Erstellt am 12.05.2025
Der calvinistische Theologe Wayne Grudem definiert Verdammnis als „Gottes souveräne Entscheidung vor der Schöpfung, manche Menschen zu übergehen, in dem traurigen Entschluss, diese nicht zu erlösen, sie für ihre Sünden zu bestrafen und dadurch seine Gerechtigkeit zu offenbaren.“[1] Die Lehre von der Verdammnis bzw. Verwerfung [Reprobationslehre], die für den Calvinismus als notwendige Folge der Lehre der bedingungslosen Erwählung [Prädestinationslehre] von wesentlicher Bedeutung ist,[2] besagt, dass es eine bestimmte Gruppe von Menschen gibt, die nie Gegenstand der erlösenden Liebe Gottes waren und nie sein werden, ganz gleich, ob sie das Evangelium hören oder nicht. Gott hat beschlossen, dieser bestimmten Gruppe von Menschen nicht die Gnade und den Glauben darzureichen, welche zur Errettung unerlässlich sind. Grudem begründet diese Entscheidung Gottes, Gnade und Glauben vorzuenthalten, nicht mit irgendetwas, das mit den verworfenen Menschen selbst zu tun hat. Gott verweigere ihnen Gnade und Glauben einfach deswegen, weil es Gott die größte Ehre einbringt. Erschütternde, aber unerbittliche Realität der Lehre des Calvinismus ist: Der einzige Grund, warum die Verlorenen nicht gerettet werden, ist, dass „Gott sie nicht erretten will“.[3] Grudems Definition ist in diesem Punkt tatsächlich eindeutig: Verdammnis ist Gottes „souveräne Entscheidung … vor der Schöpfung …, sie nicht zu erretten“.[4] Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser speziellen Lehre des Calvinismus ist wichtig, weil die Verwerfung den Kern der calvinistischen Soteriologie [Heilslehre] bildet und mit beträchtlichen exegetischen, philosophischen und theologischen Problemen behaftet ist. Sollte sich die zweifelhafte Lehre der Verdammnis als falsch erweisen, bedarf der Calvinismus einer grundlegenden Revision.
Wenn ich die calvinistische Lehre der Verdammnis in Frage stelle, konzentriere ich mich auf die besondere Aufgabe aufzuzeigen, dass aus Römer 9 eine solche Lehre nicht zwingend abzuleiten ist. Dies mag auf den ersten Blick eher belanglos erscheinen, ist aber aufgrund der Bedeutung, die Römer 9 in der calvinistischen Auslegung in Bezug ihre Lehre der Verwerfung einnimmt, von großer Bedeutung. Selbst Calvinisten räumen ein, dass ihre Lehre der Verdammnis sehr problematisch ist und dass dieses Problem durch den Mangel an biblischen Argumenten noch verschärft wird.[5] Grudem erläutert: „… die Lehre von der Verdammnis ist für uns die schwierigste aller Lehren der Heiligen Schrift, über die wir nachdenken und die wir am schwersten akzeptieren können, weil sie von so schrecklichen und ewigen Konsequenzen für die Menschen sind, die nach dem Bild Gottes geschaffen sind.“[6] Das Unbehagen im Zusammenhang mit der [calvinistischen] Lehre der Verdammnis ist der Grund, warum Calvinisten wie Grudem philosophisch in sich unstimmige Erklärungen anführen wie die „singuläre Prädestination“ [„single predestination“: Gott erwählt einige zur Errettung, bestimmt andere jedoch in keiner Weise zur Verdammnis, sondern übergeht diese lediglich], Gottes „asymmetrische Beziehung“ zu Erwählung und Verdammnis [Gott handelt nicht in gleicher Weise, symmetrisch, mit allen Menschen: Er erwählt zum Heil, erwählt aber nicht zur Verdammnis], der „zwei Arten von Gottes Willen“, der „zwei Arten von Gottes Liebe“ usw.[7] Grudem räumt ein, dass es infam erscheint, von Gottes Betrübnis über die Verdammten zu sprechen, wenn er ihre Verdammnis verordnet. Seine Antwort lautet: „Gott kann etwas verordnen, das ihn betrübt, ihm aber letztlich Ruhm bringt.“[8] Doch Gottes Anordnung von etwas, was ihn mit Betrübnis erfüllt, ist nicht das Problem der Lehre der Verdammnis. Es handelt sich im Grunde um Gottes Anordnung von etwas Bösem. Jerry Walls Einschätzung ist an dieser Stelle zutreffend:
Theologische Kompatibilisten [wie Grudem] stellen oft Behauptungen auf und bedienen sich einer Rhetorik, die die Menschen ohne Weiteres zu dem Schluss verleiten, Gott liebe sie und wünsche ihre Errettung,; sie tun dies auf eine Weise, die sicherlich für alle irreführend ist, außer für diejenigen, die mit den Feinheiten der reformierten Rhetorik vertraut sind. … Eine solche Sprache verliert jede Bedeutung, ganz zu schweigen von ihrer rhetorischen Kraft, wenn wir uns daran erinnern, dass Gott auf Grundlage der kompatibilistischen Prämissen in der Lage wäre, die Unbußfertigen vorherzubestimmen, freiwillig Buße zu tun, aber stattdessen den Ratschluss gefasst hat, das Handeln des Menschen so vorherzubestimmen, dass diese freiwillig in ihren Sünden verharren.[9]
Wenn Gott sich weigert, Sünder nach seiner Bestimmung zur Buße zu leiten, obgleich es in seiner Macht steht, kann nur als unmoralisch bezeichnet werden. Bestimmte Menschen zu verdammen, indem man ihnen etwas vorenthält, was er anderen frei zugesteht, bringt Gott keine Ehre. Es ist in der Tat ein schreckliches Dekret.[10]
Wenn es demzufolge ausdrücklich keine biblischen Gründe für die Verdammnis gibt, sollte diese Lehre bedenkenlos und umgehend verworfen werden. Es ist die Schuldigkeit calvinistischer Theologen, unanfechtbare biblische Belege für ihre Lehre der Verdammnis vorzulegen, da sie im Widerspruch zu dem steht, was die Bibel eindeutig über Gottes Charakter und Absichten lehrt[11], und weil es philosophisch unmöglich ist, einerseits die Lehre der Verdammnis zu bejahen und andererseits zu verneinen, dass Gott das Böse verursacht.[12] Calvinisten müssen mehr tun, als nur auf biblische Texte wie Römer 9 hinzuweisen, die die Lehre der Verdammnis nahelegen könnten; sie müssen unanfechtbare Begründungen vorlegen. Aus diesem Grund wäre es nicht notwendig zu beweisen, dass Römer 9 die calvinistische Lehre der Verdammnis nicht bestätigt. Es ist lediglich erforderlich aufzuzeigen, dass Römer 9 zu Recht anders verstanden werden kann.
Die Widerlegung der calvinistischen Lehre der Verdammnis auf Grundlage von Römer 9 ist überdies deshalb von Bedeutung, weil Calvinisten für ihre Lehre der Verdammnis als Hauptbeweis anführen, dass die Heilige Schrift sie zwingend lehre und es keine andere Möglichkeit gäbe, solche Texte anders zu verstehen. Grudem sagt über die Lehre der Verdammnis: „Sie ist etwas, das wir nicht glauben wollen und nicht glauben würden, wenn die Heilige Schrift es nicht lehren würde. … Wenn wir zudem davon überzeugt sind, dass diese Verse [insbesondere Röm 9,17–22] die Verdammnis lehren, dann sind wir verpflichtet, dies zu glauben und als gerecht von Gott zu akzeptieren, auch wenn es uns vor Entsetzen erschauern lässt, wenn wir daran denken.“[13] Was aber, wenn man aus exegetischen Gründen nicht davon überzeugt ist, dass diese Verse die calvinistische Lehre der Verdammnis zum Inhalt haben? Römer 9 kann unbestritten auch auf eine völlig andere Weise wahrhaft und ernstlich verstanden werden – tatsächlich auf eine Weise, die den Absichten des Paulus und dem einfachen Textsinn und dem Textzusammenhang viel getreuer folgt. Es gibt zwingende Argumente dafür, dass auch andere calvinistische Beweistexte für ihre Lehre der Verdammnis anders verstanden werden können. Grudem stützt sich stark auf Römer 9 (und Römer 11), erwähnt aber auch Judas 4 und 1Petrus 2,8. Beide Verse würden betonen, dass die Ungläubigen schon vor langer Zeit zur Verdammnis [bzw. zur Verwerfung] bestimmt waren.[14] Es gibt jedoch allen Grund dazu, diese Verse so zu verstehen, dass es schon immer Gottes Ratschluss war, diejenigen zu verdammen, die sich dem Evangelium widersetzen. Um es zu wiederholen, wenn die von Calvinisten angeführten Texte ihre Lehre der Verdammnis nicht zwingend lehren, und wenn überdies die calvinistische Lehre der Verdammnis – offen gesagt – eine theologische und philosophische Sackgasse darstellt, sollte sie aufgegeben werden.
Um also den Zweck dieser Abhandlung noch einmal zu formulieren: Die problematische Lehre des Calvinismus von der Verdammnis lässt sich aus Römer 9 nicht ableiten. Wenn Römer 9 als hieb- und stichfeste Rechtfertigung für diese Lehre der Verdammnis keine Substanz mehr hat, dann gerät diese Lehre und mit ihr der Calvinismus in ernste Schwierigkeiten.
Römer 9 und die Zentralität des Unglaubens der Juden
Die grundlegende exegetische Begründung für die Widerlegung der calvinistische Lehre der Verdammnis auf Grundlage von Römer 9 lautet: Römer 9-11 konzentriert sich auf die heilsgeschichtliche Rolle ungläubiger Juden in der Gegenwart und nicht auf den ontologischen Status aller Ungläubigen für alle Zeiten [Ontologie: die Lehre vom Sein]. Während die jüdische Ablehnung des Evangeliums gewiss Auswirkungen auf alle anderen Menschen hat (vgl. Römer 9,22-26 und 11,17-25), befasst sich das grundlegende Argument des Paulus in Römer 9-11 mit der Frage, was der jüdische Unglaube für die Glaubwürdigkeit der Predigt des Evangeliums und die Art und Weise der Verkündigung bedeutet. Was Paulus über diese ungläubigen Juden sagt, lässt sich nicht einfach auf alle Ungläubigen übertragen. Tatsächlich macht Paulus in Römer 9-11 deutlich, dass Gott die Juden nicht in der gleichen Weise behandelt wie den Rest der Menschheit. Was Paulus in Römer 9-11 über die Nicht-Erwählten, Gehassten, Unbegnadigten, Verstockten, Gefäße des Zorns, Uneretteten wie Sodom und Gomorra sagt, über diejenigen, die das Heil durch Werke anstreben, ungläubig sind, straucheln, Eifer ohne Erkenntnis haben, ungehorsam sind, verstockt sind, über diejenigen, die nicht erlangen, was sie suchen, die unverständig, blind, gebeugt, sündig, widerspenstig, ausgebrochen sind [als Zweig aus dem Ölbaum], über diejenigen, die nicht verschont werden und Feinde des Evangeliums sind, all das sagt er über ungläubige Juden und nicht über alle Menschen. Wenn Calvinisten daraus folgern möchten, dass diese Adjektive in Ewigkeit auf alle Menschen zutreffen, die nie an Jesus glauben werden, weil Gott es so vorherbestimmt hat, dann mögen sie dies durchaus tun, aber aus dem Text lässt sich eine derartige Aussage nicht ableiten; eine derartige theologische Behauptung ist mit dem Kontext des Römerbriefs und des restlichen biblischen Zeugnisses unvereinbar.
Die vorliegende exegetische Herangehensweise an Römer 9 beginnt mit den Schlussfolgerungen von John Taylor, der schreibt:
Die christliche Forschung hat sich auf Römer 9 als Quelle für die Debatte um den freien Willen und den Determinismus konzentriert, die mindestens bis zu den Auseinandersetzung des Origenes mit den Gnostikern zurückreicht. Mit Augustinus verschob sich die Debatte, und nach ihm setzte sich eine deterministische Lesart von Römer 9 durch, die in den protestantischen Kirchen in den Schriften Luthers und Calvins ihren Niederschlag fand. Sowohl diese Lesart mit ihrer Betonung der individuellen Erwählung als konfessionelle Hauptlehre als auch die entgegengesetzte Lesart mit ihrer Betonung des freien Willens und der gemeinschaftlichen Erwählung beruhen weitgehend auf einer verengenden und philosophischen Herangehensweise an die Textstelle, die der Relevanz von Römer 9-11 für die römischen Gläubigen, an die Paulus schreibt, sowie dem Argumentationsfluss im Römerbrief zu wenig Beachtung schenkt. Dies soll nicht heißen, dass das Interesse der Tradition an diesen Fragen unberechtigt ist oder dass solche Fragen nicht an den Text gestellt werden dürfen. Es ist dagegen notwendig zu hinterfragen, ob sich aus Römer 9 tatsächlich zwingend die [calvinistische] Theologie ableiten lässt, und es ist unumgänglich zu untersuchen, welche theologischen Schwerpunkte sich aus einer Interpretation ergeben, die den Textzusammenhang und die Einheit des Textes stärker berücksichtigt.
Ausgehend von einer Herangehensweise an den Römerbrief, die die Interpretation des Phänomens des jüdischen Unglaubens an Jesus auf dem Hintergrund des Wachstums der Gemeinde unter den Heiden als Schlüsselfaktor für die Abfassung des Briefes betrachtet (Hervorhebung durch den Autor), führt eine erste Untersuchung zu einer Reihe von Schlussfolgerungen.[15]
Taylors Schlussfolgerungen lauten: (1) Im Mittelpunkt von Römer 9 stehen ungläubige Juden; (2) die Bestimmung dieser Juden ist die Errettung durch den Glauben, was die Aussage des Paulus wieder glaubwürdig macht, sein Evangelium sei mächtig genug, sowohl Heiden als auch Juden zu retten; (3) Gott hat die Freiheit, diese Juden durch den Glauben zu retten, und es ist daher nicht ungerecht, sie zu verwerfen, solange ihre Hoffnung auf „Werke des Gesetzes“ beruht; und (4) die jüdische Hoffnung auf Errettung beruht ganz auf Gottes Barmherzigkeit. Die Bedeutung dieser Schlussfolgerungen für die Diskussion über die Lehre der Verdammnis liegt darin, dass sich Römer 9 nicht mit philosophischen Fragen der Metaphysik über das göttliche Handeln und menschliche Freiheit befasst.[16] Vielmehr handelt es sich um eine Antwort des Paulus auf das zentrale Problem, das den gesamten Brief prägt: das Problem, das der jüdische Unglaube für die Glaubwürdigkeit seines Evangeliums und seines Missionsverständnisses schafft.[17]
Die zentrale Bedeutung des Problems des jüdischen Unglaubens im Brief des Paulus ist ausdrücklich in seiner Aussage in Römer 1,16-17 enthalten: Das Evangelium ist die Kraft, Juden und Heiden zu erretten und auf diese Weise Gottes Bundestreue zu erweisen, und doch birgt es Potenzial für berechtigte Anfragen. Das Problem wird in Römer 3,5 klar und deutlich dargelegt: „Ist Gott etwa ungerecht, wenn er das Zorngericht verhängt?“ Dieses Problem wird in der zentralen Stelle des Briefes, in Römer 9-11, umfassend behandelt: Die Juden lehnen das Evangelium ab und werden daher von Gott abgelehnt. Wenn Gottes Gerechtigkeit in der Kraft des Evangeliums offenbart wird, Juden und Heiden zu erretten, was ist dann mit seiner Gerechtigkeit, wenn Juden verworfen werden?[18] Die umfassende Verheißung Gottes in Jesus, dem Messias, bestand darin, durch sein auserwähltes Volk eine weltweite Familie aus Juden und Heiden zu schaffen, durch die Gott die gesamte Schöpfung retten würde. Einerseits erfüllen sich diese Verheißungen auf erstaunliche Weise: Die Heiden finden in Scharen zum Glauben. Was in der Gemeinde in Rom geschieht, ist in der ganzen Welt bekannt geworden (1,8). Doch auf überraschende, geheimnisvolle und beklagenswerte Weise weigern sich die Juden jedoch, sich Gott zuzuwenden. Und das wirft die Frage nach Gottes Gerechtigkeit auf. Konnte Gott seine Verheißungen, die bis auf Abraham zurückreichen, nicht erfüllen?[19]
Lassen Sie uns diesen Grundgedanken im Römerbrief in Kürze nachverfolgen: Die Kraft des Evangeliums zeigt sich in der Errettung von Juden und Heiden (1,16–17). Gott hat das Recht, jüdische wie heidnische Sünder nach seinen Maßstäben zu richten und zu erretten, und sein Maßstab ist der Glaube an das Evangelium (2,12–16). Heiden, die glauben, ihre Werke würden sie erretten, haben ein Problem (2,1–5). Heiden, die sich von Herzen dem Glauben zuwenden, werden als gerecht betrachtet (2,14–16). Juden, die glauben, ihre Werke würden sie erretten, haben ein Problem (2,17–24). Juden, die sich von Herzen dem Glauben zuwenden, werden als gerecht betrachtet (2,28–29). In der Diskussion über wahres Jüdischsein wirft Paulus die Frage der Gerechtigkeit auf, eine Frage, die er in der Diskussion über Heiden nicht aufwirft. Ist es gerecht von Gott, Juden zu verdammen, weil sie das Gesetz, das Gott ihnen gab, nicht befolgen? Ist es gerecht von Gott, ihr Versagen zu gebrauchen, um andere [die Heiden] auf den Weg des Glaubens zu weisen (3,5–8)?[20] Die Antwort des Paulus an dieser Stelle des Briefes auf die Frage nach Gottes Gerechtigkeit in Bezug auf den jüdischen Unglauben besteht schlicht darin, Gottes Gerechtigkeit anzuerkennen, weil er der Richter der Welt ist. Sodann kehrt er unverzüglich zum zentralen Punkt von Römer 1–3 zurück: Alle Menschen stehen unter dem Gericht der Sünde, daher ist die Verheißung an Abraham unerfüllt. Das Gesetz hat das Problem nicht gelöst (3,9–20). Aus diesem Grund hat Gott, unabhängig vom Gesetz, seine gerechte Verpflichtung geoffenbart, seine Verheißung an Abraham zu erfüllen: die Errettung einer jüdischen und einer heidnischen Familie durch den Glauben an Jesus (3,21–31). Dies ist Abrahams Glaube, und wahre Mitglieder seiner Familie teilen diesen Glauben (Röm 4; den rechtfertigenden Glauben). Sie werden auf diese Weise geliebte Kinder, die nun an der gesamten Heilsgeschichte Israels teilhaben: Sie wurden durch den zweiten Adam [Christus] von Adams todbringender Rebellion gerettet (Röm 5), durch den Tod Christi aus der Sklaverei der Sünde befreit (Röm 6), indem das Gesetz durch Christus in ihnen erfüllt wurde (Röm 7) und indem sie durch Leiden und durch den Geist zur Vollendung geführt werden (Röm 8).[21]
Doch das in Römer 3,5-8 offen gelassene Problem der Gerechtigkeit Gottes angesichts des jüdischen Unglaubens wird durch die Geschehnisse zwischen Römer 3,9 und Römer 8 noch dringlicher. Wenn Gott sein großes Werk in Christus vollbracht und viele Söhne angenommen hat, durch die er die gesamte Schöpfung erlösen wird, was ist dann mit den Juden schiefgelaufen? Diese erlangen die Errettung nicht. Ist das nicht eine Blamage? Ist das nicht ein Versagen Gottes? Ist das nicht ein Handeln an seinem Bundesvolk, das Gottes Gerechtigkeit in Frage stellt? Oder ist das einfach ein Beweis dafür, dass Gott die Juden zugunsten der Heiden verworfen hat? Sollte sich die Gemeinde in Rom überhaupt noch um Juden kümmern? Sollte Paulus weiterhin zuerst in die Synagoge gehen, während er sein Evangelium westwärts, nach Spanien, trägt? Und so erklärt Paulus in Römer 9-11, warum die Ablehnung des Evangeliums durch die Juden für ihn weder eine Quelle der Scham darstellt, noch ein Grund ist, Gottes Gerechtigkeit in Frage zu stellen. Im Hinblick auf die Verstockung der Juden führt Paulus in seiner Verteidigung des Evangeliums folgende Kernpunkte an:
Die Verstockung der Juden war von Anfang an Gottes Ratschluss. So wie Gott die Verwerfung des Messias durch die Juden zur Rettung der Welt benutzte, so dient auch seine Verwerfung der Juden einem Heilszweck.[22] Die gegenwärtige Funktion der jüdischen Ablehnung des Evangeliums soll der Welt zeigen, auf welche Weise Gott die Welt nicht rettet, nämlich indem Gottes Zorn auf den Ungläubigen ruht, während die gute Nachricht der Errettung in die Welt hinausgetragen wird (Röm 9). Die Verwerfung der Juden hat ihre Ursache darin, was sie schon immer war: Vertrauen in die eigenen Vorrechte statt Vertrauen in die Verheißungen; und der Ausweg aus der Verwerfung ist, was er schon immer war: Glaube an den verheißenen Messias Gottes (Röm 10). Die Geschichte der ungläubigen Juden ist noch nicht zu Ende. Das Schicksal der Juden beruht nicht auf ihrer Verdammnis aufgrund von Gottes unergründlichem Ratschluss, sondern darauf, dass der vollkommene Ratschluss Gottes verwirklicht wird in der herrlichen Errettung einer Glaubensfamilie aus Juden und aus Heiden, sofern sie glauben (Röm 11).
Woher also stammen die unterschiedlichen Auslegungen der letzten 1500 Jahre in Bezug auf die Lehre der Verdammnis in Römer 9? Sie gehen auf diese eine Tatsache zurück: Die erdrückende Besorgnis des Paulus angesichts der Ablehnung des Evangeliums durch die Juden wurde von den Auslegern im Laufe von Generationen nicht ausreichend berücksichtigt. Der Unglaube der Juden war über viele Jahrhunderte hinweg nicht Inhalt christlicher soteriologischer [das Heil betreffend] Überlegungen – dies ist ein Hauptgrund dafür, dass das Evangelium verfälscht wurde. Ist es da verwunderlich, dass Verwirrung entsteht, wenn das zentrale Anliegen des Römerbriefs von den Auslegern aus den Augen verloren wurde? Ist es da verwunderlich, dass westliche metaphysische Überlegungen über göttliches Handeln und menschliche Freiheit das Hauptanliegen des Paulus verschleierten? Es geht in Römer 9-11 nicht so sehr um die ontologische Funktion der Verdammnis im Dienste der Gerechtigkeit Gottes, sondern vielmehr um die heilsgeschichtliche Funktion des gegenwärtigen jüdischen Unglaubens im Dienste der großen Errettung von Juden und Heiden.
Die Abhandlung des Paulus über die ungläubigen Juden widerlegt nicht nur die calvinistische Lehre der Verdammnis auf der Grundlage von Römer 9, da Paulus gerade nicht Gottes soteriologisches Handeln [Heilshandeln] an allen Menschen behandelt, sondern die Lehre der Verdammnis wird auch deswegen entkräftet, weil das, was der Apostel über ungläubige Juden sagt, nur von vorübergehender und nicht ewiger Natur ist.[23] Grudems Definition von Verdammnis besagt im Widerspruch hierzu jedoch, dass Gott seinen Ratschluss über die Ungläubigen „vor der Schöpfung“ beschlossen habe. Paulus dagegen spricht von einem vorübergehenden Zustand der ungläubigen Juden in der Gegenwart. Aus der langen Liste von Beschreibungen, die Paulus für die Charakterisierung dieser Juden verwendet, die vorübergehend im Unglauben verharren, werden drei Merkmale in calvinistischen Gedankengängen hinsichtlich ihrer Lehre der Verdammnis besonders häufig genannt: gehasst, verhärtet und Gefäße des Zorns. Diese Eigenschaften sind jedoch vorübergehend, nicht aber dauerhaft. In Römer 9-11 „hasst“ Gott nicht alle Ungläubigen seit Ewigkeit, sondern nur ungläubige Juden, die wie Esau sind, und die nur dann nicht als Söhne gelten, insofern sie wie er in ihrem Zustand verharren. In Römer 11,28 werden dieselben „gehassten“ ungläubigen Juden, denen eine gewaltige jüdische und nichtjüdische Familie verheißen wurde, um ihrer Vorfahren willen auch „geliebt“. Gott verstockt nicht alle Ungläubigen, sondern nur die ungläubigen Juden. In Römer 11,25 heißt es, dass Gott diese ungläubigen Juden „zum Teil“ verstockt, und er wird sie nicht für immer verhärten, sondern nur bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist. Mit den Gefäßen des Zorns in Römer 9,22 sind nicht alle Ungläubigen [der Welt] gemeint, sondern die ungläubigen Juden im Unterschied zu den Gefäßen der Barmherzigkeit, die sowohl Juden als auch Heiden sind. Aufgrund der den Heiden erwiesenen Barmherzigkeit wird diesen ungehorsamen Juden in Römer 11,31 ebenfalls Barmherzigkeit erwiesen werden. Wenn in Römer 11,11-32 die ungläubigen Juden aus Römer 9 straucheln, um nicht zu fallen, wenn ihr Versagen zur Annahme [der Welt] wird, wenn ihre Verwerfung zur Versöhnung [der Welt] wird, wenn der übriggebliebene Teig [Israel] heilig ist, und wenn die abgebrochenen Zweige wieder eingepfropft werden, dann bestätigt Römer 9 keineswegs die calvinistische Lehre der Verdammnis.[24]
Dass Römer 9 nicht die Verdammnis zum Inhalt hat, wird letztendlich durch die Darlegungen des Paulus ausgeschlossen, da der vorübergehende Widerstand der Juden gegen das Evangelium eine erlösende Funktion hat, die allen, gerade auch den ungläubigen Juden, die Errettung zu bringen vermag. Ein umfassender Vergleich der Texte von Römer 5,6-21 und Römer 11,11-32 belegt, dass Paulus zwischen der Stellvertretung des Messias Jesus für die Welt und der Stellvertretung der ungläubigen Juden für die Welt eine entsprechende Beziehung erkennt.[25] Es geht nicht um Gottes bedingungslose Erwählung einiger Individuen und die Verwerfung anderer, sondern um Gottes Handeln mit den ungläubigen Juden, das einem einzigartigen heilsgeschichtlichen Zweck dient. Er behandelt die Juden anders als alle anderen aufgrund ihrer einzigartigen Rolle hinsichtlich der Verheißungen Abrahams, die Welt zu erretten. Was die Errettung der Welt angeht, legt Paulus dar, wie die Berufung Israels (genau wie die Berufung des Messias) stets Ablehnung und Leiden brachte (und weiterhin bringt), doch sie bringt auch Annahme und Rechtfertigung [für diejenigen, die glauben]. An die Stelle des „Ungehorsams“ der Heiden tritt der „Ungehorsam“ der Juden und macht so Platz für den „Gehorsam“ der Heiden (11,30–31), so wie der „Gehorsam“ des Messias Jesus an die Stelle des „Ungehorsams“ Adams tritt (5,19).[26] Durch den Messias lässt Gott es gnädig zu, dass der Glaube den Sündern zur Gerechtigkeit angerechnet wird (4,5), während der Messis die Verdammnis der Sünder auf sich lädt (5,16-19). Gottes Gericht über die ungläubigen Juden tritt an die Stelle für sein zu Recht gefälltes Gericht über den Unglauben aller Menschen, sodass Raum für Barmherzigkeit gegenüber den Heiden entsteht. Das calvinistische Verständnis von Verdammnis lässt keinen Raum für einen erlösenden Zweck der Verwerfung der Verlorenen. Wie Grudem anmerkt, ist Verdammnis ein Ausdruck von Gottes „Gerechtigkeit“, nicht seiner Barmherzigkeit. Doch für Paulus ist Barmherzigkeit der Kern von Gottes Handeln an den ungläubigen Juden (11,30–31).
Der erlösende Aspekt des jüdischen Unglaubens wird durch die Verwendung des „Eifersuchtsmotivs“ durch Paulus in Römer 10,19 und 11,11 sowie 11,14 weiter untermauert. In Römer 10,19 zitiert Paulus aus dem Hohelied des Moses (5Mo 32), einem Schriftabschnitt, der sich mit der heilsgeschichtlichen Notwendigkeit von Gericht und Erlösung befasst. In Römer 10,19 ist Israels „Eifersucht“ negativ, doch die von Moses verheißene Erlösung erlaubt es Paulus, das Motiv in Römer 11 in eine positive Richtung zu lenken. Paulus erklärt in Vers 11, dass die Verwerfung der Juden zur Erlösung der Heiden geführt hat, was wiederum seine jüdischen Mitmenschen zur Eifersucht reizen soll, was zur Erlösung einiger von ihnen führt und die Prophetie des Moses erfüllt. Hier stellt Paulus die Begriffe „zur Eifersucht reizen“ und „erretten“ positiv gegenüber.
Dem Hohelied des Moses folgend glaubt Paulus, dass Israel eifersüchtig wird und versucht, Gott nachzueifern, sobald das Volk Israel erkennt, dass Gottes Gunst an ihm vorübergegangen und den Heiden zuteil geworden ist. Dann wird Israel, wie die Heiden, errettet, indem es sich dem Herrn zuwendet.[27]
In der calvinistischen Lehre der Verdammnis ist es unmöglich, dass die Eifersucht der Juden auf die Errettung der Heiden zu einem Tor für ihre eigene Errettung wird [da alles, auch die Verwerfung und Verdammnis vorherbestimmt ist]. Da Paulus sich auf Juden (nicht auf alle Menschen), auf die gegenwärtige Zeit (nicht auf die Ewigkeit) und auf die endgültige Errettung (nicht auf endgültige Verwerfung) konzentriert, widerlegt Römer 9 die calvinistische Lehre der Verdammnis.
Widerlegung der calvinistischen Lehre der Verdammnis auf der Grundlage konkreter exegetischer Beispiele aus Römer 9
Drei Verse spielen in der calvinistischen Auslegung der Lehre der Verdammnis eine besondere Rolle: Römer 9,13; 9,18 und 9,22. Was Paulus damit meint, wird in jedem dieser Verse recht deutlich, wenn man den Gesamtkontext im Auge behält. Und auf diese Weise wird eindeutig ersichtlich, dass die Lehre der Verdammnis alles andere als eine notwendige Schlussfolgerung ist, die aus diesen Versen gezogen werden kann.
Römer 9,13: Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst.
Paulus macht hier keine allgemeine Aussage darüber, wie Gott mit allen Menschen verfährt oder dass alle Menschen in zwei Gruppen eingeteilt werden können: diejenigen, die er von Ewigkeit her verworfen hat, und diejenigen, die er von Ewigkeit her angenommen hat. Paulus macht eine konkrete Aussage darüber, wie Gott schon immer mit ungläubigen Juden umgegangen ist und weiterhin mit ihnen umgeht. Die Schlussfolgerung des Paulus aus der ganzen Argumentation in Bezug auf die ungläubigen Juden ist, dass Gott sie letztendlich durch den Glauben erlösen wird. Was auch immer „Esau aber habe ich gehasst“ bedeutet, es kann nicht bedeuten, dass Gott bestimmte Menschen verwirft, denn Paulus sagt nicht, dass Gott ungläubige Juden verworfen hat. Wie die ungläubigen Juden hat Esau die richtige ethnische Zugehörigkeit und hat „weder Gutes noch Böses getan“, aber er wird als Sohn verworfen, weil ethnische Zugehörigkeit und Werke nie die Voraussetzungen für Errettung waren.[28] Gott will damit zeigen, wie er nicht errettet. Paulus zitiert den Vers „Esau aber habe ich gehasst“ nicht als Beweis dafür, dass Gott manche Menschen aus dem einzigen Grund hasst, um seine eigene Herrlichkeit zu demonstrieren. Paulus zitiert diesen Vers als Beweis dafür, dass Gott nie aufgrund ethnischer Herkunft oder aufgrund von Werken verpflichtet war, andere zu geliebten Söhnen zu machen, sondern allein aufgrund des Glaubens an seine Verheißungen. Lange vor Jakobs und Esaus Geburt beschloss Gott, Söhne und Töchter aufgrund des Rufs anzunehmen, der eine Antwort verlangt. Ungläubige Juden befinden sich in genau derselben Stellung wie Esau (von der Herkunft mit Abraham verwandt, aber nicht „nachdem sie Böses getan hatten“), weil sie Gottes Ruf des Evangeliums ablehnen und glauben, dass die Einhaltung des Gesetzes [Werke des Gesetzes] sie rechtfertigen werde.
Römer 9,18: So erbarmt er sich nun, über wen er will, und verstockt, wen er will.
Paulus macht hier keine allgemeine Aussage darüber, wie Gott mit allen Menschen verfährt. Er macht eine konkrete Aussage darüber, wie Gott an ungläubigen Juden handelt. So wie Gott den Pharao verhärtete, damit Israel gerettet und sein Name überall verkündet werden konnte, so verhärtet Gott Juden, die auf ihre ethnische Herkunft und auf die Thora [ihre eigenen Werke] vertrauen, um die Herrlichkeit seiner messianischen Erlösung unter Juden und Heiden der ganzen Welt vor Augen zu führen. Gott erbarmt sich der Heiden, auch wenn sie weder die richtige Herkunft noch die Thora [Werke] aufweisen können, und er verhärtet Juden, die über beides verfügen [aber nicht glauben]. Paulus betont in Römer 11,25, dass diese Verhärtung der ungläubigen Juden nur so lange fortdauert, bis die „Vollzahl“ der Heiden eingegangen ist; dann werden diese ungläubigen Juden errettet, sofern sie glauben.[29] Daher kann von Verdammnis [einzelner in der Ewigkeit] in Römer 9,18 keine Rede sein, weil die Verhärtung, von der Paulus spricht, ausschließlich die Juden betrifft und nicht alle Ungläubigen. Sie ist vorübergehend und nicht dauerhaft und dient dazu, möglichst viele Menschen zu erretten.
Römer 9,22: … die Gefäße des Zorns, die zum Verderben zugerichtet sind.
Auch hier macht Paulus keine allgemeine, philosophische, zeitlose Aussage darüber, wie Gott mit jedem einzelnen Menschen verfährt. Er macht eine spezifische, heilsgeschichtliche Aussage darüber, wie Gott mit ungläubigen Juden in einer bestimmten Zeit umgeht. Paulus bezieht sich auf das Bild der Gefäße aus Jeremia 18,1-12. Jeremia geht zum Haus des Töpfers und beobachtet dort, wie dieser einen unbrauchbaren Tontopf, den er noch nicht gebrannt hat, erneut zu einem Klumpen formt und von vorne beginnt. Gott will Jeremia damit sagen, dass er das Recht hat, sein Handeln an einer Nation selbst zu bestimmen, je nachdem wie eine Nation wandelt. Paulus will zum Ausdruck bringen, dass Gott das Recht hat, das Schicksal der Juden zu bestimmen, wenn sie sich weigern, dem Evangelium zu glauben. Obwohl sie als Gottes Volk zum Segen bestimmt waren, sind sie nun zum Zorn bestimmt, weil sie das Evangelium Gottes ablehnen. Das mag aus menschlicher Sicht ungerecht erscheinen. Diese Juden haben die richtige Herkunft und die Thora, daher könnte man annehmen, dass sie erlöst werden sollten. Doch Gott hat das Recht, seinen Heilsplan nach seinem Willen zu gestalten, und er will Menschen durch den Glauben an den Messias retten. Weil die Erlösung durch den Glauben an den Messias Jesus „Gottes Ratschluss der Erwählung“ ist, werden Heiden, die einst Gefäße des Zorns waren, nun überraschend zu Gefäßen der Barmherzigkeit zugerichtet, während Juden, die einst Gefäße der Barmherzigkeit waren, nun zu Gefäßen des Zorns zugerichtet werden. In Gottes Ratschluss macht die jüdische Ablehnung des Evangeliums der Welt deutlich, dass Gott mächtig genug ist, auf seine Weise zu erretten, und dass er nicht einmal seinem eigenen Volk eine Sonderbehandlung zukommen lässt, wenn es nicht an den Messias Jesus glaubt. Dies macht Gottes Errettung von Juden und Heiden durch Gnade noch offenkundiger und herrlicher. Die Veranschaulichung im Buch Jeremia beruht indessen darauf, dass die Töpfe noch nicht im Ofen gebrannt waren. Sollten die ungläubigen Juden Buße tun, hat der Töpfer das Recht, sie zu Gefäßen der Barmherzigkeit und nicht zu Gefäßen des Verderbens zuzurichten. Genau dies ist die Schlussfolgerung, die Paulus in Römer 11,30-31 zieht: „Denn gleichwie auch ihr einst Gott nicht geglaubt habt, jetzt aber Barmherzigkeit erfahren habt um ihres Unglaubens willen, so haben auch sie jetzt nicht geglaubt um der euch erwiesenen Barmherzigkeit willen, damit auch sie Barmherzigkeit erfahren sollen.“ Es ist daher unmöglich, dass sich die ungläubigen jüdischen „Gefäße des Zorns“ von Römer 9,22 auf eine Gruppe von Menschen bezieht, die dauerhaft [von Ewigkeit her] verworfen ist, wenn diese gleiche Gruppe, die gegenwärtig ungehorsam ist, dazu bestimmt ist, dass Barmherzigkeit an ihr erwiesen wird.
Römer 9 und die calvinistische Exegese
Was bedeutet diese Herangehensweise an Römer 9 für die calvinistische Exegese in Bezug auf die Verdammnis? Schauen wir uns noch einmal Grudem an. Er zitiert Römer 9,17–22 (die Verse über die „Verstockung“ und die „Gefäße des Zorns“) als Beweis für Gottes Entscheidung, nur einige zu erretten, ohne eine Erklärung vorzulegen, und zwar so als sei die Verdammnis so offensichtlich, dass es keiner weiteren Analyse bedürfe. Grudem selbst räumt jedoch im selben Abschnitt über die Verdammnis ein, dass Römer 9,1-4 von der „großen Traurigkeit [des Paulus] beim Gedanken an die ungläubigen Juden, die Christus abgelehnt hatten,“[30] spricht. Der Kontext legt nahe, dass Paulus das Problem des jüdischen Unglaubens auch dreizehn Verse später noch immer vor Augen hatte. Wie der Pharao werden ungläubige Juden verstockt, damit Gottes Name auf der ganzen Erde groß gemacht werde, nämlich durch die Verbreitung des Evangeliums unter den Heiden. Ist Verstockung das letzte Wort über diese ungläubigen Juden? Wohl kaum. In Römer 11,25 wird von der teilweisen Verstockung der Juden gesprochen, bis die Heiden hinzukommen und allen das Heil zuteilwird. Grudem zitiert weiter aus Römer 11,7: „Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; die Auswahl aber hat es erlangt“, um die calvinistische Auffassung zu untermauern, dass „Gott nicht alle zum Heil erwählt hat“.[31] Doch was sagt Paulus im Folgenden über die „Verstockung“ der „Übrigen“? Wiederum, nur wenige Verse später, spricht Paulus nur von einer teilweisen Verstockung, die aufgehoben wird, sobald die Heiden hinzukommen.
Tatsächlich deutet Grudem mit seinem Zitat aus Römer 11,7 den meiner Meinung nach wichtigsten Einwand der calvinistischen Exegese gegen die vorliegende Interpretation von Römer 9-11 an: Paulus spricht hier von auserwählten und verworfenen Juden – auserwählte Juden erlangten die Errettung, nicht-auserwählte Juden hingegen wurden für ewig verworfen. Die Lösung des Problems des jüdischen Unglaubens in Römer 9-11 besteht jedoch nicht darin, dass Gott einen Rest gläubiger Juden bewahrt. Das ist sicherlich Teil der Antwort von Paulus in Römer 11,1-6. Gott hat tatsächlich einen Überrest gläubiger Juden bewahrt – Paulus eigener Glaube dient hierfür als Beispiel.[32] Aber was ist mit den übrigen Juden, dem „Nicht-Überrest“? In Römer 11,7 sagt Paulus tatsächlich, dass diese ungläubigen Juden gegenwärtig verstockt sind. Doch in Vers 11 wirft Paulus die entscheidende Frage hinsichtlich dieser verstockten, ungläubigen Juden auf, die nicht dem Überrest angehören, und die im Zentrum des gesamten Schriftabschnitts stehen: „Sind sie denn gestrauchelt, damit sie fallen sollten?“ Der eindeutige Sinn der Frage ist: „Sind diese gegenwärtig ungläubigen Juden, die nicht zum Überrest gehören und gestrauchelt sind, dazu vorherbestimmt, dauerhaft zu fallen?“ Paulus beantwortet seine eigene Frage mit Nachdruck: „mē genoito! Das sei ferne!“[33] Gott benutzt ihre Fehltritte, um Heiden zum Glauben zu bringen und die ungläubigen Juden eifersüchtig zu machen, um sie in die „Fülle“ (11,12) Israels aufzunehmen. In Römer 11,14 sagt Paulus, sein Dienst bestehe darin, einige dieser eifersüchtigen, strauchelnden, ungläubigen Juden zu erretten. Wenn „die Übrigen“ dauerhaft verstockt wären [weil Gott es in der Ewigkeit so vorherbestimmt hat], warum macht sich Paulus dann die Mühe, zu ihnen zu predigen? Genau gegen eine solche falsche Denkweise argumentiert Paulus hier.[34] In Vers 15, der sich immer noch auf diese einzelne Kategorie der gegenwärtig ungläubigen Juden bezieht, die nicht Teil des Überrests darstellen, spricht Paulus sowohl von ihrer Verwerfung als auch von ihrer Annahme. In Vers 16 ist nicht nur der Überrest der Juden „heilig“, sondern auch der Rest des Teiges der ungläubigen Juden. Die Wurzel des „Überrestes“ ist heilig, ebenso wie die Zweige [der gegenwärtig ungläubigen Juden].
In den Versen 17-24 bemerkt Paulus, dass diese Zweige, diese ungläubigen Juden, die nicht zum Überrest gehören, tatsächlich ausgebrochen wurden. Warum wurden sie ausgebrochen? Vers 20 sagt es uns: „Um ihres Unglaubens willen sind sie ausgebrochen worden.“ Ist dieses Ausbrechen endgültig? Vers 23 gibt die Antwort: „Jene dagegen, wenn sie nicht im Unglauben verharren, werden wieder eingepfropft werden; denn Gott vermag sie wohl wieder einzupfropfen.“ Paulus kommt in seiner Argumentation in den Versen 25-31 zu einem Schlusspunkt. Diese ungläubigen Juden sind „zum Teil“ verstockt (11,25). Die Verstockung wird aufgehoben, und ganz Israel, der Rest der ungläubigen Juden wird errettet werden. Sie sind nicht Verworfene, sondern „Geliebte“ (11,28). Sie sind nicht länger Gefäße des Zorns, sondern Gefäße der Barmherzigkeit (11,31-31).[35]
Paulus legt demnach in Römer 9-11 nicht dar, dass es auserwählte und verworfene Juden gibt. Solche Kategorien muss man in den Text hineinlesen. In seiner langen Argumentation, beginnend mit Römer 9, legt Paulus dar, dass die ungläubigen Juden der Gegenwart, gleich Ismael, nicht auf Grundlage ihrer ethnischen Herkunft errettet werden; gleich Esau werden sie nicht durch Werke errettet; gleich Pharao werden sie verstockt um der weltweiten Verkündigung willen; gleich dem Volk Israel im Exil werden sie zu Gefäßen des Zorns zugerichtet, da sie aufgrund ihres Unglaubens nicht länger „mein Volk“ sind; und auf diese Weise demonstrieren sie die Herrlichkeit der Gnade, die gläubigen Juden und gläubigen Heiden zuteilwird. In Römer 10,1 sehnt sich Paulus immer noch nach der Errettung dieser ungläubigen Juden, die ihre Gerechtigkeit durch Werke anstreben. Die Erlösung kommt dagegen allein durch Glauben, und diese gute Nachricht muss ihnen weiterhin gepredigt werden. In Römer 11,1 fragt Paulus: „Hat Gott etwa sein Volk verstoßen?“ Wieder lautet die Antwort: mē genoito! Das sei ferne! Gott bewahrt einen Überrest von Juden durch Gnade aus Glauben. Er verstockt gegenwärtig die übrigen ungläubigen Juden, damit die Heiden hinzukommen können, und reizt die übrigen ungläubigen Juden zur Eifersucht, damit Gott ihnen zur rechten Zeit Errettung bringen kann – sofern sie glauben.
Wie kann Grudem dann aus Römer 9,17-22 und 11,7 die Lehre der Verdammnis ableiten, wenn die Gefäße dieser Verse Gegenstand von Gottes Heilsabsichten bleiben? Wie Taylor oben warnt, leidet Grudems Exegese an einer unangemessen deterministischen Verengung, die dazu führt, dass er einen [exegetischen] Fehler nach dem anderen macht. Um zu beweisen, dass Gott nicht unaufrichtig ist, weil er über die Verdammnis der Menschen betrübt sei, die er nach seinem Ratschluss nicht erretten will, verweist Grudem auf die Traurigkeit des Paulus über die ungläubigen Juden, als ob sich Römer 9,1-4 auf Juden konzentriert, die niemals glauben werden.[36] Dagegen erzählt Römer 9-11 die Geschichte des Unglaubens der Juden in der Gegenwart; es ist nicht die Geschichte eines ewigen Unglaubens der Juden. Über dieselbe Gruppe ungläubiger Juden sagt Paulus in Römer 10,1: „Brüder, der Wunsch meines Herzens und mein Flehen zu Gott für Israel ist, dass sie gerettet werden.“ Die Traurigkeit des Paulus in Römer 9,1-4 besteht nicht darin, dass diese nicht glauben können [da zum Unglauben vorherbestimmt], sondern darin, dass sie noch nicht geglaubt haben und dass deshalb Gottes Zorn über sie kommt. Nur wenn Grudem den Kontext völlig außer Acht lässt, kann er Paulus so verstehen, dass er für die ersehnte Errettung von Menschen betet, von denen der Apostel glaubt, dass Gott sie überhaupt nicht erretten will oder erretten wird.
Schlussendlich sollte klar geworden sein, dass die Schlüsseltexte aus Römer 9, die zur Untermauerung der calvinistischen Lehre der Verdammnis herangezogen werden, aus theologischer Sicht genau das Gegenteil lehren: Gott hat eine bestimmte Gruppe von Menschen [die ungläubigen Juden] nicht aufgegeben. Wenn sich die calvinistische Lehre der Verdammnis auf exegetischer, theologischer und philosophischer Grundlage in sich nicht schlüssig ist, welche Verse bleiben dann noch übrig, um diese problematische Lehre zu stützen? Wenn wir Paulus in Römer 9-11 einfach sagen lassen, was er sagen will, finden wir die unbegreifliche Wahrheit der Lehre vor: Selbst wenn es nach unseren Maßstäben so aussieht, als würden bestimmte Menschen niemals zum Glauben finden, gibt Gott seinen Plan niemals auf, ihnen durch sein Volk nachzugehen. Das ist ein souveräner Gott, der aller Anbetung würdig ist.
Eric Hankins, Romans 9 and the Calvinist Doctrine of Reprobation, veröffentlicht im Journal of Baptist Theology & Ministry.
Anmerkungen
[1] Wayne Grudem, Systematic Theology (Grand Rapids, MI: Zondervan, 1994), 685. Vgl. W. S. Reid, „Reprobation,” in Evangelical Dictionary of Theology, ed. Walter A. Elwell (Grand Rapids, MI: Baker, 1984): „Dieser Begriff … bezieht sich auf die Tatsache, dass Gott die Nicht-Erwählten auf ewig zur ewigen Strafe verdammt hat.” Ähnlich vertritt Millard Erickson in Christian Theology, 3. Auflage (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2013), S. 319, die Auffassung, dass sich Verdammnis auf die „negative Vorherbestimmung [Prädestination] oder Gottes Entscheidung in Bezug auf einige Menschen bezieht, ewige Verdammnis oder Verlorenheit zu erleiden“.
Anmerk. des Übersetzers: Diejenigen, die Gott laut Calvin bei der Erwählung „übergeht, die verwirft er“. Zur Begründung beruft Calvin sich auf den „unbegreiflichen Ratschluss“ Gottes. Wie nach Römer 9,22 die Erwählten „zur Herrlichkeit“ zubereitet sind, so seien die Verworfenen „zugerichtet zur Verdammnis“ (Inst. III.23,1).
[2]Grudem, Systematic Theology, 684: „Wenn wir die Erwählung als Gottes souveräne Entscheidung verstehen, einige Menschen zu retten, dann gibt es notwendigerweise einen weiteren Aspekt dieser Erwählung, nämlich Gottes souveräne Entscheidung, andere zu übergehen und sie nicht zu retten.”Siehe auch Loraine Boettner, The Reformed Doctrine of Predestination (1932; Woodstock, Ontario: Devoted, 2017), 47, erhältlich hier: https://books.google.com/books?id=y3KUDgAAQBAJ&pg=PA47&lpg=PA47&dq=#v=onepage&q&f=false (aufgerufen am 17. Januar 2018): “ Die Lehre der absoluten Prädestination besagt natürlich logisch, dass manche zum Tode vorherbestimmt sind, wie andere zum Leben vorherbestimmt sind.“ James Leo Garrett, Systematic Theology, 2nd ed. (North Richland Hills, TX: BIBAL Press, 2001), 2:483–85, zeigt, dass Augustinus, Calvin und diejenigen, die ihrer theologischen Tradition folgten, bestätigen würden, dass die Verdammnis eine notwendige Folge der Erwählung ist.
[3] Ken Keathley, Salvation and Sovereignty: A Molinist Approach (Nashville, TN: B&H Academic, 2010), 58, bezeichnet dies als das „tiefe, dunkle, ,kleine schmutzige‘ Geheimnis“ des Calvinismus“.
[4] Der Einfachheit halber und um die Auseinandersetzung zu erleichtern, werde ich mich im Hauptteil des Artikels ausschließlich mit Grudems Sichtweise der Verdammnis befassen. Sein systematisch-theologisches Werk wurde über eine halbe Million Mal verkauft und ist ein Standardwerk der konservativen evangelikalen Seminarausbildung. Seine Auslegung der Lehre entspricht dem üblichen „infralapsarischen“ Ansatz der reformierten Tradition. Siehe auch Michael Horton, The Christian Faith (Grand Rapids, MI: Zondervan, 2011), 316–17.
Anmerkung des Übersetzers: Der Infralapsarianismus lehrt, dass Gott den Sündenfall des Menschen vorhergesehen und zugelassen hat und dass er nach dem Sündenfall die Erwählung angeordnet hat, um einen Teil der Menschheit zu retten. Der Supralapsarianismus hingegen lehrt, dass Gott sowohl die Erwählung als auch Verdammnis der Menschen vor der Schöpfung vorherbestimmt hat.
[5] Boettner, 47: [In seinem Abschnitt über die Verdammnis] „Die Hauptschwierigkeit mit der Lehre von der Erwählung entsteht natürlich im Hinblick auf die Unerlösten; und die Heilige Schrift hat uns keine ausführliche Erklärung ihres Zustandes gegeben.“
[6] Grudem, Systematic Theology, 685.
[7] Roger Olson, Against Calvinism (Grand Rapids, MI: Zondervan, 2011), 102–35, and Keathley, 138–63, demonstrieren in ihren jeweiligen Kapiteln über die bedingungslose Erwählung den widersprüchlichen und daher selbstzerstörerischen Charakter dieser Auffassungen.
[8] Grudem, Systematic Theology, 686.
[9] Jerry Walls, “Why No Classical Theist, Let Alone Orthodox Christian, Should Ever Be A Compatibilist,” Philosophia Christi 13 (2011): 98–99.
Anmerkung des Übersetzers: Kompatibilismus, auch „weicher Determinismus“ genannt, ist eine Theorie, nach der freier Wille und Determinismus miteinander vereinbar sind.
Anmerkung des Übersetzers: Determinismus ist die Auffassung von der kausalen [Vor]bestimmtheit allen Geschehens bzw. Handelns.
[10] R. C. Sproul, Chosen by God in The R. C. Sproul Collection, vol. 1, erhältlich hier: https://books.google.com/books?id=n9QRDgAAQBAJ&pg=PT244&lpg=PT244&dq=#v=onepage&q&f=false (aufgerufen am 20. Januar 2018). Sprouls Ehrlichkeit an dieser Stelle wäre erfrischend, wenn seine Schlussfolgerungen nicht so verstörend wären: „Das unangenehme Problem für den Calvinisten [ist] … Wenn Gott die Errettung einiger gewährleisten kann und dies auch tut, warum gewährleistet er dann nicht die Errettung aller? … Die einzige Antwort, die ich auf diese Frage geben kann, ist, dass ich es nicht weiß. … Eines weiß ich. Wenn es Gott gefällt, einige und nicht alle zu retten, ist daran nichts Unrechtes.“ Im Gegenteil, es ist die Definition von Unrecht.
[11] Den wenigen Texten, die eine Verdammnis [im calvinistischen Sinne] nahelegen, stehen jene Texte gegenüber, die klar Gottes Liebe und seinen Willen zum Ausdruck bringen, alle Menschen zu retten (Jo 3,16; 1Tim 2,2-4, 2Petr 3,9; 1John 2,2, usw.).
[12] William Lane Craig, „Response to Paul Kjoss Helseth’s ‘God Causes All Things,’” in Four Views on Divine Providence, ed. Dennis W. Jowers (Grand Rapids, MI: Zondervan, 2011), 58–62. Craig argumentiert, dass gegen die Verdammnis auf Grundlage des Determinismus fünf Einwände erhoben werden können: (1) „Er kann keine kohärente Interpretation der Heiligen Schrift aufweisen“, (2) „er kann nicht rational bestätigt werden“, (3) „er macht Gott zum Urheber der Sünde und leugnet die Verantwortung des Menschen“, (4) „er macht die menschliche Handlungsfähigkeit zunichte“ und (5) „er macht die Realität zu einer Farce“.[13] Grudem, Systematic Theology, 685. See also Reid, „Reprobation,” der erläutert, dass Calvin diese Lehre in seiner Institutio zwar für furchtbar hielt, sie jedoch als klare Lehre der Heiligen Schrift betrachtete und sich dabei hauptsächlich auf Römer 9 als Beleg aus dem Neuen Testament berief.
[14] Grudem, Systematic Theology, 685.
[15] John Taylor, “The Freedom of God and the Hope of Israel: Theological Exegesis of Romans 9,” Southwestern Journal of Theology 56 (Fall 2013): 25–41.
[16] Douglas Moo, The Epistle to the Romans, NICNT, ed. Gordon Fee (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 1996), 548: „Wenn wir die Bedeutung dieses jüdischen Motivs im Römerbrief erkennen, können wir Römer 9-11 den entsprechenden Platz im Brief einräumen. … Paulus verwendet Israel nicht einfach, um ein theologisches Thema wie Prädestination oder die Gerechtigkeit Gottes zu veranschaulichen. Er spricht über Israel selbst …“
[17] Moo, The Epistle to the Romans, 548: „Paulus schreibt die Kapitel 9-11 mit Anspielungen auf die zentrale Spannung, die er zu lösen sucht: Die Juden, die Empfänger so vieler Vorrechte (9:4-5), erfahren nicht die Errettung, die in Christus angeboten wird (angedeutet in 9,1-3).“
[18] Richard H. Bell, Provoked to Jealousy: The Origin and Purpose of the Jealousy Motif in Romans 9–11, WUNT 63 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1994), 51.
[19] Taylor, “The Freedom of God and the Hope of Israel,” 36.
[20] Die Fragen in Römer 3,1-8 („Wie denn? Wenn auch etliche untreu waren, hebt etwa ihre Untreue die Treue Gottes auf? Ist Gott etwa ungerecht, wenn er das Zorngericht [über die ungläubigen Juden] verhängt?) werden mit mē genoito! (Das sei ferne!) beantwortet. Diese Frage wird erneut in Römer 9,14 („Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott?“), Römer 11,1 („Hat Gott etwa sein Volk verstoßen?“) und in Römer 11,11 („Sind sie denn gestrauchelt, damit sie fallen sollten?“) aufgeworfen. Die Antwort ist stets dieselbe: mē genoito! (Das sei ferne!).
[21] N. T. Wright, “Romans and the Theology of Paul,” im Internet hier: http://ntwrightpage.com/2016/05/07/romans-and-the-theology-of-paul/ (aufgerufen am 17. Januar 2018): 5–20.
[22] N. T. Wright, Paul and the Faithfulness of God (Minneapolis, MN: Fortress, 2013), 1208.
[23] Wright, Paul and the Faithfulness of God, 1236–37.
[24] A. Chadwick Thornhill, The Chosen People: Election, Paul and Second Temple Judaism (Downers Grove, IL: IVP Academic, 2015), 248.
[25] „Wieviel mehr” (5,9.10.15.17; vgl. 11,12.24; keine weiteres Mal im Römerbrief); „Übertretung” (4,25; 5,15.16.17.18.20; vgl. 11,11.12); „Versöhnung” (5,11; vgl. 11,15; kein weiteres Mal im Römerbrief); „Feinde” (5,10; vgl. 11,28; kein weiteres Mal); „errettet” (5,9.10; vgl. 11,14.26; nur ein weiteres Mal in den Kapiteln 9-11); „Leben aus den Toten” (5,10.21; 11,15); Fülle/Vollmaß (5,20 vgl. 11,12).
[26] N. T. Wright, The Letter to the Romans in The New Interpreter’s Bible, vol. 10 (Nashville, TN: Abingdon, 2002), 681.
[27] Sigurd Grindheim, The Crux of Election: Paul’s Critique of the Jewish Confidence in the Election of Israel, WUNT 202 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2005), 163.
[28] Thornhill, The Chosen People, 237.
[29] Grindheim, The Crux of Election, 162.
[30] Grudem, Systematic Theology, 686.
[31] Grudem, Systematic Theology, 685.
[32] Es ist bemerkenswert, dass Paulus vor seiner Bekehrung ein perfektes Beispiel für die soteriologische Funktion des „verstockten“, ungläubigen Juden ist. Der Saulus, dem wir in Apostelgeschichte 7,58 begegnen, ist ein „Feind des Evangeliums“, der sich mit aller Macht dagegen stellt. Doch er dient nur dazu, das Evangelium aus Jerusalem zu verbannen und unter die Heiden zu bringen. Dies ist die konsequente Darstellung der Verwerfung der Juden in der Apostelgeschichte.
[33] Thornhill, The Chosen People, 248.
[34] Wright, Paul and the Faithfulness of God, 1236.
[35] Glen Shellrude, “The Freedom of God in Mercy and Judgment: A Libertarian Reading of Romans 9:6–29,” Evangelical Quarterly 81 (2009): 315.
[36] Grudem, Systematic Theology, 686.
https://soteriology101.com/2018/04/09/romans-9-and-the-calvinist-doctrine-of-reprobation/.