Veröffentlicht am 02. September 2025
Nachdem ich Mitte August 2025 den kritischen Artikel zu ICF-Bewegung „Wie cool darf Kirche sein?“ veröffentlicht hatte, gab es erwartungsgemäß die unterschiedlichsten Reaktionen. Ich antworte auf Facebook-Kommentare grundsätzlich nicht, weil es dort zu oft in eine Endlosschleife ausartet. Leider gibt es dort auch zu viele unqualifizierte und lieblose Äußerungen. Manche schreiben scheinbar, ohne nachzudenken.
In diesem kurzen Statement möchte ich jedoch ein paar Einwände gegen meine ICF-Kritik aufgreifen.
- Die Kritiker sollen mal zeigen, was sie für die Jugend getan haben
Diesen Einwurf empfinde ich als extrem flach. Nicht jeder Christ hat die gleiche Berufung. Was wäre, wenn ich den Einwender fragen würde, wie viele Gemeinden er bereits gegründet hat?
Ich persönlich habe Jugendarbeit nie für meine ureigenste Aufgabe gehalten. Ich konnte in meinem Dienstleben mit älteren Menschen immer besser umgehen als mit Kindern und Jugendlichen. Deswegen sollte ich mich nicht zu einem populären Gemeindebaukonzept äußern dürfen?
Die ICF-Bewegung zieht unbestritten viele junge Leute an. Aber wie? Mit welchen Methoden? Mit wie vielen Kompromissen? Welcher Preis muss bezahlt werden?
Die Vorgehensweise dieser Jugendkirche darf jeder Christ mit der Bibel in der Hand kritisch hinterfragen – auch dann, wenn man sich in anderen Bereichen des Gemeindebaus eingesetzt hat. Man sollte es sogar!
- Kirchenferne Teens und Twens erreicht man halt nur im ICF-Stil
Dem widerspreche ich laut und deutlich. Ja, die ICF-Vorgehensweise funktioniert – vordergründig betrachtet.
Doch es gibt einen Ansatz in der Jugendarbeit, den ich bevorzugen würde: Junge Leute kommen zusammen, um in schlichter Weise die Bibel zu lesen. Sie singen. Sie beten. Sie genießen Sport und Spiel. Sie erleben authentische Leiter. Es sind vielleicht keine Massen. Aber Christus ist unter ihnen, und Menschen kommen zu einer persönlichen Glaubensüberzeugung.
Die ICF-Bewegung vermittelt in meinen Augen falsche Standards. Um (junge) Menschen zu erreichen
- würde laute Pop- und Rockmusik gebraucht,
- würden Sound- und Lichteffekte gebraucht,
- es würden telegene Bühnenprofis gebraucht etc.
Das stimmt einfach nicht.
Ein Mann, der jahrelang im Leitungsteam einer großen ICF-Gemeinde mitgearbeitet, sich inzwischen jedoch enttäuscht abgewendet hat, schrieb mir: „Ich werde keinem Prediger mehr zuhören, der für seine Botschaft eine Bühnenshow braucht!“
Im Blick auf das Erscheinungsbild einer gottesdienstlichen Versammlung findet ein ständiger Niedergang statt. Was 1955 mit Robert Schullers Kino-Gottesdiensten in Kalifornien begann, findet heute seinen vorläufigen Höhepunkt in den coolen ICF-Celebrations. Man bemerkt den unaufhaltsamen Downgrade gar nicht. Man sitzt wie der berühmte Frosch im Kochtopf auf dem Herd und registriert den kontinuierlichen Temperaturanstieg nicht – bis es zu spät ist.
Darum muss das Neue Testament der Maßstab für die Gemeinde und ihre Gottesdienste sein. Alle Baukonzepte sollten unbedingt an Gottes Wort geprüft werden. Was mit Buchstaben und Geist der Schrift nicht übereinstimmt, muss unterlassen werden.
- Beim ICF stehen viele in der ersten Liebe – anstatt in toter Theologie erstarrt zu sein
Ein Bekannter schrieb mir:
„Was mir persönlich beim ICF besten gefällt ist die erste Liebe, die Begeisterung für Jesus. Das habe ich in den vielen Gemeinden, in denen ich unterwegs war, nicht so stark erlebt. Das darf nicht unterschätzt werden. Jesus fällt in dem Sendschreiben über die perfekte Gemeinde in Ephesus ein vernichtendes Urteil. Ein hohes akademisch-theologisches Niveau bei den Sonntagspredigten ist kein zuverlässiges positives Merkmal in den Augen Gottes, die erste Liebe schon.“
Ich besuchte in den letzten 45 Jahren die unterschiedlichsten Kirchen, Gemeinschaften und Freikirchen in vielen Ländern. Ich lernte überall Menschen kennen, die Jesus Christus wirklich brennend liebhaben. Manche hatten zusätzlich eine gute Theologie – andere eher nicht.
Aber man darf keinesfalls den Kontrast aufbauen, dass die erste Liebe nur dort zu finden ist, wo weniger Gewicht auf gesunde Lehre gelegt wird. Schließlich werden wir im Neuen Testament immer wieder aufgefordert, auf gesunde Lehre zu achten und falsche Lehre zu meiden (Röm 16,17; 1Tim 4,16).
Wer Jesus wirklich liebt, wer an ihm hängt und nach seinem Wohlgefallen leben möchte, das weiß letztlich unser Gott ganz genau.
Und zu dieser Gruppe möchte ich unbedingt gehören. Du auch?