsprechend schließt die Ehre, die wir zu Recht unseren irdischen Statthaltern und Richtern schuldig sind (Römer 13,7), nicht das Einverständnis mit ihren Bestimmungen ein, wenn sie versuchen, die gesunde Lehre zu zersetzen, biblische Moral zu untergraben, kirchliche Autorität auszuüben oder auf irgendeine andere Art und Weise Christus als Haupt der Gemeinde zu ersetzen.

P&S: Ja, manchmal agieren weltliche Staatsvertreter so – aber unseres Erachtens nicht im Zusammenhang mit den Corona-Bestimmungen. Das Haupt der Gemeinde wird sich freuen, wenn sich die Christen im Zusammenhang mit Pandemien als treufürsorgende, liebevolle Helfer erweisen und das Vorbild und den Dienst der Nächstenliebe ganz praktisch ausüben.[6]

Warren Wiersbe schreibt in seinem Amos-Kommentar: „Die Menschen können noch so viele religiöse Veranstaltungen besuchen, aber wenn sich daraus nicht Gehorsam Gott gegenüber und Interesse am Wohlergehen unserer Mitmenschen entwickelt, sind diese Veranstaltungen sinnlos“.[7]

Unser Verhalten als Gemeinde wird langfristige Folgen für unser Zeugnis haben: Wie werden wir eigentlich den Friseur neben dem Gemeindehaus mit dem Evangelium erreichen, der durch seine notgedrungene Unterordnung unter die staatlichen Maßnahmen in Existenznot geraten ist? Er kann sich ja nicht auf die Autonomie des Friseurhandwerks von der staatlichen Gewalt berufen. Er hat gesehen, wie die Christen die staatlichen Anordnungen ignoriert haben, wie vielleicht dadurch die Maßnahmen in die Verlängerung gingen, weil die Fallzahlen stiegen, und wie sein Geschäft durch seine Rechtschaffenheit (und unseren Ungehorsam) ruiniert wurde. Wie wollen wir ihm das Evangelium nahebringen?

GCC: Die biblische Ordnung ist eindeutig: Christus ist der Herr über den Kaiser, nicht umgekehrt. Christus, nicht der Kaiser, ist Haupt der Gemeinde. Umgekehrt übt die Gemeinde in keiner Weise Herrschaft über den Staat aus. Noch einmal: Es handelt sich um verschiedene Königreiche und Christus ist der Souverän über beide. Weder die Gemeinde noch der Staat hat eine höhere Autorität als Christus selbst, der verkündete: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18).

P&S: Wir leben nach unserem Verständnis in der Letztzeit der Endzeit. Ohne Zweifel wird sich die Schlinge um bibeltreue Christen Stück um Stück weiter zuziehen. Verfolgung gab es während der letzten zwei Jahrtausende ununterbrochen. Aber sie wird noch weiter zunehmen – auch im so genannten freien Westen. „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2Tim 3,12).

Denken wir beispielsweise an die Hebammen in Ägypten, die sich weigerten die neugeborenen israelitischen Knaben umzubringen (2Mos 1,15-20). Oder an die drei Freunde Daniels, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, die lieber in den Feuerofen gingen als Nebukadnezars Standbild anzubeten (Dan 3).

Es gibt Situationen, in denen Christen bereit sein müssen, Leiden zu erdulden, wenn sie Christus treu bleiben wollen. Selbstverständlich. Aber wegen der Corona-Beschränkungen? Dieses Thema sollte unseres Erachtens überhaupt nicht mit Verfolgung zusammen genannt werden. In autoritär regierten Staaten könnte das Verhalten der GCC zudem dazu führen, dass ihre Befürchtung, die Christen könnten ihrer Herrschaft gefährlich werden, Nahrung bekommt – sehr zum Nachteil dortiger Christengemeinden (Roland Antholzer).

Uns ist ebenfalls bewusst, dass wir Christen auch schon oft „zu gehorsam“ waren, wo wir hätten lautstark protestieren müssen. Die Gläubigen hätten früher auf die barbarische Sklaverei aufmerksam machen müssen und die „Deutschen Christen“ hätten sich ganz gewiss gegen den Nationalsozialismus stellen sollen. Aber in beiden Fällen wurden Gottes klare Gebote in eklatanter Weise übertreten. Bei Corona geht es allenfalls um Variationen traditioneller Formen. Das ist ein großer Unterschied.

In der ganzen Schrift sehen wir immer wieder, wie Gott Propheten berief. Oft waren es ungebildete Männer, die dann mutig den Königen oder auch den religiösen Führern die Leviten lasen. Johannes den Täufer kostete es buchstäblich den Kopf. Solche mutigen Männer und Frauen braucht es auch in der Christenheit. Unbedingt. Wir reden keinerlei Duckmäusertum das Wort.

GCC: Wir argumentieren hier nicht verfassungsrechtlich, obwohl der erste Zusatz der Verfassung der Vereinigten Staaten in seiner Einleitung ausdrücklich folgendes Prinzip betont: „Der Kongress darf kein Gesetz verabschieden, das eine Religion   etabliert oder deren ungehinderte Ausübung untersagt.“ Das Recht, auf das wir uns berufen, wurde nicht durch unsere Verfassung eingeführt. Es ist eines jener unveräußerlichen Rechte, das von Gott gegeben wurde, der die menschliche Regierung eingeführt und sowohl die Reichweite als auch die Grenzen der staatlichen Autorität festgelegt hat (Römer 13,1-7). Unser Argument basiert also nicht auf dem ersten Zusatz unserer Verfassung, es gründet sich auf denselben biblischen Prinzipien, auf denen die Verfassung selbst fußt. Die Ausübung der wahren Religion ist eine Pflicht, die Gott allen Männern und Frauen, die nach seinem Bilde geschaffen sind, aufgetragen hat (1. Mose 1,26-27; Apostelgeschichte 4,18-20; 5,29; vgl. Matthäus 22,16-22). Anders ausgedrückt: Die Freiheit der Religionsausübung ist ein Gebot Gottes – nicht ein Privileg des Staates.

P&S: Ja, aber hier muss man bedenken, dass die Freiheit des Einzelnen oder die Freiheit einer Gruppe immer dort ihre Grenzen hat, wo andere Menschen beeinträchtigt oder sogar an Leib und Leben gefährdet werden. Derselbe Herr, der einmal seine Feinde niederwerfen wird, war wunderbar mitfühlend und barmherzig mit den Schwachen.

GCC: Außerdem muss in diesem Zusammenhang Folgendes festgestellt werden: Christus ist immer treu und wahrhaftig (Offenbarung 19,11) – menschliche Regierungen hingegen nicht. Die Schrift sagt: „Die ganze Welt liegt im Argen“ (1. Johannes 5,19). Diese Aussage bezieht sich natürlich auf Satan. In Johannes 12,31 und 16,11 wird er als der „Herrscher dieses Zeitlaufs“ bezeichnet. Das bedeutet, dass er durch die politischen Systeme dieser Welt Macht und Einfluss ausübt (vgl. Lukas 4,6; Epheser 2,2; 6,12). Jesus nannte ihn den „Vater der Lüge“ (Johannes 8,44). Die Geschichte erinnert uns schmerzlich daran, dass eine Regierungsmacht leicht und oft für böse Zwecke missbraucht werden kann. So können Politiker Statistiken manipulieren und die Medien können unpopuläre Wahrheiten verfälschen oder ganz unter den Tisch fallen lassen. Darum kann eine wachsame Gemeinde nicht einfach passiv oder automatisch zustimmen, wenn die Regierung alle gottesdienstlichen Versammlungen verbietet – selbst, wenn es mit der Sorge um die öffentliche Gesundheit und Sicherheit begründet wird.

P&S: Waren die Machthaber der antiken Welt anders? Damals geschahen vergleichbare Dinge. Und doch werden Christen im Neuen Testament nie aufgefordert zu prüfen, ob ihre Regierung alles richtig macht, sondern sich ihr grundsätzlich unterzuordnen. Wir betonen: der Regierung – nicht nur einer Verfassung, dem Grundgesetz etc.

GCC: Die Gemeinde ist per Definition eine Versammlung. Das ist die wörtliche Bedeutung des griechischen Wortes für „Gemeinde“ – ekklesia – die Versammlung der Herausgerufenen. Eine sich nicht versammelnde Gemeinde ist ein Widerspruch in sich. Christen ist daher geboten, ihre Versammlungen nicht zu verlassen (Hebräer 10,25) – und kein irdischer Staat hat das Recht, die Zusammenkünfte der Gläubigen einzuschränken, zu begrenzen oder zu verbieten. Wir haben immer die Untergrundkirche in den Ländern unterstützt, in denen christliche Gottesdienste vom Staat als illegal erachtet wurden.

P&S: Zurzeit verbietet unseres Wissens kein Staat der westlichen Welt per se die Gottesdienste der Christen. Sich daher nun, wie es in diesem GCC-Statement geschieht, sogar in die Nähe der weltweit verfolgten Untergrund-Kirchen zu rücken, ist unserer Auffassung nach, eine Geringschätzung der Leiden dieser Geschwister. Sie versammeln sich zum Teil unter Lebensgefahr, in unbequemen, heimlichen, von Technik, Strom, Wasser, Toiletten, Bühne, Kaffeemaschine und Klavier freien „Räumlichkeiten“, um in Einfalt des Herzens den Herrn anzubeten. In Los Angeles und hier bei uns hätte man das Recht, sich in kleineren Gruppen in Räumen, die all das bieten, ganz ohne Verfolgung zu versammeln; stattdessen pocht man auf Versammlungsmöglichkeiten zu eigenen Bedingungen. Um das Leben und die Gesundheit anderer Bürger zu schützen, sind (vorübergehende) Einschränkungen in den genannten Bereichen unseres Erachtens zumutbar.

Wenn wir den Kontext dieser Aussage im Hebräerbrief untersuchen, dann handelt es sich hier um jene Hebräerchristen, die in Gefahr waren, die christliche Versammlung als solche zu verlassen, um u.U. sogar wieder ins Judentum zurückzukehren. Juden standen unter dem Toleranzedikt des Caesar und durften ihre alttestamentlichen Gottesdienste durchführen. Christen nicht! Christen saßen zwischen allen Stühlen. Darum liebäugelten manche mit dem Gedanken, unter den jüdischen Schutzschirm zu schlüpfen, um der Verfolgung zu entgehen. Genau diese Gläubigen ermahnt der Schreiber des Hebräerbriefs.[1]

Das Zusammenkommen der Gläubigen ist wichtig. Aber es würde wirklich zu weit gehen, wenn wir daraus ein Gebot konstruieren würden, dass quasi alle Versammlungen bzw. Veranstaltungen einer Gemeinde besucht werden müssten. Es gibt Alte, Kranke, Schwache, Behinderte – und Geschwister, die wegen der Ausübung ihres Berufes verhindert sind. Dürfte man sie konsequenterweise als ungehorsam bezeichnen? Das wäre absurd; und das würde auch John MacArthur nicht tun.

Wenn also aus Gründen des Gesundheitsschutzes Einschränkungen verordnet werden, wollen wir ihnen Folge leisten. Wenn der Staat die Zusammenkünfte der Christen aus weltanschaulichen Gründen generell verbieten würde, dann sollten wir Jesus-Leute Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 4,19-20; 5,29). Vgl. Arnold G. Fruchtenbaum: Der Hebräerbrief, CMD-Hünfeld, 6. Aufl. 2018, S. 188-189.

GCC: Wenn Behörden die Besucherzahl in einer Gemeinde auf eine bestimmte Anzahl beschränken wollen, dann verunmöglicht diese Limitierung der Gemeinde grundsätzlich, sich als Gemeinde zu versammeln. Wenn Behörden das Singen in Gottesdiensten untersagen, dann machen sie es dem Volk Gottes prinzipiell unmöglich, den Geboten zu gehorchen, die in Epheser 5,19 und Kolosser 3,16 gelehrt werden. Wenn Amtsträger Abstandhalten anordnen, dann verlangen sie etwas, was den Gläubigen die enge Gemeinschaft vorenthält, die in Römer 16,16, 2. Korinther 13,12 und 1. Thessalonicher 5,26 befohlen wird. In all diesen Bereichen müssen wir dem Herrn gehorchen.

P&S: Mit aller Hochachtung – es gab schon sehr oft in der Geschichte die unterschiedlichsten Gründe für zahlenmäßige Limitierung der Gottesdienstversammlung. In Rom scheinen es infrastrukturelle Gründe gewesen zu sein, die die Versammlungen „in den Häusern“ auf bestimmte Gruppengrößen beschränkten. In manchen Ländern der Welt ist es heute eine Frage der praktischen Weisheit, die Gruppen nicht zu groß werden zu lassen, um nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen. Hier werden Privilegien verteidigt, die dem Grundgedanken von einem „christlichen Abendland“ entspringen — große gesellschaftliche Akzeptanz, finanzielle und rechtliche Sicherheit, beliebige Gestaltungsmöglichkeiten. Nehmen wir an, es gibt in der Grace Community Church einen Corona-Ausbruch (was wir nicht hoffen) und Gottesdienstbesucher sterben in dessen Folge. Werden die Ältesten den Angehörigen in die Augen sehen können und bekennen: „Unser Gemeindegesang und die abstandslose Gemeinschaft war unser wichtiger als das Leben dieser Menschen“? Von den rechtlichen und finanziellen Folgen ganz zu schweigen.

GCC: Obwohl wir in Amerika an solche Einmischungen der Regierung in die Angelegenheiten der Gemeinde nicht unbedingt gewöhnt sind, so ist es doch beileibe nicht das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass Christen mit Übergriffen oder Feindseligkeiten der Herrschenden zu tun haben. Tatsächlich war die Verfolgung der Gemeinde durch staatliche Autoritäten eher die Regel und nicht die Ausnahme. Denn die Schrift sagt: „Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus müssen Verfolgung leiden“ (2. Timotheus 3,12). Historisch gesehen, ist die Verfolgung hauptsächlich aus zwei Richtungen gekommen: von säkularen Regierungen und falschen Religionen. Die meisten christlichen Märtyrer starben, weil sie sich weigerten, solchen Autoritäten zu gehorchen. Christus hat diese Dinge exakt vorhergesagt: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). In den letzten Seligpreisungen sagte er: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren“ (Matthäus 5,11-12).

P&S: Natürlich wissen wir nicht, wie bedrohlich die Lage ist. Wir wissen, dass die Todeszahlen der ersten drei bis vier Monate verglichen mit anderen Pandemien beträchtlich waren, aber auch, dass sie deutlich hinter manchen Prognosen zurückgeblieben sind. Wir wissen, dass die großen Pandemien oft erst in ihrer zweiten und dritten Welle ihre ganze, verheerende Wucht entfaltet haben, und dass es deshalb zu früh ist, Bilanz zu ziehen – aber auch, dass die Folgeschäden der ergriffenen Maßnahmen (politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich) immens sind. Angesichts all dieser nicht abschließend zu beurteilenden Sachverhalte: Ist jetzt die Zeit, in der Presse als die Bevölkerungsgruppe zu erscheinen, die um ihrer Gottesdienst-Traditionen willen die öffentliche Sicherheit zu gefährden bereit ist?

Paulus, Petrus, Jan Hus, Paul Schneider – so viele waren bereit, sich um ihres Glaubens willen dem Staat entgegen zu stellen, als der Moment kam. Sie sind dafür gestorben. Es macht aber doch einen entscheidenden Unterschied, ob man bereit ist, für seine Überzeugungen das eigene oder das Leben anderer zu gefährden. Wir glauben: Wir sollten unser Zeugnis nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, indem wir das Leben von Menschen gefährden und in Bereichen, für die es keine klaren Gebote Gottes gibt (wie z.B. die Anzahl von Gottesdienstbesuchern oder die äußeren Rahmenbedingungen einer Versammlung) dem Staat ohne Not Ungehorsam entgegen bringen.

GCC: Während sich die offizielle Politik immer weiter von biblischen Grundsätzen entfernt und der gesetzliche sowie der politische Druck auf die Gemeinde steigen wird, sollten wir verstehen, dass der Herr diese Widerwärtigkeiten als Mittel der Läuterung benutzt, um seine wahre Gemeinde sichtbar zu machen. Wenn sich Gemeinden diesen staatlichen Übergriffen beugen, kann es dahin führen, dass sie für immer geschlossen bleiben. Wie bleibt die wahre Gemeinde in solch feindlichem Klima erkennbar? Es gibt nur einen Weg: unbedingte Treue zu dem Herrn Jesus Christus.

P&S: In Kalifornien regieren Demokraten.[8] Aber kann man wirklich sagen, dass die Behörden des Landes und der Stadt Los Angeles der GCC gegenüber feindlich eingestellt ist und sich das an den Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung festmachen lässt? Dass der erhöhte Herr seine Gemeinde läutert, sehen wir ebenfalls. Aber die Wasserscheide zwischen treu und untreu verläuft sicherlich nicht entlang unserer Haltung gegenüber den Corona-Beschränkungen. Wir wiederholen uns bewusst: Letztere sind u. E. nicht gezielt gegen Christen gerichtet.

GCC: Selbst dort, wo Regierungen sich der Gemeinde scheinbar freundlich gesonnen zeigten, mussten christliche Leiter aggressive Amtsträger doch öfters in die Schranken weisen. Im Genf zur Zeit Calvins mussten die Gemeinde-Verantwortlichen zum Beispiel die Versuche der Stadträte zurückweisen, die sich in Angelegenheiten der Gottesdienstgestaltung und in Gemeindezuchtfragen einmischen wollten. Die Kirche von England wurde nie gründlich reformiert, weil sich die Britische Krone und das Parlament immer wieder mit Kirchenpolitik eingemischt haben. 1662 wurden die Puritaner von ihren Kanzeln verjagt, weil sie sich weigerten, ein bestimmtes Gebetsbuch zu verwenden, bestimmte Kleidung zu tragen und andere Aspekte von staatsregulierten Gottesdienstzeremonien umzusetzen. Die britische Königin ist bis heute das offizielle Oberhaupt der Anglikanischen Kirche.

P&S: Die Erwähnung der Stadt Genf finden wir in diesem Zusammenhang sehr bezeichnend. Johannes Calvin richtete dort 1541 bekanntlich eine Art Gottesstaat auf und weitete seinen Einfluss auf die politische Gemeinde der Stadt aus. So weit würde John MacArthur gewiss nicht gehen wollen, aber wir meinen, dass die Erwähnung dieser kirchengeschichtlichen Entgleisung des Reformators das ganze Statement in eine bedenkliche Nähe zu diesen historischen Grenzüberschreitungen rückt.

Exkurs:

Auf der EBTC-Homepage steht die Stellungnahme von MacArthur und der GCC in einer deutschen Übersetzung von Dr. Anne Lemnitzer, überarbeitet von Dr. Wolfgang Nestvogel (Status: 1.8.2020). Interessanterweise wurde hier die Erwähnung der Stadt Genf unterschlagen:

Zur Zeit Calvins mussten zum Beispiel kirchliche Amtsträger zeitweise Versuche des Stadtrates abwehren, die zum Ziel hatten, gewisse Aspekte des Gottesdienstes, der Kirchenordnung und der Gemeindezucht zu regeln.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

GCC: Noch einmal: Christus ist das wahre Haupt seiner Gemeinde, und wir haben die Absicht, diese wichtige Wahrheit in unseren Versammlungen zum Ausdruck zu bringen. Vor allem aus diesem Grund können wir die aufdringlichen Beschränkungen, die uns von den Behörden auferlegt werden, nicht akzeptieren – und wir werden uns ihnen nicht beugen. Wir verfassen diese Antwort ohne Groll und nicht aus kämpferischen oder rebellischen Herzen heraus (1. Timotheus 2,1-8; 1. Petrus 2,13-17), sondern in dem nüchternen Bewusstsein, dass wir unseren Dienst als Hirten seiner kostbaren Herde vor dem Herrn Jesus verantworten müssen.

Unseren Regierungsbeamten sagen wir respektvoll mit den Aposteln: „Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr!“ (Apostelgeschichte 4,19) Wir zögern keinen Augenblick genauso wie die Apostel zu antworten: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29).

Wir beten darum, dass jede treue Gemeinde mit uns im Gehorsam feststeht, so wie es Christen durch die Jahrhunderte hindurch getan haben.

P&S: John MacArthur und seine Mitältesten haben sich also ausdrücklich für den zivilen Ungehorsam entschieden. Wir halten den Willen der GCC-Leiter, ihrem Herrn zu gehorchen und ihrer Gemeinde zu dienen, für vorbildlich, wir respektieren ihre Gewissensentscheidung, halten sie aber für überzogen und falsch. Insbesondere lehnen wir den Anspruch ihres Statements ab, dass wahre Treue zum Herrn nur durch ein entsprechendes Verhalten in dieser Frage zum Ausdruck kommen kann. Hier wird über das Gewissen anderer Leiter und Gemeinden geherrscht, was niemals dem Herrn der Gemeinde entsprechen kann. Da sind genügend Themen, die uns Christen in den nächsten Jahren Akte des zivilen Ungehorsams abfordern werden. Wollen wir angesichts dieser Entwicklungen wirklich unsere öffentliche Wahrnehmung und mediale Darstellung durch fehlende Unterordnung auf einem Gebiet zerstören, in dem so viel Unklarheit und Vorläufigkeit herrscht?

Damit uns niemand missversteht: Wir wünschen genauso wie die Geschwister der Grace Community Church in Sun Valley, Los Angeles, dass wir uns wieder ohne jegliche Beschränkungen frei versammeln könnten. Aber so lange das wegen Auflagen der Obrigkeit nicht möglich ist, werden wir trotzdem weiterhin fröhlich Gemeinde leben und bauen.

Zum Schluss möchten wir das Beispiel Martin Luthers empfehlen, der während 1525 – 1527 die „Schwarze Pest“ in Wittenberg wütete, folgende Gedanken schrieb:

Wohlan, der Feind hat uns durch Gottes Zulassen Gift und tödliche Ansteckung hereingeschickt. So will ich zu Gott bitten, dass er uns gnädig sei und es abwehre.

Danach will ich auch räuchern, die Luft reinigen helfen, Arznei geben und nehmen, Orte und Personen meiden, wenn man mich nicht braucht, damit ich mich selbst nicht vernachlässige und dazu durch mich vielleicht viele andere vergiftet und angesteckt werden und ihnen so durch meine Nachlässigkeit eine Ursache des Todes entsteht.

Will mich allerdings mein Gott haben, so wird er mich wohl finden; so habe ich doch getan, was er mir zu tun gegeben hat, und bin weder an meinem eigenen noch an anderer Leute Tod schuldig. Wenn aber mein Nächster mich braucht, will ich weder Orte noch Personen meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen, wie oben gesagt ist.

Sieh, das ist ein rechter, gottfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn oder frech ist und auch Gott nicht versucht.[9]

 

Diese Datei darf in unverändertem Zustand gerne weiterverbreitet werden.

 

[1] https://www.gracechurch.org/news/posts/1988  Zugriff am 01.08.2020

[2] Gültige Wahrheit, die keines Beweises bedarf.

[3] In einer Video-Botschaft „An Important Update from Our Pastor“ vom 31.07.2020 brachte John MacArthur sein Unverständnis über diejenigen Gemeinden zum Ausdruck, die – ihrem Gewissen folgend – keine Präsenz-Gottesdienste durchführen. Wörtlich sagte er, diese hätten nicht verstanden, was wirklich Gemeinde sei. Wir fragen uns mit allem Respekt, ob das der richtige Ton gegenüber all den Dienern des Herrn ist, die einen anderen Weg wählen als GCC?

[4] Eine interessante Nebenfrage, angesichts des Neutralitätsgebotes des Staates, wäre: Welche Unterschiede sollen hinsichtlich der Autonomie religiöser Gemeinschaften gemacht werden? Schlimmstenfalls können aus staatlicher Sicht islamische Scharia-Befürworter mit dem gleichen Recht eine solche Nichteinmischung fordern.

[5] https://www.youtube.com/watch?v=s-I6zqcoKPA&t=110s  Zugriff am 01.08.2020

[6] Wir sind selbstverständlich überzeugt, dass die Geschwister der GCC diesen Dienst der Nächstenliebe in vorbildlicher Weise tun.

[7] Warren Wiersbe: Sei engagiert, CVD 2005, S. 53

[8] Uns ist bewusst, dass wir ungenügenden Einblick in den Kulturkampf haben, der in den USA derzeit rund um die „Black Lives Matter“-Bewegung und ihre linksextremistischen Flügel stattfindet, und dass es in diesem Rahmen durch regionale Verantwortungsträger mit stark linker politischer Agenda sicher hier und da zu einer Ungleichbehandlung der Gemeinden im Vergleich zu solchen extremen Bewegungen kommt. Hier räumen wir ein, dass unsere Situation in Deutschland sicher eine andere ist. Das wird von GCC aber in diesem Fall nicht ins Feld geführt. Es wurde der Einwand gebracht, dass immerhin laut Verordnung der Behörden im LA County vom 17.07.2020 (https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=http://www.publichealth.lacounty.gov/media/Coronavirus/docs/protocols/Reopening_PlacesofWorship.pdf&ved=2ahUKEwiv3oOFyozrAhVKi6QKHbuIAWAQFjABegQIBBAB&usg=AOvVaw3M8razhVXw_wiqgbxFLPpi) Gottesdienste in geschlossenen Räumen vorerst vollständig verboten seien. Dies sei eine Einschränkung, die über die derzeitige Situation in Deutschland hinausgehe. Allerdings muss man bedenken: Auch hier gab es eine Phase des Lockdowns, wo Gottesdienste wie alle Veranstaltungen untersagt waren. Und laut veränderter Fassung vom 29.07. (https://files.covid19.ca.gov/pdf/guidance-places-of-worship.pdf) gibt es nun zahlenmäßige Beschränkungen, die für GCC einen Gottesdienst in gewohnter Größe nicht annähernd möglich machen (bis 25% oder 100 Personen), aber Versammlungen nicht grundsätzlich unterbinden.

[9] aus: Martin Luther Ausgewählte Schriften, hrsg. von Karin Bornkamm und Gerhard Ebeling, Bd. 2: Erneuerung von Frömmigkeit und Theologie, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1983, 225-250.