Einer der Texte, die von Vertretern des calvinistischen Systems am häufigsten herangezogen werden, ist Epheser 1,3-4:

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen [Regionen] in Christus, wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe…

Wenn wir ohne hermeneutische Brille an diesen Abschnitt herangehen, ist er relativ leicht zu verstehen:
1. Der Epheserbrief richtet sich „an die Heiligen und in Christus Jesus Gläubigen“ oder genauer übersetzt „an die Heiligen und Treuen in Christus Jesus“ (V. 1).
2. Uns wird mitgeteilt, dass die Erwählten vor Grundlegung der Welt IN CHRISTUS erwählt wurden – nicht außerhalb von ihm (V. 3-4).
3. Die Erwählten wurden in der vergangenen Ewigkeit nicht zur Errettung erwählt, sondern zur Heiligkeit, Untadeligkeit und in Liebe (V. 4).
4. Die Erwählten wurden zur Sohnschaft und zum Preis seiner herrlichen Gnade bestimmt. Sie wurden nicht von Nicht-Söhnen zu Söhnen erwählt, sie wurden als Erwählte zur Sohnschaft bestimmt (V. 5-6).
5. Vorherbestimmung bezieht sich hier auf diejenigen, die zuvor auf Christus vertraut bzw. gehofft haben (V. 12).
6. Die Gläubigen in Ephesus setzten ihr Vertrauen auf Christus, nachdem sie das Evangelium gehört hatten (V. 13).
7. Die Gläubiggewordenen wurden dann mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt (V. 13).
8. Diejenigen, die Christus vertraut und den Heiligen Geist empfangen haben, bekommen die Garantie ihres Erbes im Himmel (V. 14).
9. Diese Garantie erstreckt sich bis auf den Tag der Verherrlichung des Gläubigen (V. 14).
In V. 5 und in V. 11 steht im Griechischen zweimal das Wort „prädestiniert“ (vorherbestimmt). Aber beide Male meint es nicht eine Vorherbestimmung zum Heil, sondern einmal zur Sohnschaft (V. 5) und einmal zu unserem himmlischen Erbteil (V. 11).

Epheser 1,4 kann auch deswegen keine „Erwählung zum Heil in Christus“ meinen, weil Paulus in Römer 16,7 schreibt:

Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind, die schon vor mir in Christus waren! (Röm 16,7)

Hier sehen wir eindeutig, dass Sünder, die sich bekehren, IN DIESER ZEIT die Stellung in Christus einnehmen – und nicht bereits vor Grundlegung der Welt!
(aus: „Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin“, S. 73-75)