1. Wichtige Wörter und Begriffe
Gottes Allwissenheit
1Sam 2,3: „ein Gott des Wissens ist der HERR“
Röm 16,27: „der allein weise Gott“
Ps 139 und Jer 23,24: Gottes Allwissenheit und Allgegenwart (im Diesseits [1Kön 8,27 und im Jenseits [Dan 2,28; 2Kor 12,1-4]) ➔ Im Gegensatz zum Geschöpf ist Gott nicht Raum und Zeit unterworfen, daher kennt er unfehlbar alles, was in der Zukunft liegt. (Alle Geschöpfe, und selbst die Engel, also auch Satan und die Dämonen, sind Raum und Zeit unterworfen [Hi 1,7; 2,2; Dan 10,2.12-13].)
Jes 45,11; 46,10: Gott kennt die Zukunft. Jes 14,24: Gott setzt seine Zukunftspläne in die Realität um.
Mat 11,21; Luk 10,13 (Tyrus und Sidon); Mat 11,23 (Sodom): Gott weiss nicht allein alles, was in der Zukunft geschehen wird, sondern auch, was geschehen wäre, wenn andere Voraussetzungen da gewesen wären.
Vorkenntnis Gottes
Vorkenntnis / Wissen im Voraus (prognosis): 1Pet 1,2: „auserwählt nach Vorkenntnis Gottes zur Blutbesprengung Jesus Christi“ 1Pet 1,18-20: [18] indem ihr wisset, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, [19] sondern mit dem kostbaren Blute Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken; [20] welcher zwar zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber geoffenbart worden am Ende der Zeiten um euretwillen, [21] …“
Apg 2,23: „… [23] diesen, übergeben nach dem bestimmten Ratschluß und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht.“ Vgl. Apg 4,27-28: [27] Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit wider deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, [28] alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvorbestimmt hat, dass es geschehen sollte.“
zuvor erkennen (proginoskô): alle Stellen im NT: Apg 26,5; Röm 8,29; 11,2; 1Pet 1,20; 2Pet 3,17
proginoskô = im Voraus wissen / kennen / wahrnehmen / lernen / urteilen
Das Wort prognosis kennen wir im Deutschen im Zusammenhang mit der Wetterprognose. Die Meteorologen erkennen das Wetter im Voraus. Durch ihre Prognose wird das Wetter aber nicht beeinflusst. ➔ So ist es auch bei Gott: Durch seine Prognosis übergeht er nicht den Willen und die Verantwortung des einzelnen Menschen!
Auserwählung
Auserwählter (eklektos): alle Stellen im NT: Mat 20,16; 22,14; 24,22, 24, 31; Mark 13,20.22.27; Luk 14,24; 18,7; 23,35; Röm 8,33; 16,13; Kol 3,12; 1Tim 5,21; 2Tim 2,10; Tit. 1,1; 1Pet 1,1; 2,4.6.9; 2Joh 1,1.13; Off 17,14
auswählen / auserwählen (eklegô): alle Stellen im NT: Mark 13,20; Luk 6,13; 10,42; 14,7; Joh 6,70; 13,18; 15,16.19; Apg 1,2.24; 6,5; 13,17; 15,7.22.25; 1Kor 1,27.27.28; Eph 1,4; Jak 2,5
➔ „auserwählen“ bedeutet: Gott hat aus einer Gesamtmenge einen Teil ausgewählt.
Zuvorbestimmung (Prädestination)
bestimmen (orizô): alle Stellen im NT: Luk 22,22; Apg 2,23; 10,42; 11,29; 17,26,31; Röm 1,4; Heb 4,7
zuvorbestimmen (proorizô): alle Stellen im NT: Apg 4,28; Röm 8,29.30; 1Kor 2,7; Eph 1,5.11
„zuvorbestimmen“ bedeutet: Gott hat im Voraus etwas unabänderlich festgelegt.
Verordnung
verordnen (tassô): Apg 13,48 (vgl. Apg 18,2: Kaiser Claudius verordnete [= tassô]…)
Ratschluss Gottes
Ratschluss (boulê): alle Stellen im NT: Luk 7,30; 23,51; Apg 2,23; 4,28; 5,38; 13,36; 20,27; 27,12.42; 1Kor 4,5; Eph 1,11; Heb 6,17
Beachte den Gegensatz zwischen boulomai (= ich will [als fester Entschluss]) und thelô (= ich will / ich möchte) in 1Tim 2,4 und 2,8!
Vorsatz Gottes
Vorsatz (prothesis): alle Stellen im NT: Mat 12,4; Mark 2,26; Luk 6,4; Apg 11,23; 27,13; Röm 8,28; 9,11; Eph 1,11; 3,11; 2Tim 1,9; 3,10; Heb 9,2
2. Gottes Heil steht allen Menschen offen
Joh 3,16: Gott liebte die ganze Welt und sandte deshalb seinen Sohn als Retter. Doch nur diejenigen, die an seinen Sohn glauben erhalten ewiges Leben. Die anderen gehen verloren.
Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden.1Tim 2,3-4:
„[3] Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, [4] welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Gott möchte, dass niemand verloren geht. 2Pet 3,9:
„Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgend welche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“
Gott bietet allen Menschen seine rettende Gnade an. Tit 2,11: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,…“
➔ Jeder Mensch hätte die Möglichkeit, errettet zu werden. Dennoch werden viele ewig verloren gehen, weil sie Gottes Gnade nicht annehmen wollten, obwohl ihnen Gott die Gelegenheit und die Möglichkeit gegeben hatte, zur Bekehrung und zum Glauben zu gelangen (Mat 25,46; Off 20,11-15; 21,8).
Der Mensch kann Gottes Ratschluss in Bezug auf sich selbst wirkungslos machen (Luk 7,30): „Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss [boulê] Gottes wirkungslos, indem sie nicht von ihm getauft worden waren.“
Gott hat keinen Gefallen am Tod des Gesetzlosen. Hes 18,23 (s. Hes 33: „Habe ich irgendwie Gefallen an dem Tod des Gesetzlosen, spricht der Herr, der EWIGE? Nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehre und lebe?“ Hes 33,11: „Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, der EWIGE, ich habe kein Gefallen am Tod des Gesetzlosen, sondern dass der Gesetzlose von seinem Wege umkehre und lebe! Kehret um, kehret um von euren bösen Wegen! Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?“
3. Das Buch des Lebens
Vgl. CD/Kassette von RL zum Thema: Das Buch des Lebens
Jeder Mensch wurde ins Buch des Lebens eingeschrieben anlässlich der Erschaffung der Welt, weil Gott für jedes seiner menschlichen Wesen das Leben möchte. Aber wenn der einzelne Menschen zu Lebzeiten auf Erden die Gnadenzeit verstreichen lässt, so wird er aus dem Lebensbuch gelöscht.
Das Buch des Lebens = Gottes Dokumentation seiner Liebe zu allen Menschen!
2Mos 32,32-33: Mose wollte stellvertretend für die damaligen Israeliten aus dem Buch des Lebens gelöscht werden. Er konnte jedoch nicht stellvertretend für andere sterben. Die Schuldigen selbst sollten ausgelöscht werden. ➔ Die Israeliten von damals, also auch Ungläubige, waren eingeschrieben im Buch des Lebens!
Ps 9,6: Heidnische Menschen und Gesetzlose sind eingeschrieben im Buch des Lebens. Weil sie nicht umkehren, sollen sie als Gericht für ewig daraus ausgelöscht werden.
Ps 69,29: Ps 69,1-22 beschreibt die Kreuzigung Christi. 69,23ff behandelt das Gericht über Israel (vgl. Röm 11:9-10). ➔ Die Juden, die Christus verworfen haben, waren im Buch des Lebens eingeschrieben. Als göttliches Gericht sollen die Unbußfertigen daraus gelöscht werden.
Ps 139,15-16: David wurde nicht bei seiner Bekehrung eingeschrieben. Als er im Mutterleib sich entwickelte, war (nicht: wurde) er bereits eingeschrieben im Buch des Lebens.
Jes 4,2-3: Wer am Anfang des 1000-jährigen Reiches zum Leben eingeschrieben ist, wird nicht gerichtet werden.
Jer 17,13: Von Gott abtrünnige Israeliten werden ausgelöscht werden (in die Erde geschrieben, d.h. damit die Schrift bald verweht und ausgelöscht wird; vgl. Joh 8,6-8)
Luk 10,20: Dieser Vers spricht nicht über die Einschreibung ins Buch des Lebens. Es geht einfach um die Freude darüber, dass man dort eingetragen ist.
Phil 4,3: Die Namen dieser Diener Gottes stehen im Buch des Lebens. Paulus sagt hier nichts darüber aus, wann sie dort eingeschrieben wurden.
Off 3,5: Sardes weist prophetisch-kirchengeschichtlich auf den Protestantismus hin. Wahre Gläubige aus der Kirche der Reformation dürfen wissen: Auch wenn viele Pietisten aus den Kirchenbüchern gelöscht wurden, sie wird der Herr Jesus nie aus dem Buch des Lebens auslöschen! Das Entsprechende gilt auch für die wahren Gläubigen der historischen Gemeinde in Sardes.
Off 13,8: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, ein jeder, dessen Name nicht geschrieben ist (1) in dem Buche des Lebens des geschlachteten Lammes (2) von Grundlegung der Welt an (3). ➔ „nicht geschrieben ist“: Dieser Ausdruck besagt nicht, dass diese Namen niemals eingeschrieben wurden. (Es heißt nicht: „die nicht eingeschrieben worden waren“!) Jedoch zum Zeitpunkt von Off 13,8 (= Grosse Drangsal) stehen diese Namen nicht (mehr) drin. Es ist beachtenswert, dass im Griechischen nicht die Zeitform des Aorists (= Punktual; •), sondern die des (viel selteneren) Perfekts (= Resultativ; • →) gewählt worden ist. Genau dasselbe gilt für Off 17,8. Auch in Off 20,15 findet sich das Perfekt („geschrieben“). (2) Eine ausführlichere Bezeichnung für das „Buch des Lebens“: „Das Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“ (vgl. Off 21,27). (3) Das Buch des Lebens wird von Grundlegung der Welt an geführt.
Off 17,8: „Das Tier, welches du sahest, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen; und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht in dem Buche des Lebens geschrieben sind (1) von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird.“ ➔ (1) Im Griech. ein Perfekt ( • → ); vgl. den Kommentar zu Off 13,8.
Off 20,12-15: Alle Ungläubigen werden zum letzten Gericht antreten müssen. Obwohl sie auferstanden sind, werden sie hier immer noch „Tote“ genannt. Anhand des Buches des Lebens wird dokumentiert werden: Ihr steht nicht mehr im Buch des Lebens, darum habt ihr keinen Anspruch auf Leben! Konsequenz: Der ewige Tod, die ewige Pein.
Off 21,27: Man beachte, dass es hier nicht heißt „nur die (einst) eingeschrieben wurden in das Buch des Lebens“, sondern „nur die geschrieben sind“. Es geht um solche, die zu diesem Zeitpunkt immer noch im Lebensbuch stehen werden.
4. Kann der Mensch sich bekehren, wann er will?
Kein Mensch sucht von sich aus Gott (Röm 3,9). Somit kann er sich gar nicht von sich aus bekehren. Sein Wille ist gebunden durch Satan (2Kor 4,4) und durch die Sünde (1Mo 6,5). Im wahrsten Sinn des Wortes kann man also nicht von einem freien Willen des Menschen sprechen. Der Wille des Menschen ist geknechtet. ➔ Die Lehre der Pelagianer ist vollkommen falsch!
Gott ruft jeden Menschen mindestens 2 Mal (Hi 33,29). Er hat auch Mittel und Wege, um zu den Menschen zu reden, die das Evangelium noch nie gehört haben (Hi 33: Durch Träume und durch Krankheit; Röm 1,18ff.; Ps 19,1ff; Off 14,7 (das ewige Evangelium“): durch die Schöpfung; Röm 2,14-16: durch das Gewissen.
Gott, der dreieine Gott, leitet zur Buße (Röm 2,4-5). Der Vater zieht (Joh 6,44). Der Heilige Geist überführt (Joh 16,8). Der Sohn sucht (Luk 19,10).
Der Mensch darf diese Gott gegebenen Chancen, wo er sich bekehren könnte nicht verpassen: Heb 3,8.15; 4,7: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht.“
Der Mensch ist selber schuld, wenn er verloren geht (Röm 2,4-5). In Mat 23,37: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen,… und ihr habt nicht gewollt!“
6x verhärtete der Pharao sein Herz bevor Gott sein Herz zum 7. Mal verhärtete (2Mo 9,12). Im Ganzen wird sein Herz 12x verhärtet (2Mo 7,13.22; 8,15.19.32; 9,7.12.34; 10,20.27; 11,10; 14,4). Auch das Herz seiner Beamten wird verhärtet (2Mo 9,34; 10,1).
Gott wusste im Voraus, dass der Pharao sich verhärten würde (2Mo 3,19-20; 9,16; Röm 9,17), dennoch gab er dem Pharao die Gelegenheit zur Umkehr.
Apg 7,51: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstreitet allezeit dem Heiligen Geiste; wie eure Väter, so auch ihr.“
5. Verschiedene Arten von Auserwählung
Die vor Grundlegung der Welt erfolgte Erwählung der Erlösten, die zur Gemeinde gehören. Eph 1,4: „auserwählt, um heilig und tadellos vor ihm zu sein“
Die Erwählung Abrahams, Isaaks und Jakobs (Apg 13,17) bedeutet: Sie sollten Stammväter Israels sein und Vorfahren des Messias. Ihre Erwählung bedeutete nicht die Verdammung der Nichterwählten! (Gottes Hass auf Esau wird in Maleachi erst etwa 1400 Jahre nach dessen Tod bezeugt [Mal 1,2-3; Röm 9,13].) Zu Röm 9,11-12: Die Erwählung Jakobs anstatt Esaus hing allein von Gott ab. Sie bedeutete aber nicht, dass Esau deswegen hätte verloren gehen müssen!
Die Erwählung Israels (Hes 20,5) bedeutet: Israel ist das irdische Volk Gottes, aus dem der Erlöser kommen sollte. Dieses Volk sollte auf Erden eine besondere Stellung einnehmen (Röm 9,1-5) und zum Segen für alle anderen Völker werden (1Mo 12,1-3). Die Erwählung Israels bedeutete nie die Verwerfung der anderen Völker! Israel sollte ein Prototyp sein, der allen Völker als Beispiel dienen könnte, damit ale Menschen sehen könnten, was geschieht, wenn ein Volk Gott gehorcht bzw. nicht gehorcht (5Mo 28,46). Die Nachkommen Abrahams waren nicht automatisch errettet (Röm 9,6-13).
Die Erwählung Davids (Ps 78,70) bedeutet: Er sollte König in Israel sein nach Gottes Plan. Damit waren seine Brüder (1Sam 16) nicht verloren.
Die Erwählung der 12 Apostel (Luk 6,13) bedeutet: Diese 12 Männer sollten einen ganz speziellen Dienst ausüben und eine spezielle Autorität direkt von dem Messias übertragene Autorität haben. Damit waren die anderen Jünger nicht verloren.
6. Wozu sind die Erlösten auserwählt und zuvorbestimmt?
Auserwählt nach Vorkenntnis Gottes zur Blutbesprengung Jesu Christi (1Pet 1,2)
Auserwählt vor Grundlegung der Welt, um heilig und tadellos vor dem Vater zu sein in Liebe (Eph 1,4)
Zuvorbestimmt zur Sohnschaft für den Vater, nach dem Wohlgefallen seines Willens (Eph 1,5)
Zuvorbestimmt um dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit Jesus Christus der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (Röm 8,29) ➔ Kinder Gottes sowie Söhne und Töchter Gottes zu sein (Röm 8,15.16; 2Kor 6,18)
Zum ewigen Leben verordnet (Apg 13,48). Vgl. die Verheissung des ewigen Lebens vor ewigen Zeiten (Tit 1,2). Wer verhiess damals wem? Der Vater dem Sohn!
7. „Die goldene Kette“ aus Röm 8
Röm 8,29-30: [29] Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. [30] Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.
(1) zuvorerkannt ➔ (2) zuvorbestimmt ➔ (3) berufen ➔ (4) gerechtfertigt ➔ (5) verherrlicht
Wer zu den Auserwählten gehört, kann nicht mehr verloren gehen (Röm 8,1 und 8,37-39).
Den Auserwählten gibt Gott die Gabe des Beharrens bis zum Ende (1Pet 1,2: auserwählt ➔ 1Pet 1,3: wiedergeboren ➔ 1Pet 1,5: durch Gottes Macht bewahrt bis ans Ende
Beachte den Gegensatz: Die nicht wiedergeborenen „Gläubigen“ haben nicht die Gabe des Beharrens. Luk 8,13: Die auf dem Felsen glauben für eine Zeit und fallen in der Versuchung wieder ab.
Die Auserwählten sind die „Gefäße der Begnadigung, die Gott zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat“ (Röm 9,23): „und auf dass er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat…?“
Beachte den Gegensatz zwischen Röm 9,23 und Röm 9,22! Röm 9,22:
„Wenn aber Gott, willens, seinen Zorn zu erzeigen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zornes, die zubereitet sind zum Verderben.“
Wer hat sie zubereitet zum Verderben? Nicht Gott, sondern sie selbst! ➔ Röm 2,4-6: „[4] Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? [5] Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tage des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, [6] welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken.“
Die Auserwählten sind unantastbar und können nicht mehr verloren gehen! Röm 8,33-34: „[33] Wer wird wider Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, welcher rechtfertigt; [34] wer ist, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.“
2Tim 1,9-10: [9] der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christo Jesu vor den Zeiten der Zeitalter gegeben, [10] jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, welcher den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium, [11] …“ ➔
1. Vor Erschaffung der Welt hat Gott seinen Vorsatz zu unserer Erwählung gefasst und uns seine Gnade zugesprochen.
2. Vor 2000 Jahren ist Christus gekommen und hat im Jahr 32 n. Chr. den Tod besiegt und als am dritten Tag Auferstandener den Auftrag zur Verbreitung der Frohen Botschaft von dem Auferstehungsleben gegeben.
3. Im 20. Jh. sind wir mit dem Ruf zur Buße konfrontiert worden und konnten durch Buße und Bekehrung errettet werden.
8. Kann man wissen, ob man auserwählt ist?
1Thess 1,4: „wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.“
Das Glaubensleben und die Treue in den Verfolgungen haben deutlich gemacht, dass die Thessalonicher eine echte Bekehrung erlebt hatten (1Thess 1,2-3)
Eph 1,3-5: „ Gepriesen sei der Gott und Vater… uns auserwählt … uns zuvorbestimmt…“
Kol 3,12: „Ziehet an als Auserwählte Gottes…“
1Pet 1,1-2: „[1] … den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadocien, Asien und Bithynien, [2] auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters,…“
9. Aus der Kirchengeschichte
Nach der Zeit der Apostel gab es von 100 – 400 n. Chr. unter den Bibellehrern (= so genannte „Apostolische Väter“ und „Kirchenväter“; vgl. aber Mat 23,9) breite Übereinstimmung in der Lehre: Gott hat in seiner Allwissenheit im Voraus gewusst, wer sich einmal bekehren würde. Diese Menschen hat Gott auserwählt. Gott sandte seinen Sohn für alle Menschen in die Welt. Nur die, welche die Gnade Gottes empfangen werden, werden errettet. Die Übrigen werden ewig verloren gehen.
Aurelius Augustin (354 – 430 n. Chr.) lehrte dies anfänglich auch so wie die Kirchenväter. Später behauptete er, wohl aus dem Anliegen heraus, die Größe Gottes im Gegensatz zum Menschen mehr herauszuheben: Gott habe einen Teil der Mensch auserwählt, der errettet werden könne. Die Übrigen werden verloren gehen. Seine Prädestinationslehre war beeinflusst durch seinen Kampf gegen die Irrlehre von Pelagius und wohl auch durch Überreste aus seiner Zeit vor der Bekehrung, als er durch die Irrlehre der Manichäer verführt war. Diese lehrten, die Engel seien gefallen, und Gott wollte die Zahl der gefallenen Engel auffüllen mit Menschen, die er zuvor zum Heil bestimmt hatte.
Augustin kämpfte gegen den zeitgenössischen Irrlehrer Pelagius. Pelagius lehrte (vgl. „Pelagianismus“): Der Mensch sei gut geboren und in seinem Willen völlig frei. Er könne sich frei für das Gute entscheiden und sei in der Lage, alles zu tun, was es braucht, um errettet zu werden. Den Begriff der sündigen Natur im Menschen (= „Erbsünde“, Röm 5,12ff) ersetzte er durch Begriffe wie „sündige Gewohnheit“ und „Nachahmung Adams“.
Calvin wandelt in den Spuren Augustins
Jean Calvin (1509 – 1564) hat von Augustin sehr viel gelernt, gerade was die Gnade Gottes anbetrifft. Er übernahm die Lehre Augustins. In seiner Institutio führt er seine doppelte Prädestinationslehre (vgl. „Calvinismus“) aus: Alle Menschen sind böse und verloren. Sie hassen Gott und wollen nicht zu ihm kommen. Doch eine bestimmte Zahl aus ihnen habe Gott aufgrund seines eigenen Beschlusses zum Heil auserwählt. Diese ziehe er durch seine Gnade, der sie nicht widerstehen können, aus dem Sumpf der Sünde heraus. Die anderen überlasse er sich selbst. Sie gehen verloren. Sie wollen auch nicht gerettet werden, aber sie könnten es auch nicht. Calvin glaubte: Gott habe gewisse Menschen zum Heil und die anderen zur Verdammnis zuvorbestimmt (Institutio III, 21.5). Aber: Die Bibel spricht nie über eine negative Prädestination!
Durch die Dordrechter Synode von 1618-1619 wurde die Prädestinationslehre zur offiziellen Lehre der Reformierten Kirche Hollands erklärt. Die Lehre des Arminius wurde dabei verurteilt.
Andere Reformatoren wie z.B. Bullinger in Zürich wandten sich gegen die Lehre Calvins und hielten sich im Prinzip an die in den ersten vier Jahrhunderten festgehaltenen Lehre, die sich vollumfänglich mit den Aussagen der Bibel deckt.
Jacobus Arminius (1560 – 1609) lehrte (vgl. „Arminianismus“): 1. Gott habe vor Erschaffung der Welt nur die erwählt, von denen er wusste, dass sie sich durch seine Gnade dereinst bekehren würden. 2. Der Mensch habe, obwohl er in Sünde geboren wird, einen freien Willen zur Entscheidung für das Evangelium. 3. Christus habe für alle Menschen die Versöhnung erworben, aber nur diejenigen, die sie annehmen, werden ihrer teilhaftig. 4. Der Gläubige könne wieder abfallen und das Heil verlieren (vgl. jedoch: Joh 10,27-29; Röm 8,1; 8,37-39). Diese Lehre fand große Verbreitung durch den Methodisten John Wesley.
© Dr. Roger Liebi, Schweiz
Redaktionell überarbeitet von W. Plock