Neu:BIBLICAL DOCTRINE (Biblische Lehre)

Brauchen wir dieses Buch wirklich?

 

Im Januar 2017 erschien in den USA das Buch „Biblical doctrineA Systematic Summary of Bible Truth“, herausgegeben von John MacArthur und Richard Mayhue. Die englische Originalausgabe umfasst 1.023 Seiten.

Am 21. Mai 2020 soll das Werk im EBTC-Verlag auf Deutsch erscheinen. Alois Wagner hat es übersetzt und Benedikt Peters hat es theologisch redigiert. In der letzten Zeit hatten EBTC-Mitarbeiter kräftig die Spenden-Werbetrommel gerührt, denn es wurden sage und schreibe 75.000 Euro benötigt. Dieser Betrag ging auch tatsächlich ein.

Der Verlag wirbt mit folgendem Text:

„Dieses Buch ist ein Meilenstein in der deutschen Theologiegeschichte. Durch die einzigartige Kombination von Treue zu Gottes Wort und verständlicher Sprache wird es den Gemeinden im deutschsprachigen Raum über Jahrzehnte ein hilfreicher Diener sein und dazu beitragen, dass Christi Gemeinde weiter gebaut und gefestigt wird.“

Bei Leseplatz, Betanien und anderen Shops ist ist „Biblische Lehreerhältlich und wird zum Teil extrem positiv beworben.

Nun taucht aber beim neutralen Beobachter die Frage auf: Braucht der kleine Rest der bibeltreuen Gemeinde Jesu im deutschsprachigen Raum wirklich dieses Buch?

Natürlich enthält die umfangreiche „Systematische Theologie“ viel Gutes und Richtiges. Das steht außer Zweifel. Es wäre bedauerlich, wenn es nicht so wäre. Aber gleichzeitig wird in diesem Buch ein lupenreiner 5-Punkte-Calvinismus gelehrt, den viele Bibellehrer als sehr problematisch ansehen (und manche sogar für eine Irrlehre halten).

Warum muss die deutschsprachige Gemeindelandschaft mit dieser Publikation beglückt werden? Soll die schleichende „Calvinisierung“ der Gläubigen und Gemeinden weitergehen?

John MacArthur verließ kurz nach der Veröffentlichung von „Biblical doctrine“ eine Bruderschaft (am 23. Februar 2017), der er zuvor mehr als drei Jahrzehnte lang angehört hatte. Bis dahin hatte er jedes Jahr mit seiner Unterschrift bestätigt, dass er nicht an die so genannte „Begrenzte Sühne“ glaubte. MacArthur war also lange Zeit „nur“ ein 4-Punkte-Calvinist – und wurde dafür von den Hardcore-Calvinisten verspottet. Aber spätestens seit 2017 vertritt er leider auch die unbiblische Lehre, dass Christus nicht für alle Menschen gestorben sei, sondern nur für die „Erwählten“.

 


 

Hier einige Zitate aus „Biblische Lehre“, damit der Leser sieht, welche aggressive calvinistische Theologie hier verbreitet wird (die Hervorhebungen sind hinzugefügt):

Seite 670:

„Stattdessen lehrt die Schrift eine asymmetrische Endgültigkeit (Engl. >unequal ultimacy<) im Hinblick auf Erwählung und Verwerfung – das heißt: Während Gott tatsächlich sowohl die Errettung einiger als auch die Verdammnis anderer beschließt, besteht zwischen diesen Ratschlüssen eine notwendige Asymmetrie.

Seite 671:

„Die Sünde kann nicht die Basis sein, aufgrund derer Gott manche Menschen übergeht, denn alle Menschen sind ausnahmslos Sünder. Ebenso wie die Erwählung ist auch Gottes Entscheidung, jemanden nicht zur Errettung zu erwählen, auf nichts in der betreffenden Person gegründet, sondern ist vielmehr ein souveräner Akt von Gottes Wohlgefallen. Daher ist das Übergehen passiv und bedingungslos, während die Vorausverurteilung aktiv und bedingt ist. Wenn man nur sagt, dass die Erwählung positiv, die Verwerfung dagegen negativ ist, so betont man damit nicht angemessen genug die aktive Natur der Vorausverurteilung.

Seiten 673-674:

„Nachdem Paulus gelehrt hat, dass Gott ohne Ausnahme das Schicksal sowohl der Erretteten als auch der Verlorenen bestimmt, und zwar ohne Rücksicht auf menschlichen Willen, menschliches Bemühen oder Verdienst (vgl. 9,11.16), sieht er folgenden Einwand voraus: ´Du wirst nun zu mir sagen: >Warum tadelt er denn noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden!<` (9,19). Wenn niemand Gottes souveränem Willen oder Ratschluss widerstehen kann, wie kann er dann gerechterweise die Menschen für das verantwortlich machen, was zu tun sie nicht in der Lage sind?

Seite 674:

Paulus fährt dann mit dieser Analogie fort und schildert Gott als Töpfer, wobei er die Erwählung einiger mit dem Formen eines Tongefäßes zu ehrbarer Verwendung vergleicht und die Verwerfung anderer mit dem Formen eines anderen Tongefäßes zu unehrbarer Verwendung (Röm 9,21). Indem er Gottes Freiheit verteidigt, mit dem, was ihm gehört, zu tun, was er will (Mt 20,15), bezeichnet Paulus die Erwählten dann weiter als >>Gefäße der Begnadigung, die zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat<< und die Verworfenen als >>Gefäße des Zorns, die zubereitet sind zum Verderben<< (Röm 9,22-23). Diese Gefäße können nur vom Töpfer selbst >>zubereitet << worden sein, und Paulus macht sehr deutlich, dass diejenigen, die er verhärtet (9,18), diejenigen sind, die er zum Verderben geformt hat. Während diese Stellen genug sind, um die Lehre von der Verwerfung zu begründen, spricht die Schrift auch klar über die Mittel, die Gott verwendet, um das Verderben zu bewirken, das er für die Verworfenen beschlossen hat. Weil Paulus selbst Gottes Handeln mit dem Pharao verwendete, um die Verwerfung zu veranschaulichen, ist es angemessen, die Verhärtung von Pharaos Herz durch Gott als Hinweis auf das Mittel der Verwerfung zu betrachten.“

Seite 676:

Gott hat die Sünde und das Böse – und sogar die ewige Bestrafung der Gottlosen – verordnet, um gegenüber den Erwählten die Fülle der Herrlichkeiten seines Namens zu offenbaren.“

Seite 677:

Gott hat verordnet, was immer geschieht – sogar die Zubereitung von Gefäßen des Zorns zum Verderben -, so dass die Seinen die größtmögliche Fülle der Offenbarung seiner Herrlichkeit genießen könnten. Diejenigen, die Gott zum Vorwurf machen möchten, er verordne das Schicksal der Gottlosen zu seiner eigenen Herrlichkeit, müssen bedenken, dass Gottes Streben nach seiner eigenen Herrlichkeit nichts mit Größenwahnsinn oder Narzissmus (Fußnote zu Narzissmus hier von mir ausgelassen) zu tun hat.“

Seite 724:

„Der errettende Wille des Vaters drückt sich in seiner partikularen Erwählung aus (dass er manche – nicht alle – erwählt hat, um errettet zu werden), und der Sohn ist gekommen, den Willen des Vaters zu tun, der ihn gesandt hat.“

Seite 730:

„Es wird also deutlich, dass jeder das Sühnungswerk begrenzt, es sei denn, er glaubt an die Errettung aller ohne Ausnahme. Die Partikularisten begrenzen seine Reichweite, während die Universalisten seine Wirksamkeit begrenzen. Ein unwirksames Sühnungswerk aber widerspricht nicht nur der biblischen Lehre über das Wesen des Sühnungswerkes (wie oben skizziert), es unterminiert auch das Evangelium in fundamentaler Weise, denn ein unwirksames Sühnungswerk ist überhaupt kein Sühnungswerk. Ein Sühnungswerk, das unwirksam ist, ist ein Sühnungswerk, das nicht sühnt.“

Seite 731:

„Deswegen müssen wir mit Spurgeon zum Schluss kommen, dass der Universalist sein unwirksames Sühnungswerk gerne für sich behalten kann: (… hier erfolgt das Zitat von Spurgeon)“

Seiten 740-741:

„Jedoch folgt aus der Tatsache, dass Gott in gewissem Sinn kein Gefallen am Tod des Gottlosen hat (Hes 18,23.31-32; 33,11), nicht einfach, dass Christus für alle ohne Ausnahme Sühnung getan hat. Auf die universalistische Interpretation dieses Textes kann man zwei Antworten geben. Die erste hat mit der Komplexität des Willens Gottes zu tun. Was bedeutet es, dass Gott wünscht, alle ohne Ausnahme sollten Buße tun, wenn er selbst seinen errettenden Willen dahingehend ausgedrückt, dass er nur manche, nicht alle, zur Errettung erwählt hat? (…) Anstatt Gottes absolute Souveränität zu leugnen, wie es die Universalisten tun, ist es richtig, die unterschiedliche Art und Weise zu bedenken, wie die Schrift über den Willen Gottes spricht.“ (Hier erfolgt die Fußnote 78)

Seite 742:

„Obwohl Gott nicht alle erwählt hat, und obwohl der Sohn Gottes nicht für alle Sühnung getan hat, wünscht Gott dennoch aufrichtig das Beste für alle seine Geschöpfe.“

Seite 743:

„Ein noch größeres Problem ist die Tatsache, dass wenn der Universalist sagt, Christus habe für Menschen Sühnung getan, die letztendlich in der Hölle verderben werden, er dann notwendigerweise die Wirksamkeit des Sühnopfers Christi begrenzt. Wenn Christus für jemandes Sünden Sühnung tun und derjenige dennoch in die Hölle kommen kann, dann ist etwas anderes als das Sühnungswerk Christi letztlich für die Errettung verantwortlich. Das Gleiche gilt für den Ausruf Johannes des Täufers: >>Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!<< (Joh 1,29). Wenn Christus die Sünde aller ohne Ausnahme wegnimmt und dennoch manche in der Hölle verderben, was bedeutet es dann, dass ihre Sünde weggenommen wurde? An diesem Punkt muss der Universalist eine unausgesprochene Annahme treffen: >>wegnehmen<< bedeute >>potentiell wegnehmen<<. Aber dies sagt der Text nicht. Wir wiederholen: Das von Christus bewirkte Sühnungswerk war nicht bloß ein Angebot oder eine Möglichkeit; er sicherte die Errettung tatsächlich für diejenigen, für die er starb. Um daher zu vermeiden, dass man das Wesen des Sühnungswerks völlig untergräbt, muss man >>Welt<< interpretieren als Juden und Nationen. Also gilt auch hier: alle ohne Unterschied, nicht: alle ohne Ausnahme (Fußnote 81 kommt hier).“

Seite 748:

„(…) und (5) dass keine Bibelstelle lehrt, Christus habe für alle ohne Ausnahme Sühnung getan, müssen wir sagen: Die Schrift lehrt, dass die Reichweite des Sühnungswerks Christi nicht universal, sondern auf die Erwählten begrenzt ist.“

Seite 774:

„Bewirkt der Glaubensakt des Menschen das Werk der Wiedergeburt durch den Geist oder bewirkt der Geist durch sein Werk der Wiedergeburt den Glaubensakt des Menschen? Die Schrift beantwortet in vieler Hinsicht die Frage zugunsten letzterer Auffassung: die Wiedergeburt ist die Ursache, nicht die Folge, rettenden Glaubens.“

 

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Der mündige Christ möge selbst beurteilen, ob er das Buch „Biblische Lehre“ kaufen und lesen sollte. Eine Hilfe für diese Entscheidung könnte die nachfolgende Rezension von Prof. Dr. Adam Harwood bieten. Sie wurde im Frühjahr 2018 im „Journal for Baptist Theology & Ministry“ veröffentlicht. Wir danken Dr. Harwood für die freundliche Abdruckerlaubnis; wir stimmen aber nicht notwendigerweise mit allen seinen Aussagen überein (z.B. Kindertaufe, „Alte Erde“- Schöpfung, Geistesgaben etc.). Frank Schönbach hat den Text ins Deutsche übersetzt. Auch dafür herzlichen Dank.

Wilfried Plock

 

BIBLICAL DOCTRINE – eine neue Systematische Theologie von John MacArthur & Richard Mayhue

Rezension von Prof. Dr. Adam Harwood, USA

Übersetzung: Dr. Frank Schönbach

 

Der nachfolgende Text ist eine Rezension des Buchs „Biblical Doctrine: A Systematic Summary of Bible Thruth“, herausgegeben von John MacArthur und Richard Mayhue (Wheaton, IL, Crossway, 2017), 1023 Seiten, Hardcover, Preis 60,00 $. Diese Rezension wurde in der Frühjahrs-Ausgabe des Journal for Baptist Theology & Ministry veröffentlicht.

John Mac Arthur’s und Richard Mayhue’s neues Buch über systematische Theologie, mit dem Titel Biblical Doctrine, hat viele positive Aspekte. Zum Beispiel ist dieses Buch sehr gut aufgebaut. Nach einem Inhaltsverzeichnis von nur einer Seite bieten die Autoren eine ausführliche Gliederung über zehn Seiten an. Die Überschriften sind in zwei verschiedenen Untergruppen dargestellt, um den Lesern anzuzeigen, mit welchen Unterthemen jede einzelne Lehre dargestellt wird. Die Themen der zehn Kapitel sind: Vorbemerkungen (Prolegomena), Bibliologie, korrekte Theologie, Christologie, Pneumatologie (Lehre über den Heiligen Geist), Anthropologie und Lehre von der Sünde, Soteriologie, Lehre von den Engeln, Ekklesiologie (Lehre von der Kirche) und Eschatologie (die Lehre von den letzten Dingen). Jedes Kapitel beginnt mit einem geistlichen Lied und einer kurzen Zusammenfassung. Und jedes Kapitel endet mit einem Gebet, einem weiteren Lied und einer Bibliografie mit Angaben dazu, wo der vergleichbare Abschnitt in fünfzehn anderen wichtigen Lehrbüchern über Systematische Theologie zu finden ist, außerdem noch Verweise auf einzelne Kapitel anderer Werke oder Monografien, die das Thema des vorliegenden Kapitels behandeln. Jedes der Gebete ist ein längerer Auszug aus einem Gebetbuch von MacArthur [1], und viele der einzelnen Zeilen in diesen Gebeten entsprechen Zitaten aus der Bibel. Diese Aspekte in diesem Werk sind willkommene Beiträge für eine persönliche Andacht.

Wer ist der Autor? Auf der Titelseite werden zwei Herausgeber des Gesamtwerks genannt, MacArthur und Mayhue. Allerdings werden dann weder im Inhaltsverzeichnis noch bei den einzelnen Kapiteln irgendwelche Autorennamen erwähnt. Stattdessen kann man im Vorwort folgenden Satz lesen: „Unsere Kollegen im Master‘s Seminary, Dr. Bill Barrick, Dr. Nathan Busenitz, Dr. Jim Mook, Dr. Bryan Murphy, Dr. Michael Vlach und Professor Michael Riccardi haben uns beim Schreiben des Manuskripts für einige Abschnitte unterstützt“ (27).

Es scheint, als ob dieser Band in seinem Aufbau der früheren Publikation mit dem Titel Understanding Christian Theology aus dem Dallas Theological Seminary (2003), herausgegeben von Swindoll und Zuck, sehr ähnlich ist. Das letztgenannte Werk bestand allerdings aus Kapiteln mit Angabe der Namen der jeweiligen Autoren. Es scheint etwas verwirrend, wenn man die Namen von zwei Editoren auf einem Werk liest, ohne dass die Beiträge anderer Autoren deutlich gemacht werden. Wenn MacArthur und Mayhue die verantwortlichen Herausgeber sind, warum werden dann die Autoren der einzelnen Teile nicht erwähnt? Wenn der Grund dafür ist, dass das Gesamtwerk vor allem MacArthur und Mayhue zugeschrieben werden kann, warum werden sie dann nicht als Autoren genannt, während der Beitrag anderer Autoren im Vorwort nur in Form einer Danksagung erwähnt wird?

Dieses Werk zeigt einen überraschenden Mangel an Auseinandersetzungen mit anderen Ansichten. Zum Beispiel wird die Lehre der Bibliologie in Kapitel 2 auf 70 Seiten behandelt. Das Kapitel setzt sich mit Themen wie Inspiration, Irrtumslosigkeit und Autorität auseinander. Abgesehen von den Verweisen, die sich auf Materialien beziehen, die die Herausgeber selbst geschrieben haben, erwähnen die Fußnoten weniger als zehn andere Quellen – die allesamt die Ansichten unterstützen, die im Text dargestellt werden. Die Leser würden allerdings sehr davon profitieren, wenn sie auch einige der gängigen Argumente gegen die Irrtumslosigkeit lesen könnten – besonders solche Argumentationen, die von christlichen Gelehrten wie N. T. Wright oder Michael Bird vorgetragen werden.

Genauso wird in Kapitel 2 über die römisch-katholische Sicht der Bibel folgendes behauptet:

„Nach ihrer Ansicht ist die Bibel das Wort Gottes, weil die Römische Kirche es so beschlossen hat“ (102).

Diese Behauptung aber gibt die römisch-katholische Theologie nicht genau wieder. Vielmehr lehrt die römisch-katholische Kirche, dass der Heilige Geist die Schrift inspiriert hat, aber dass die Kirche diese Offenbarung überliefert und interpretiert [2]. Diese Beispiele aus Kapitel 2 illustrieren, dass das Buch stärker hätte sein können, wenn es sich auch mit anderen christlichen Ansichten auseinandergesetzt hätte.

In Kapitel 3, „Gott der Vater: Korrekte Theologie“, sprechen die Autoren ein ganzes Spektrum von Themen an, darunter Gottes Existenz, Namen, Vollkommenheiten, die Dreieinigkeit, Ratschlüsse (Pläne) Gottes, Schöpfung, Wunder, Vorsehung und das Böse. Die Autoren ziehen es hier vor zu predigen, um Gottes Existenz zu verkündigen, und auch mit evangelistischen Zielen, anstatt die klassischen Gottesbeweise zu besprechen. Sie verwerfen zum Beispiel das kosmologische Argument, weil ein muslimischer Philosoph und Gottfried Leibniz diesen Ansatz benutzt haben (149). Ihre Analyse wäre stärker ausgefallen, wenn sie sich auch mit den christlichen Philosophen und Theologen auseinandergesetzt hätten, die mit einigen Versionen dieser Beweise argumentiert haben, wie Alvin Platinga, William Lane Craig und C. S. Lewis. Auch werden Aussagen wie die folgende nur solche Leute überzeugen, die eine ziemlich vereinfachende Version einer Apologetik mit bestimmten Grundannahmen akzeptieren: „Der Grund, warum man glauben muss, dass Er existiert, ist weil Er gesagt hat, dass Er existiert“ (154).

Der Abschnitt über Gottes Namen und Titel gründet sich völlig richtig auf die Untersuchung des Wesens Gottes in seiner Offenbarung in der Bibel. Wenn die Autoren Gottes Vollkommenheiten (ein Begriff, den sie dem der Attribute vorziehen) besprechen, tendieren sie zu einem abgeschwächten Determinismus (soft determinism), indem sie Gottes „perfekte Bestimmung und souveräne Anordnung aller Dinge“ betonen (185). Ebenso hat „Gott alle Ereignisse vorherbestimmt“ (225). Trotzdem argumentieren sie für eine Sicht der Kompatibilität, in der „der menschliche freie Wille und die göttliche Vorherbestimmung komplementäre Vorstellungen sind“ (225). Die Festlegung der Autoren auf einen abgeschwächten Determinismus ist allerdings ein Makel, der dem Werk deutlich schadet. Obwohl die Autoren auch auf sekundäre Ursachen hinweisen und beteuern, dass freier Wille und göttliche Vorherbestimmung miteinander vereinbar seien, scheinen ihre Behauptungen, dass Gott alle Ereignisse vorherbestimmt, einschließlich der Sünde (225), Gott für die Sünden der Menschen verantwortlich zu machen, die er danach zu Recht verurteilt und richtet. Kritiker werden stattdessen argumentieren, dass Gott in Anwendung seiner Souveränität beschlossen hat, Menschen als moralisch freie und verantwortliche Wesen zu schaffen.

In ihrem Kapitel über Korrekte Theologie lehren MacArthur und Mayhue, dass Gott alle Dinge in „sechs buchstäblichen 24-Stunden-Tagen“ geschaffen hat, und sie betrachten die Erde als „relativ jung – vielleicht nur weniger als zehntausend Jahre alt“ (216). Sie lassen keine Option für irgendeine Schöpfungsversion mit einer alten Erde offen, wie die theistische Evolution, auch evolutionärer Kreationismus genannt. Die Autoren sprechen dieses Thema wiederholt an. Zum Beispiel behaupten sie im Kapitel über die Christologie:

„Wer eine augenblickliche Schöpfung in Genesis 1 ablehnt, muss, um konsequent zu bleiben, genauso das Wunder ablehnen, bei dem Jesus in Kana Wasser zu Wein gemacht hat. Dieses Wunder in Kana zu verwerfen führt aber letztlich dazu, Jesus als den Gott-Menschen und Erlöser abzulehnen“ (286).

Diese Behauptung, dass das Ablehnen einer kurzzeitigen Schöpfung zu einer Ablehnung von Jesus als dem Gott-Menschen oder seinem Erlösungswerk führen wird, ist ein Beispiel für eine irrige, unhaltbare Argumentation. Die Beweislast liegt bei den Autoren, genauer zu erklären, warum das Anhängen entweder an einem Alte-Erde-Kreationismus oder an einem evolutionären Kreationismus notwendigerweise dazu führen muss, dass jemand unorthodoxe theologische Ansichten über Christus und sein Werk vertritt.

In Kapitel 4 behandeln die Autoren die Christologie unter den Themen des vor-inkarnatorischen [vor seiner Geburt], des inkarnierten [Mensch gewordenen] und des verherrlichten Christus. Sie stellen die biblische Basis für die historischen Aussagen über die Person Christi dar, wie sie in den Bekenntnissen von Nicäa und Chalcedon ausgedrückt wurden. Ihre Untersuchung der Bibel betont die Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen in seinem Leben und Dienst (eine Tabelle dazu beginnt auf Seite 247 und endet auf Seite 250), sowie bei seinem Prozess und der Kreuzigung (286-305). In einem interessanten Moment der Spekulation stellen die Autoren vor, dass Jesus‘ Schrei der Verlassenheit am Kreuz „ein schmerzhaftes Fühlen der Entfremdung vom Vater“ und „eine zeitweise Trennung vom Vater“ gewesen sei, als Folge seines Werks der stellvertretenden Sühnung (303). Die Autoren bringen eine überzeugende Argumentation für die stellvertretende Sühnung und erwähnen dann seine Auferstehung und Himmelfahrt, Themen, die dann eingehender im Abschnitt über die Sühnung im Kapitel über die Rettung (Kap. 7) behandelt werden. Das Kapitel über Christologie enthält eine Passage, in der die Autoren klare Aussagen der Schrift mit theologischen Ableitungen verwechseln. Sie schreiben: „Die Schrift zeigt uns die Impeccabilität Christi“ (273). Obwohl man überzeugende Argumente für die Sicht, dass Christus nicht sündigen konnte (Impeccabilität) vorbringen kann, stellt die Bibel explizit nur fest, dass Christus nicht gesündigt hat.

Systematische Theologen tendieren dazu, sich selbst zu wiederholen, wenn sie über die Lehre vom Heiligen Geist schreiben, weil sie oft genau dieselben biblischen Texte, historischen Kontroversen und Formulierungen gebrauchen, wenn sie die Lehre von der Dreieinigkeit besprechen. Obwohl das auch in Kapitel 5, „Der Heilige Geist“, der Fall ist, wurde doch das meiste Material ausschließlich in diesem Kapitel benutzt und ist hilfreich, um eine biblische und systematische Formulierung einer Pneumatologie zu entwickeln. Da man sich bereits im Vorwort zu einer cessiationistischen Sicht bekannt hatte, dürften die Leser freudig überrascht sein von der Tiefe, mit der in diesem Kapitel auf die Namen, die biblischen Sprachbilder, die Dienste, die Taufe, das Innewohnen und die Erfüllung mit dem Heiligen Geist eingegangen wird. Das Etikett „Cessationisten“ [siehe Fußnote 4] ist verdient, weil die Autoren viele der in 1. Korinther 12 – 13 aufgeführten Gaben als „zeitgebundene Gaben“ betrachten, die sie so nennen, weil sie „zum Zweck der Offenbarung und Bestätigung dienten, um Gottes besondere Botschafter und den Beginn der Ära des neuen Bundes zu bestätigen“ (381). Man könnte die Frage stellen, ob diese Gaben – obwohl sie nicht mehr benötigt werden, um die Offenbarung zu bestätigen, weil der biblische Kanon inzwischen vollständig und abgeschlossen ist – vielleicht heute noch in Gegenden wirksam sein könnten, in denen es noch keine Bibelübersetzung in der Herzenssprache der Menschen gibt. Diese neun „zeitgebundenen Gaben“ werden in der Schrift zusammen mit elf „permanenten Gaben“ genannt. Die Autoren bringen eine Begründung für ihre Sicht, mit der man in Frieden leben kann, aber alternative christliche Auslegungen werden nicht vorgestellt.

In Kapitel 6 behandeln die Autoren die Lehren über den Menschen und über die Sünde. Der Mensch wird definiert als eine abhängige und komplexe Einheit, die im Bild Gottes geschaffen ist. Obwohl die Autoren einen Kurzzeit-Kreationismus vertreten, um den Ursprung des Universums zu erklären, und ebenso die direkte Erschaffung des Menschen durch Gott, lehren sie eine traduzianistische Sicht der Seele [Lehre, dass die Seele bei der Zeugung übertragen wird] und behaupten, dass Menschen „das Ergebnis des von Gott angeordneten Fortpflanzungsprozesses [Procreation]“ sind (426). Sie stellen auch fest, dass Gott die Menschen entweder mit männlichem oder weiblichem Geschlecht geschaffen hat. (Hierbei benutzen sie das Wort „Gender“, andere Autoren würden hier eher vom biologischen Geschlecht „Sex“ sprechen.) Sie bestehen auf einer klassischen Sicht der Ehe und verwerfen die Vorstellung, dass auch eine homosexuelle Verbindung zu Recht eine Ehe genannt werden könnte (431).

Nachdem sie die Themen von Tod, Volkszugehörigkeit, Regierung und Kultur angesprochen haben, wenden sie sich der Lehre von der Sünde zu. Sie definieren das Wesen der Sünde als das Verlangen nach Autonomie vom Schöpfer. Sie verorten den Ursprung der Sünde in Adams und Evas Entscheidung, Gott ungehorsam zu sein, als sie im Garten von Satan versucht wurden. Die Beziehungen des Menschen zu Gott, zu anderen Menschen und zur Schöpfung wurden alle durch den Sündenfall des Menschen zerstört, was zum körperlichen, geistlichen und ewigen Tod führte. Nachdem sie vier Ansichten zum Verständnis der Übertragung der Sünde auf alle Menschen vorgestellt haben, bevorzugen die Autoren das Modell des repräsentativen Hauptes, eine Ansicht der Bundes-Theologie, die den Bund der Werke ablehnt, „weil die Schrift einen solchen Bund der Werke nicht erwähnt“ (465).

Nachdem die Autoren dann die totale Verdorbenheit als die Unfähigkeit, „Gott und sein Evangelium anzunehmen oder abzulehnen“ (468) kompakt zusammengefasst haben, behandeln sie Themen wie die nicht vergebbare Sünde, die Sünde zum Tod, und moralische und entschuldbare [„lässliche“] Sünden. Das Kapitel endet mit einem drei Seiten langen Abschnitt unter dem Titel „Biblische Theologie der Sünde“, das auf eine prägnante und gewinnende Weise den Ablauf der Heilsgeschichte von Adam bis zum Kreuz Christi erzählt.

Kapitel 7, „Rettung: Soterologie“, ist mit 178 Seiten doppelt so lang wie die durchschnittliche Länge aller übrigen Kapitel. Anders ausgedrückt behandelt dieses Kapitel 10 % der Lehren in diesem Werk, aber umfasst 20 % der totalen Seitenzahl. Diese Proportionen sind allerdings gerechtfertigt, weil die Autoren in diesem einen Kapitel das zusammen behandeln, was andere systematische Theologen als zwei Lehren betrachten, nämlich Sühnung und Rettung. Nach einer kurzen Einführung wird das Kapitel danach anhand der Handlungen jeder der einzelnen Personen der Dreieinigkeit eingeteilt: der Plan (Vater), die Ausführung (Sohn) und die Anwendung der Erlösung (Heiliger Geist).

Die größte Stärke dieses Kapitels ist der Gebrauch der Schrift (entweder in direkten Zitaten oder als Belegstellen zur Erklärung), um die lehrmäßigen Behauptungen zu unterstützen und zu illustrieren. Die Abschnitte über Ausdauer und Verherrlichung bieten schöne Beispiele dafür, wie man lehrmäßige Konzepte wie ewige Sicherheit, Abfall und Heiligung erklären kann, indem man Einsichten aus biblischen Schlüsseltexten gewinnt, aber auch typische Gegenargumente voraussieht und darauf antwortet.

Die größte Schwäche des Kapitels 7 – die es mit anderen Kapiteln des Buchs gemeinsam hat – ist die, dass alternative Ansichten unzureichend oder gar nicht vorgestellt werden. MacArthur und Mayhue bringen sorgfältige Erklärungen der Bibel aus der Perspektive des Fünf-Punkte-Calvinismus, aber es wäre für das Gesamtwerk von Nutzen gewesen, wenn sie auch andere Interpretationen vorgestellt hätten, die unter evangelikalen Protestanten üblich sind, wie den drei-Punkte- oder Vier-Punkte-Calvinismus, aber auch den Molinismus [Lehre von der Willensfreiheit]. Obwohl die Interpretationen, die in diesem Buch vorgestellt werden, legitime Möglichkeiten sind, wird den Lesern an vielen Stellen nur eine einzige Interpretation präsentiert, und in der Konsequenz bleibt bei ihnen der (bedauerliche und unrichtige) Eindruck bestehen, als existierte unter evangelikalen Protestanten nur eine einzige Ansicht zu diesen Themen. Der Abschnitt über Auserwählung, zum Beispiel, wäre stärker geworden, wenn die Autoren eine brauchbare Zusammenfassung einer alternativen Ansicht zu dieser Lehre eingefügt hätten, wie die Sicht von William Klein, Brian Abasciano oder Chad Thornhill.

Eine andere Schwäche des Kapitels über die Rettung ist der Abschnitt über die Anwendung der Erlösung nach einer ordo salutis [Heilsordnung], die sich auf die Auslegung eines einzelnen biblischen Texts gründet, nämlich Römer 8,29-30. Das „Ziel einer biblischen ordo salutis“ wird dargestellt als: „aus dem Text die göttliche Logik und Ordnung herauszulesen, die der Geist Gottes klar offenbart hat“ (567). Eine solche Definition gibt dem Leser einen kleinen Einblick in die offensichtliche Annahme der Autoren – nämlich dass Gott im biblischen Text klar ihre Interpretation des biblischen Texts offenbart hat. Wenn man eine solche Vorstellung betont, zeigt das entweder jemandes theologische Naivität, indem das Wort Gottes mit der eigenen Interpretation des Wortes Gottes gleichgesetzt wird, oder die eingeschränkte Sichtweise einer Person, die nicht anerkennen will, dass manche systematischen Theologen die Vorstellung völlig ablehnen, dass man die Gedanken Gottes (über eine Reihe von logischen Entscheidungen) auch dort erkennen kann, wo Gott sie uns in der Schrift nicht deutlich offenbaren wollte [3].

Obwohl in diesem Abschnitt viele Texte aus dem Neuen Testament untersucht werden, wurde schon, bevor die Diskussion begonnen hatte, die Annahme zugrunde gelegt, dass zwei Verse aus der Bibel eine logische und von Seiten Gottes deterministische Ordnung der Rettung offenbaren. Zum Beispiel setzen die Autoren voraus, dass alle biblischen Texte, die von Buße und Glauben handeln, davon ausgehen, dass die Wiedergeburt dem Glauben vorausgeht, weil „die Schrift den Glauben deutlich als eine Folge der neuen Geburt darzustellen scheint“ (569). Mit anderen Worten, die Bibel lehrt, dass die Wiedergeburt dem Glauben vorausgeht, weil Röm 8,29-30 eine logische Ordnung der Ratschlüsse Gottes offenbart, einschließlich der logischen Ordnung der Rettung. Trotz dieser Schwächen bringt das Kapitel über die Rettung eine überzeugende und mit Bibeltexten gesättigte Darstellung des Werks des dreieinigen Gottes am Kreuz Christi zugunsten von Sündern.

Das Kapitel 8, „Engel: Angelologie“, enthält eine umfassende Untersuchung des biblischen Materials über heilige Engel, Satan, Dämonen und den Engel des Herrn. Die einzelnen Abschnitte zeigen eine angemessene Behandlung des biblischen Materials, das sich auf biblische Begriffe und ihr Vorkommen in der Schrift konzentriert. Diese sind nach Themen geordnet, um ihre jeweilige Realität, ihren Charakter und ihre Handlungen darstellen. Es ist eine Empfehlung für die Autoren, dass sie dieses Kapitel über Angelologie eingefügt haben, denn dieses Thema wird in manchen systematischen Theologien auf nur wenige Seiten zusammengedrängt. Interessanterweise endet das Kapitel mit einem Abschnitt mit Fragen und Antworten, der aus kurzen Antworten auf dreizehn Fragen zu Engeln, Satan und Dämonen besteht. Dies ist das einzige Kapitel, das solch eine Frage-Antwort-Sektion enthält, und man fragt sich, ob die Autoren dieses Material nicht auch an den entsprechenden Stellen innerhalb des Kapitels hätten einarbeiten können. Auch dieses Kapitel hätte (wie verschiedene andere Kapitel) stärker ausfallen können, wenn sie einen kleinen Abschnitt über die historische Theologie hinzugefügt hätten, um einen Blick auf die Interpretationen wichtiger Denker in der Kirchengeschichte in Bezug auf diese Lehre zu ermöglichen.

„Die Kirche: Ekklesiologie“, Kapitel 9, spricht die Themen an, die man erwarten würde, wie das Wesen, die Einheit und die Mitgliedschaft der Kirche, aber auch die Ausübung der geistlichen Gaben. Man fragt sich, ob einiges von dem Material, das hier vorgestellt wird, in einem Werk über Systematische Theologie wichtig ist. Die Autoren widmen zum Beispiel der Darstellung von Jesus‘ „sieben bezeichnenden Prinzipien, um seine Kirche zu bauen“ drei ganze Seiten, und das basierend auf Mat 16,18. Diese sieben Punkte werden mit einem Stabreim [im englischen Original] leichter merkbar formuliert („Ein permanentes Fundament“, „Eine positive Erwartung“, „Ein kraftvoller Fortschritt“, usw.). Obwohl dieses Material vielleicht als ein hilfreicher Entwurf für eine Predigt dienen könnte (dieser Abschnitt wurde aus einem Buch von Mayhue übernommen), würde wohl irgendein heutiger Leser auf den Gedanken kommen, dass Jesus an diese Prinzipien dachte, als er damals die Worte in Mat 16,18 aussprach? In diesem Werk kann man viele solcher Gliederungen finden, aber solches Material unterstützt nicht die Glaubwürdigkeit des Buchs als eine akademische Ressource, um die Bibel zu verstehen oder ihren Inhalt zu gliedern.

Ebenfalls in Kapitel 9 argumentieren die Autoren ausführlich dafür, dass Kirchen von einer Mehrzahl männlicher Ältester geleitet werden sollten (759-69). Wenn sie die „Führung durch Älteste“ (769) mit anderen Organisationsformen vergleichen, wird keine einziges biblisches Argument für eine congregationale [von der ganzen Gemeinde ausgehende] Form der Leitung präsentiert. Vielmehr stellen die Autoren fest, dass uns „demokratische politische Werte oft“ ein congregationales Modell „nahelegen“ (769). Es wird auch mit keinem Wort die Möglichkeit einer Mischform der Leitung erwähnt, in der Älteste innerhalb eines congregationalen Modells dienen. Gruppen, die aus vielen Einzelkirchen bestehen, wie zum Beispiel die Southern Baptists, werden diese Lücke in der Präsentation wahrscheinlich bemerken.

Ein anderer interessanter Punkt ist die kurze Argumentation, in der die Autoren darlegen, dass es für Frauen erlaubt ist, als Diakoninnen zu dienen (772-73); eine solche Sicht ist möglich, aber unter Komplementariern [Christen, die an unterschiedliche Rollen und Aufgaben von Männern und Frauen glauben] eher ungewöhnlich. Sie treten auch für ein Modell der Gläubigentaufe durch Untertauchen ein und verwerfen die Ansicht, dass eine Kindertaufe legitim sein könnte, ohne sich aber mit der Sicht anderer Christen zu diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Autoren betonen zu Recht die Praxis der Kirchendisziplin [Gemeindezucht] (793-95), aber man fragt sich, ob nicht ihre Ablehnung eines congregationalistischen Modells dazu führt, dass sie in die Texte in Matthäus 18 und 1. Korinther 5 Älteste hineinlesen, obwohl dort gar keine Ältesten erwähnt werden.

Der Abschnitt über die geistlichen Gaben in der Kirche präsentiert leider eine falsche Zweiteilung, bei der man nur entweder den Cessationismus [4], oder aber „die modernen Fälschungen der charismatischen Bewegung“ (805) bejahen kann, ohne dass ein Versuch unternommen wird, glaubwürdige biblisch-theologische Gelehrte zu Wort kommen zu lassen, die entweder einen Continualismus [alle Geistesgaben bestehen weiterhin] oder eine offen-aber-vorsichtige Position befürworten, wie Max Turner, Robert Saucy, Wayne Grudem, Sam Storms und Amos Yong.

Das letzte Kapitel handelt von den letzten Dingen. Unter dem Titel „Die Zukunft: Eschatologie“ organisiert das Kapitel 10 die Lehre in folgenden Punkten: Einführung in die Eschatologie, Persönliche Eschatologie und Kosmische Eschatologie. Die Autoren erklären:

„Die Bibel zeigt uns das herrliche Ende, das kommen wird, als eine Quelle der größten Hoffnung und Ermutigung für den Christen“ (828).

Indem sie ein Neue-Schöpfung-Modell befürworten (statt eines Modells mit einer rein geistlichen Sicht), sehen sie die zukünftige Wiederkunft Christi als die Zeit, in der er ein physisches Königreich in Jerusalem aufrichten und auf der Erde regieren wird, bevor er den neuen Himmel und die neue Erde aufrichtet, die in Offenbarung 21 – 22 beschrieben werden. Nach einer kurzen Abhandlung über die persönliche Eschatologie (die den Tod, den Zwischenzustand, Hölle und Himmel behandelt) richten die Autoren ihre Aufmerksamkeit auf die kosmische Eschatologie. In diesem letzten Abschnitt beleuchten sie die Bedeutung der Verheißungen an Israel im Alten Testament, beschreiben die Unterschiede zwischen Israel und der Kirche und argumentieren für ihren futuristischen Millenialismus [Lehre vom zukünftigen tausendjährigen Reich].

Sie erklären:

„Als eine Verfeinerung des dispensationalistischen Prämillienalismus betont der futuristische Millenialismus eine futuristische Sicht der siebzigsten Jahrwoche Daniels (Dan 9,27), die die Ereignisse in Matthäus 24 und die Siegel-, Trompeten- und Schalengerichte, die in Offenbarung 6 – 18 beschrieben werden, einschließt“ (856).

Diejenigen, die dieser eschatologischen Interpretation nicht zustimmen können, werden aber die Darstellung der biblischen Bundesschlüsse als das Mittel, mit dem Gottes Plan in der Geschichte erfüllt wird, zu schätzen wissen, und ebenso die sorgfältige Argumentation aus der Schrift für eine millenialistische Sicht. Die Darstellung der vier Möglichkeiten der Interpretation der Endzeit durch die Autoren (präteristisch, historisch, idealistisch und futuristisch) könnte noch durch eine fünfte Option (eklektisch) verstärkt werden, die es erlaubt, verschiedene Ansichten zu betonen, in Abhängigkeit davon, welchen Teil des gesamten Bibeltextes man gerade betrachtet [5]. Die Autoren beschließen das Buch mit einer 16-seitigen Erklärung wichtiger theologischer Begriffe, die „mit kleinen Veränderungen“ aus Millard Erickson’s The Concise Dictionary of Christian Theology übernommen wurde (923).

Das Buch von MacArthur und Mayhue wird für Bibelstudenten, die mit den lehrmäßigen Schlussfolgerungen des Buchs im Allgemeinen schon übereinstimmen, ein hilfreiches Studienmaterial sein. Diejenigen, die sich biblische Zitate und Interpretationen der Texte, die eine konservative und buchstäbliche Lesart der Schrift unterstützen – die solche Ansichten wie den Junge-Erde-Kreationismus, Cessationismus, eingeschränkten Determinismus, Komplementarität und Prämillenialismus befürwortet, bei gleichzeitiger entweder schwacher oder fehlender Darstellung alternativer christlicher Ansichten – werden dieses Buch als eine ideale Ressource erleben. Allerdings werden diejenigen, die sich mit der Schrift und einer breiteren christlichen Tradition auseinandersetzen wollen, um ein eigenes Urteil fällen und für sich die am besten begründete Ansicht herausfinden zu können, werden dieses Buch nicht so hilfreich finden wie andere bereits vorliegende Werke über Systematische Theologie.

 

Endnoten

[1] John MacArthur, At the Throne of Grace: A Book of Prayers (Eugene, OR: Harvest House, 2011).

[2] Catechism of the Catholic Church §§ 80–82, available at http://www.vatican.va/archive/ENG0015/_INDEX.HTM.

[3] Ich denke z. B. an die folgenden Kritik von James Leo Garret Jr. in Systematic Theology (Grand Rapids: Eerdmans, 1995), 2:447–48: “Können wir als endliche, sterbliche Wesen die ewigen Beschlüsse Gottes korrekt so ordnen und zusammenstellen, wie sie tatsächlich in den Gedanken und Zielen Gottes existieren? Ist eine solche Bemühung nicht in sich selbst schon ein anmaßender Versuch? Geht die Lehre über Gottes Ratschlüsse nicht über die klaren Lehren der Bibel in Bezug auf den Willen, die Ziele und den Plan Gottes hinaus, indem sie einige Schlussfolgerungen macht, die uns innerhalb des biblischen Kanons nicht ausdrücklich vermittelt wurden?“

[4] Cessationismus wird definiert als “die Sicht, dass die Zeichengaben (z. B. Wundertaten, Gaben der Heilung, Zungenrede) und die Offenbarungsgaben (z. B. das Empfangen und Verkündigen neuer Offenbarungen von Gott) aufgehört haben, als die Gründungsphase der Kirche beendet war“ (804), und wird überall in diesem Kapitel – und anderen Teilen des Buchs – untermauert mit Zitaten aus MacArthur’s Buch Strange Fire: The Danger of Offending the Holy Spirit with Counterfeit Worship (Nashville, TN: Thomas Nelson, 2013).

[5] Grant Osborne, Revelation, Baker Exegetical Commentary on the New Testament (Grand Rapids, MI: Baker), 21–22, nennt verschiedene Kommentare zum Buch Offenbarung, die sich für eine Sicht aussprechen, die er einen eklektischen Zugang nennt.